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Papiertiger US-Dollar (Teil 1)

23.01.2012  |  Jim Willie CB
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Alternativwege könnten über die Türkei als Vermittler der Zahlungen führen, obwohl neue Vorschläge scheinbar von der türkischen Führung zurückgewiesen werden. Die in Indien ansässige Bharat Petroleum Corp begann im September mit dem Kauf von 20.000 Barrel Rohöl pro Tag aus dem Iran über zeitlich befristete Verträge. BPCL überlegt jetzt, ob man die Lieferungen nicht vielleicht doch aussetzen sollte. Zu den indischen Firmen, die iranisches Rohöl kaufen, gehört auch die Essar Oil Ltd und die Indian Oil Corp. Die Lieferverträge anderer indischer Unternehmen, die Öl aus dem Iran kaufen, laufen in der Regel von April bis März. Die Raffinerien müssen ihre Verträge für das neue Finanzjahr jetzt noch verlängern.

Den Angaben der Indischen Zentralbank zufolge hatten die Schulden der indischen Raffinerien gegenüber dem Iran im Juni ganze 5 Milliarden $ erreicht. Die ausstehenden Zahlungen brachten fast den gesamten Ölhandel zwischen beiden Nationen in Gefahr (oder eine Tranche von 9,5 Milliarden $ im bilateralen Handel). Die Behörden in Iran informierten die Kunden, sie würden keine August-Lieferungen mehr erhalten, sollten die Rechnungen nicht beglichen werden. Über ein komplexes Netzwerk fingen die Raffinerien im August an, die ausstehenden Zahlungen zu begleichen, nachdem die Halk Bank in der Türkei sich für diese Transfers angeboten hatte. Die Mittlerbank hat sich in den vergangenen 18 Monaten im Ölsektor den Ruf verdient, sie wickle Transaktionen ab, die mit Handelsgeschäften mit dem Iran in Verbindung stehen.

Die jüngst von der US-Regierung verabschiedeten Sanktionen gegen Finanzinstitutionen, die mit der Zentralbank des Iran zusammenarbeiten, zielen auch direkt auf die Halk Bank ab. Man sollte Indien unbedingt im Auge behalten, um zu sehen, welche Kraft die Sanktionen haben werden. Es dürfte Umgehungslösungen geben, gerade mit Russland. Die Türken haben dafür nicht das nötige Gewicht. Die Russen schon. Die Kremlgrößen sind hochmotiviert, dem amerikanischen Wagen, der wohl schon so viele Fußgänger umgefahren hat, ein Rad abzuschlagen.


Neues von der SCO

In den Jahren 2002 bis 2005 erregte die Shanghai Cooperative Organisation beachtlich viel öffentliche Aufmerksamkeit. Ursprünglich war sie eine Organisation für den kulturellen Austausch zwischen Russland und China gedacht, unter dem Vorsitz der verbliebenen Republiken der Sowjetunion. Später kamen auch Sicherheitsfragen auf die Agenda. Noch später kamen die Themen Handel und der Rohstoffversorgung hinzu, als sich die rohstoffreichen aber wirtschaftlich schlecht entwickelten Nationen enger zusammenrückten.

Eine neue Wendung bekam die Organisation, als neben anderen auch abtrünnige Nationen wie Venezuela und der Iran als Gastmitglieder aufgenommen wurden. Die widerspenstige Haltung gegenüber dem SCO nahm zu, als die Organisation aus dem Blickfeld verschwand. Sie verschwand nie, sie geriet nur aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, während sie sich zu einer mächtigen Bewegung hinter den Kulissen auswuchs. Die SCO wurde zu einer verborgenen Bewegung, um Festungen gegen den US-Dollar zu errichten. Einer ihrer wichtigsten Vorstöße war und ist die verborgene Akkumulation von Gold.

Um die SCO-Angelegenheiten verstehen zu können, muss man auch begreifen, dass alle in der Shanghai Coop mitwirkenden Länder mit Nachdruck an der Umgehung des US-Dollars und dem Aufbau von Goldreserven arbeiten. Ihre Aktionen sind sehr stark von Geheimhaltung geprägt, wahrscheinlich auf Geheiß der Führer aus Moskau und Peking. Sie haben gelernt, dass die Vermeidung von Konfrontationen und Sanktion der richtige Weg ist. Der Vorschlag, die Nutzung des US-Dollars in den bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Russland und Iran zu unterbinden, kam aus Moskau und nicht aus dem Iran.

Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Führung im Kreml hochmotiviert ist, die Führungsposition der USA und der Wall Street anzufechten. Ihnen sind die Jelzin-Jahre und die Rolle der westlichen Ölgesellschaften nur zu gut in Erinnerung. Der russische Präsident Dimitri Medvedev unterbreitete seinem iranischen Amtskollegen Mahmoud Ahmadinedschad den Vorschlag, zum russischen Rubel und zum iranischen Rial zu wechseln. Ohne große Ankündigungen wurde dieser Wechsel als Weiterführung der Shanghai Cooperation Organization verbucht.

Der Iran ersetzte nun den US-Dollar im Ölhandel mit Indien, China und Japan. Am Höhepunkt dieser Entwicklung steht nun ein potentielles Abkommen, das die wichtige Verbindung zwischen der Abwicklung von Öl- und Rohstoffgeschäften außerhalb des US-Dollarsystems knüpft und auch die Finanzierung des "Europäischen Bankenrettungsfonds“ (der European Financial Stability Facility) berücksichtigt. Diese Idee wurde von unerschrockenen und unermüdlichen Tyler Durden vom Zero-Hedge-Team ins Spiel gebracht (blutverschmiert aber unverwüstlich). Die Umgehung des US-Dollars bei Handelsgeschäften wird vielleicht schon bald festverwurzelter Bestandteil des Finanzsystems sein. Die amerikanischen Posaunen verkünden nach wie vor, dass die komplette globale Handelsaktivität im US-Dollar-System abgewickelt wird, obgleich die Wirklichkeit ganz anders aussieht und der Trend in die entgegengesetzte Richtung geht - und zwar in Richtung globale Revolte.

Eigentlich schnappt sich das Zero-Hedge-Team nur den Ball und stürmte nach vorne - aber so geschickt und lückenlos, wie es deren Art ist. Meiner Meinung nach ist das Webjournal Zero Hedge das wertvollste und die größte Quelle relevanter Informationen in der Weltfinanzkrise, ausnahmslos. In der deutschen Zeitung “Bild am Sonntag" hieß es, Klaus Regling (Chef der EFSF) mache sich dafür stark, dass die Garantien für Investoren, die nicht aus der Eurozone stammen, auf 30% erhöht werden. Eine Zahl, die also von einem leitenden Mitarbeiter des Rettungsfonds bestätigt wurde.

Obwohl diese Garantien vor einem Jahr noch gar nicht existierten, unterstrichen führende Mitarbeiter des EFSF, staatliche Garantien zwischen 20% und 30% waren schon von Anfang an vorgesehen. Solche Angebote sollten auch nicht Verschärfung der endlosen Schuldenkrise ausgelegt werden. Solche Dementis dienen aber als direkte Bestätigung der Verschärfung der Krise. Natürlich sind diese Garantien als Anreiz für ausländisches Kapital gedacht. Nationen mit hohen Devisenreserven wie China rümpften in letzter Zeit die Nasen über die Europäer. Die Führung in Peking möchte, dass mehr auf den Tisch gepackt wird: Man denke nur an Schuldensicherheiten in Form von Indutsrieanlagen. Oder Zugang zum Gold der Zentralbanken. Man denke nur an die Umgehung des US-Dollars bei der Abwicklung von Handelsgeschäften und man denke nur an indirekte Schritte zur Isolierung der USA und ihrer korrupten Finanzfestung.

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© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com


Der Artikel wurde am 11.01.12 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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