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Euro freundlich - Deutsche Aufträge überraschen positiv - EZB im Fokus - ...

07.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Euro freundlich - Deutsche Aufträge überraschen positiv - EZB im Fokus - Klartext China!

Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3930, nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3947 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.40, während EUR-CHF bei 1.3405 oszilliert.

Chinas Premier Wen Jiabao sagte, daß Europa nicht in den Chor einstimmen sollte, der einen höheren Yuan fordere. Wenn der Yuan nicht stabil sei, wäre das sowohl für China als auch für den Rest der Welt eine Katastrophe. Falls der Yuan, wie einige fordern, um 20% - 40% aufwerte, würden viele Fabriken schließen und würde in der Folge die Gesellschaft destabilisiert.

Richtig, seit 2005 hat der Yuan um 17% aufgewertet. Während der virulenten Phase der Krise wurde die Aufwertung ausgesetzt. Das ist mehr als verständlich hinsichtlich der Unsicherheit, die sich mit dieser Situation verknüpfte. Seit Juni 2010 ist das Thema Aufwertung wieder aufgenommen. Das weitere Tempo liegt bei circa 4% pro Jahr. Die per 2010 anteiligen 2% sind bereits geliefert worden.

Diejenigen, die China hier an den Pranger stellen, vergessen, daß gerade China in der virulenten Phase der Krise wesentlichster Katalysator für die Wiederbelebung der Weltwirtschaft war. China hat bezogen auf das BIP das größte Konjunkturprogramm aufgelegt. China hat mit seiner antizyklischen Handlungsweise an den internationalen Rohstoffmärkten den deflationären Prozeß nivelliert und neutralisiert und damit die Erholung in den Rohstoffländern forciert. China hat bezüglich seiner Positionierung in der Weltwirtschaft mehr makroökonomische Verantwortung übernommen als alle anderen Länder.

Die aktuelle Auseinandersetzung um den Yuan entwickelt den faden Beigeschmack, als daß ein Sündenbock her muß, um Verantwortung für die US-Probleme zu übernehmen. Das US-Problem ist hausgemacht und läßt sich nur in den USA und nicht in Peking lösen. Europa hat keine vergleichbare Problematik zu den USA. Das verdeutlicht, daß es ein US-Problem und kein China Problem ist!

Aus diesen Gründen tun wir gut daran, anzuerkennen, was China an Stabilisierung geleistet hat und auch zu würdigen, daß ein evolutionärer Pfad der Anpassung des Devisenkurses beschritten ist, der allen Parteien dank der evolutionären Qualität kurz-, mittel- und langfristig zu gute kommt.

Mehr ist hier auf sachlicher Ebene nicht zu sagen!

Die Revision des BIP der Eurozone per 2. Quartal 2010 lieferte keine neuen Erkenntnisse. Im Quartalsvergleich stellte sich eine Zunahme um 1,0% ein. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,9%.

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Der deutsche Auftragseingang der Industrie setzte einen markanten positiven Akzent. Per August ergab sich eine Zunahme um massive 3,4%. Analysten hatten gerade einmal einen Anstieg um 0,8% unterstellt. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -2,2% auf -1,6% revidiert. Damit lag die Konsensusprognose für den Zweimonatssektor Juli/August um 3,2% zu tief. Das ist eine nicht unerhebliche Hausnummer.

Fakt ist, daß Großaufträge insbesondere aus der Investitionsgüterbranche die monatlichen Ergebnisse sehr volatil beeinflussen. Daran werden wir uns im Rahmen des anspringenden Investitionsgüterzyklus gewöhnen müssen.

Festzuhalten ist, daß die realen Daten immer wieder positiv überraschen. So legte der Auftragseingang im Jahresvergleich um 20,3% nach zuvor 18,4% zu.

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Die Daten aus den USA konnten einmal mehr nicht nachhaltig überzeugen. Das Bild war ambivalent.

Der "Challenger Report" der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt, signalisiert per Berichtsmonat September lediglich relative Stabilität. Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg der durch Massenentlassungen betroffenen Jobs um 6,9% von 34.768 auf 37.151. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang in Höhe von -44,1% nach zuvor -54,5% ein.

Der beigefügte Chart liefert unter langfristigen Betrachtungen ein ermutigendes Bild. Das aktuelle Niveau liegt im unteren Bereich der letzten 20 Jahre. Gleichwohl ist anzumerken, daß das natürlich auch Folge der zuvor aggressiven Entlassungspolitik ist.

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Der "ADP-Emloyment Report" enttäuschte den Markt. Nach Berechnung von ADP soll die Beschäftigung in der privaten Wirtschaft per September um -39.000 gesunken sein. Die Prognose lag bei +24.000. Per August wurde der Wert von -10.000 auf +10.000 revidiert.

Der beigefügte Chart verdeutlicht das Problem am US-Arbeitsmarkt in eindrucksvoller Manier. Abgebildet ist die Anzahl der Beschäftigten. Die größte Intervention monrtärer und fiskalischer Natur in der Geschichte der USA hatte die geringste Traktion aller Erholungen am US-Arbeitsmarkt. Besser läßt sich ein strukturelles Problem nicht belegen.

Es ist an der Zeit, daß sich der Fokus der Ratingagenturen auf die USA richtet, um Strukturreformen einzufordern und die USA damit wieder zukunftsfähig zu machen. Jeder Tag, der diesbezüglich verloren geht, ist ein Tag, den die kommenden Generationen in den USA bitter bezahlen müssen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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