Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Keine offiziellen Verabredungen zum Devisenmarkt bei Weltbanktreffen!

11.10.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.3970, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4011 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.60, während EUR-CHF bei 1.3420 oszilliert.

Das Weltbanktreffen und die damit verbundene G-7 Zusammenkunft brachte keine neuen Erkenntnisse bezüglich offizieller Verabredungen zum Devisenmarkt.

Die Kernursache der globalen Krise und der aktuellen Probleme bei der Bewertung der Weltleitwährung, die Fehlsteuerung der US-Strukturen als auch die Ausrichtung auf eine "Asset-Driven Economy" wurden nicht einmal am Rande diskutiert. Thema verfehlt kann es hier nur heißen! Schade!

Damit bleibt das gewohnte Druckszenario gegen China losgelöst von der Faktenlage gegeben. "Scapegoating is the name of the game!" Dazu haben wir uns hier bereits in der letzten Woche ausgiebig eingelassen. Wir wiederholen und jedoch gerne, um der guten Sache zu dienen!
  • China ist das Land, daß im Rahmen der Krise die größte Interventionsverantwortung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung bezüglich der Konjunkturbelebung auf sich genommen hat. Diese Wohltat in der aktuellen Debatte auszublenden, ist ignorant, aber das ist Realität.

  • Die Tatsache, daß in China seit 2005 eine Aufwertung von circa 17% bereits umgesetzt wurde und nur während der virulenten Krisenlage der Aufwertungsmodus unterbrochen wurde, bleibt ebenso nicht angemessen gewürdigt.

  • Das jetzt eingeschlagene Aufwertungstempo von circa 4% pro Jahr ist geeignet, mittelfristig eine evolutionäre Anpassung zu gewährleisten. Auch dieser Aspekt wird wohlfeil nicht gewürdigt. Der Westen macht den Eindruck, vermessen zu sein! Japan darf sich weiter mit der Interventionspolitik isoliert fühlen.

  • Es ist bemerkenswert, daß die Nation, die in ihrer Devisenreservepolitik nur die USA unterstützt (primäre Ausrichtung auf USD), so wenig Resonanz genau dafür erhält. In Tokio sollten diesbezüglich die Alarmglocken schrillen.

  • Jede Beziehung ist eine Zweibahnstraße. Wird sie zu einer Einbahnstraße, sollte das sehr nachdenklich machen!

Wir empfehlen der Bank of Japan zukünftig nicht in der Parität USD-JPY zu intervenieren, sondern über die "Crosses" zu gehen (AUD-JPY, CAD-JPY, EUR-JPY, CHF-JPY). Die Wirkung erhöht sich mit diesem Modus, da diese Märkte illiquider sind und automatisch über die Abwicklung USD_JPY Käufe ausgelöst werden (Kauf AUD-JPY= Kauf AUD/USD und Kauf USD/JPY).

Man sollte als Analyst jedoch nicht leichtgläubig sein. Ob die Öffentlichkeit jede Verabredung auf solcher Ebene in optimalster Transparenz erhält, sei dahingestellt. Es gibt offizielle Verabredungen, es gibt aber eben auch inoffizielle Absprachen!

Die US-Arbeitsmarktdaten konnten am Freitag einmal mehr nicht überzeugen. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 9,6%.

Es gingen per September 95.000 Jobs verloren. Der Markt hatte in zum Vormonat unverändertes Ergebnis unterstellt. Entscheidende Rolle spielt die öffentliche Beschäftigung (-159.000). Hier wirkt sich die Defizitkrise der Bundesstaaten nachhaltig aus. Die Beschäftigung in der Privatwirtschaft nahm um 64.000 zu.

Darüber hinaus erfolgt die "Benchmark Revision". Per März 2010 ergab sich eine um 366.000 Jobs niedrigere Beschäftigung als bisher unterstellt. Der "Arbeitsmarktblues" bleibt ausgeprägt. Der Chart unterstreicht diese Tatsache, die auf strukturellen Problemen in den USA beruht und nicht mit dem Yuan zu tun hat! Oder wurde der Anstieg der Beschäftigung in den USA von 2003 bis 2007 auch dem Wert des Yuan verdankt? Dann fehlen noch die Dankschreiben an Peking seitens der USA!

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3480-1.3510 negiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"