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Gold gegen US-Staatanleihen - Wem glauben Sie?

21.10.2010  |  Michael Pento
Jede psychoanalytische Betrachtung des heutigen Investorenverhaltens würde bei einem Vergleich der Märkte für Gold und US-Staatsanleihen deutlich schizophrene Züge konstatieren.

Die Renditen für US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit erreichen fast täglich neue Tiefststände. In den Finanzierungsmodellen, die jeder Ökonom schon in der Schule lernte, wäre dies ein Hinweis darauf, dass in der Wirtschaft niedrige Inflationserwartungen herrschen und die Währung stark ist. Doch seit Juni ist der Dollar um über 12% gefallen, und der Goldpreis hört nicht auf, neue Allzeithochs zu erreichen. Diese Entwicklungen stehen im krassen Gegensatz zueinander. Bonds senden ein deutliches Deflationswarnsignal aus, während Gold und der Dollar von Hyperinflation künden.

In den späten 1970ern und frühen 1980ern, als die USA das letzte Mal unter schweren wirtschaftlichen Druck standen, zeigen sich die Märkte für Gold und US-Staatsanleihen weitaus harmonischer. Damals führte die extreme Senkung der Zinssätze durch die Fed zu schnell steigender Inflation, einem schwachen Dollar und zu einem enormen Anstieg des Goldpreises. Vor allem aber stiegen die Umlaufrenditen der Staatsanleihen deutlich, denn die Investoren forderten höhere Verzinsung als Ausgleich für das zusätzliche Inflationsrisiko. Mit anderen Worten: Alles ergab Sinn.

Im Januar 1977 begann der epische Bullenmarkt beim Gold, der kurz vor Februar 1980 endete. Während dieser Zeit schoss das Metall von 135 $ pro Unze auf nur knapp unterhalb von 860 $ pro Unze, und der Dollar Index verlor ca. 20% seines Wertes. Die Umlaufrenditen für US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit schossen von 7,2% im Januar 1972 auf 12,4% im Februar 1980. Dafür verantwortlich waren Bedingungen, unter denen die Fed - mit Arthur Burns an der Spitze - eine inflationäre Geldpolitik verfolgte. Innerhalb von nur acht Jahren hob er die monetäre Basis von 62 Milliarden $ auf 114 Milliarden $ an.

Heute herrschen ähnliche Bedingungen wie jene, mit denen das Land schon vor 30 Jahren zu kämpfen hatte. Unsere monetäre Basis hat sich, wie damals, gewaltig ausgeweitet - dieses Mal nur schneller. Anstatt einer Verdopplung innerhalb von acht Jahren, wie zu Burns Amtszeit, haben Alan Greenspan und Ben Bernanke die Basis innerhalb von 12 Jahren verdreifacht (von 621 Milliarden $ im Jahr 2000 auf über 2 Billionen heute).

Dementsprechend hat sich der Dollarpreis des Goldes mehr als vervierfacht - von 280 $ pro Unze im Jahr 2000 auf über 1.300 $ heute. Während dieser Zeit ist der Wert des Dollars um 35% gefallen. Doch im deutlichen Unterschied zu 1980 brachen die Umlaufrenditen für US-Staatanleihen mit 10-jähriger Laufzeit von 6,6% im Jahr 2000 auf weniger als 2,4% heute ein.

Eine Nation sollte nur dann in den Genuss ultra-niedriger Zinssätze kommen, wenn sie eine hohe Sparquote, eine stabile Geldpolitik, niedrige Inflation und ein sehr niedriges Schuldenniveau vorzuweisen hat. Die US-Sparquote, die sich während der 1960er und 1970er in einer Spanne zwischen 7,5% und 15% bewegte, steht jetzt bei 5,8%. Und die aktuelle Quote spiegelt schon das Engerschnallen der Gürtel in Folge der Kreditklemme wieder.

Die privaten Ersparnisse waren zwischen 1998 und 2008 unbedeutend und manchmal sogar negativ. Washingtons Jahreshaushaltsdefizit beträgt aktuell 9% des BIP, und die Staatsschulden belaufen sich auf 93% des BIP. Und natürlich hat die Fed auch noch - so nennt sie es selbst - "unkonventionelle Maßnahmen" ergriffen, um die Inflation hochzutreiben. Keine der genannten Bedingungen dürfte also solch niedrige Zinssätze nach sich ziehen.

Der US-Dollar und Gold sind sich aber auf jeden Fall einig darüber, dass Ben Bernanke siegreich war und Inflation entfachen konnte. Doch Anleger, die in US-Staatsanleihen investieren, scheinen zu glauben, dass die Fed trotz der aktuellen inflationären Neigung entweder: A) die Zinsen für längere Zeit niedrig halten kann oder aber B) die Liquidität zurückziehen kann, bevor die Dinge aus dem Ruder laufen.

Diese Position setzt aber Folgendes voraus: Erstens müsste man davon ausgehen, dass die FOREX und die Goldmärkte falsch liegen, und zweitens müsste man auch glauben, dass die Druckerpressen der Fed ihre Macht verlieren werden und die Währung nicht weiter entwerten. Diesen Grundannahmen lägen aber schwerwiegende Irrtümer zugrunde.

Bernanke geht davon aus, die Fed hätte die Große Depression auf den Weg gebracht, als sie zuließ, dass sich das Geldangebot nach dem Crash von 1929 um 30% verringerte. Bernanke schrieb zudem, dass der Rückfall in die Depression 1937 darauf zurückging, dass man in Washington versucht hatte, den Haushalt auszugleichen und die Zinssätze anzuheben. Daher kann ich vernünftigerweise auch davon ausgehen, dass er die Pressen nicht anhalten wird, bis sich die Inflation deutlich und unwiderlegbar in der amerikanischen Wirtschaft breitgemacht hat.

Zurzeit gehen viele davon aus, dass "Helikopter Ben" die Inflation unten am Boden erst noch anheizen muss, da das von ihm hoch oben abgeworfene Geld in den Bäumen hängen blieb. Was nicht anderes heißen will, als dass das Kapital im Bankensystem stecken blieb und nicht unter das gemeine Volk verteilt wurde. Doch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist M1 um 6,2% gestiegen, und in den vergangenen zwei Monaten ist die kompoundierte jährliche Änderungsrate von M2 um 7,4% gestiegen.

Obgleich diese einstelligen Zuwächse noch nicht auf einen galoppierende Inflation hindeuten, so kann die Durchführung eines endlosen Quantatitive-Easing-Programms schließlich nur ein Ende nehmen, das so vorhersehbar ist, wie eine 130-km/h-Fahrt in eine vereiste Gebirgskurve. Da der Chairman keine Veranlassung gezeigt, in die Bremsen zu steigen, müssten Sie verrückt sein, wenn Sie sich als sein Beifahrer auf eine Ertragskurvenfahrt einlassen.


© Michael Pento
Senior Market Strategist - Delta Global Advisors



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Der Artikel wurde am 13.10.2010 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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