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Gewinnmitnahmen dem Höhenflug

08.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt am Morgen bei 88 USD je Barrel, nachdem gestern ein 26-Monatshoch von knapp 91 USD je Barrel erreicht wurde. Ein seit gestern Nachmittag wieder festerer US-Dollar sorgte für Abgabedruck. Zudem dürfte eine Rolle gespielt haben, dass bei Preisen oberhalb von 90 USD sowohl aus fundamentaler als auch psychologischer Sicht die Luft allmählich dünn wird. Die OPEC trifft sich am Wochenende zu ihrer außerplanmäßigen Sitzung. Zwar wird allgemein nicht mit einer Änderung der Förderpolitik gerechnet.

Allerdings könnte sich die OPEC zu preisdämpfenden Maßnahmen entschließen, sollte sich der Preis zu stark von der impliziten Preisobergrenze von 90 USD entfernen. Diese Spekulationen dürften einem weiteren Preisanstieg zunächst entgegenstehen. Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage in den Jahren 2010 und 2011 leicht nach oben revidiert und erwartet nun einen Anstieg um 2,02 Mio. bzw. 1,43 Mio. Barrel pro Tag. Das Angebot außerhalb der OPEC soll in diesem Jahr um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag steigen, im kommenden Jahr aber um knapp 300 Tsd. Barrel pro Tag zurückgehen.

Aus diesem Grund dürfte der Bedarf an OPEC-Öl im kommenden Jahr deutlich steigen. Insgesamt rechnet die EIA damit, dass sich der globale Ölmarkt im kommenden Jahr spürbar einengen wird. Wir sind für das Nicht-OPEC-Angebot allerdings nicht ganz so pessimistisch und sehen daher im Gegensatz zur EIA auch keine markante Einengung des Ölmarktes. Das API berichtete gestern einen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 7,3 Mio. Barrel in der vergangenen Woche. Zwar kam es zu einem deutlichen Anstieg der Importe. Dieser wurde aber durch eine um vier Prozentpunkte höhere Raffinerieauslastung mehr als kompensiert. In der Folge kam es auch zu einem deutlichen Anstieg der Produktvorräte.


Edelmetalle

Der Goldpreis handelt heute Morgen unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.400 USD je Feinunze, nachdem gestern kurzzeitig noch ein neuer Rekordwert bei 1.431 USD erreicht wurde. Nach der jüngsten Preisrallye nehmen Anleger anscheinend Gewinne mit. Vor allem Silber und Palladium haben nach anfänglichen deutlichen Preissteigerungen gestern deutlich nachgegeben. Diese beiden Edelmetalle waren seit Jahresbeginn besonders stark gestiegen (Grafik des Tages).

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Allerdings verzeichneten sowohl die von Bloomberg erfassten Silber- als auch Palladium-ETFs gestern hohe Zuflüsse. Im Falle von Silber wurden die ETF-Bestände um 136 Tonnen erhöht und damit zum ersten Mal die 15.000 Tonnen-Marke überschritten. Allein 125 Tonnen dieses Anstiegs entfielen auf den iShares Silver Trust, den weltweit größten Silber-ETF. Im Falle von Palladium wurden die Bestände um knapp 4% auf 2,1 Mio. Unzen ausgebaut, was ebenfalls einem Rekordwert entspricht. Hier erfreuen sich sowohl der europäische als auch der US-amerikanische Palladium-ETF des Fondsanbieters ETF Securities großer Beliebtheit. Solange es weiterhin hohe Zuflüsse in die ETFs gibt, dürften die Silber- und Palladiumpreise gut unterstützt bleiben und der Preisrückgang nur kurzfristiger Natur sein. Bereits heute steigen beide Notierungen wieder.


Industriemetalle

Die Metallpreise stehen heute Morgen deutlich unter Druck. Zink beispielsweise verliert fast 4%, Kupfer notiert wieder unter 8.800 USD je Tonne. Gestern noch hatte das rote Metall kurzzeitig ein neues Rekordhoch bei 9.044 USD je Tonne erreicht. Offensichtlich nehmen Anleger nach dem jüngsten Höhenflug erst einmal Gewinne mit. Chinesischen Zeitungsberichten zufolge wurden in China im November neue Kredite in Höhe von 600 Mrd. Yuan vergeben. Damit wäre das Jahresziel der Regierung von 7,5 Bio. Yuan bereits bis Ende November übertroffen worden. Dies hat zu Erwartungen geführt, dass China weitere Maßnahmen zur Abkühlung der lokalen Wirtschaft implementieren könnte. Abermals wird kontrovers über eine bevorstehende Zinserhöhung spekuliert. Das Nationale Statistikbüro jedenfalls zieht die Veröffentlichung der Konjunkturdaten für November auf Samstag vor. Sollten die Zinsen tatsächlich erhöht bzw. weitere konjunkturdämpfende Maßnahmen eingeführt werden, dürften die Metallpreise vorerst unter Druck bleiben.

Aluminiumkäufer in Japan, dem größten asiatischen Importeur des Leichtmetalls, haben gegenüber den Produzenten für das kommende Quartal weitere Reduzierungen der Preisprämien durchgesetzt. Dies ist zum einen auf eine sich abschwächende Nachfrage aus der Automobilindustrie zurückzuführen, zum anderen wurden zuletzt das Angebot im Mittleren Osten und daraus resultierend die Lieferungen nach Asien deutlich ausgeweitet. Das Preispotenzial von Aluminium dürfte daher aufgrund der guten Versorgungslage kurzfristig begrenzt sein.


Agrarrohstoffe

Der Preis für europäischen Mahlweizen an der LIFFE ist gestern zeitweise auf ein 2 ½ Jahreshoch von 242,50 EUR je Tonne gestiegen. Auslöser waren Sorgen vor einer weiteren Verknappung des Angebots. Starke Regenfälle und Überschwemmungen in Ostaustralien dürften zu einer Abwärtsrevision der Schätzungen für die australische Weizenernte führen. Der Verband der australischen Getreideproduzenten rechnet mit einem Erntevolumen in diesem Erntejahr von 23 Mio. Tonnen, wobei hinsichtlich Qualität und Erntemenge in Ostaustralien noch Fragezeichen bestehen.

Das auf Rohstoffe spezialisierte staatliche australische Forschungsinstitut ABARE rechnet dagegen in seinem aktuellen Ernteausblick für das Erntejahr 2010/11 nach wie vor mit einer Rekordweizenernte von 26,8 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um fast 5 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Gleichzeitig wurde die Prognose gegenüber September um 6% nach oben revidiert. Dies ist erstaunlich, bedenkt man, dass es in Westaustralien deutlich zu trocken war, was ebenfalls geringere Erträge zur Folge haben dürfte. ABARE dürfte daher mit seiner Ernteschätzung deutlich zu optimistisch sein, zumal es aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen auch zu Einbußen bei der Erntequalität kommen dürfte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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