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Chinesische Dieselnachfrage so stark wie nie

21.12.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis handelt nach dem erfolgten Wechsel auf den Februar-Kontrakt bei 89,5 USD je Barrel. Der Brentölpreis erreicht erstmals seit 26 Monaten die Marke von 93 USD je Barrel. Aufgrund des immer dünner werdenden Handelsvolumens kann es zu erratischen und mitunter nicht nachvollziehbaren Preisbewegungen kommen. Das kalte Winterwetter in Europa kann nur bedingt als Grund für die Verteuerung von Rohöl herhalten. Denn die Preise für Benzin, Diesel und Flugbenzin sind gestern zwischen drei und fünf Prozent eingebrochen.

Grund hierfür sind vermutlich die Beeinträchtigungen im Reiseverkehr und im Transportwesen. Dadurch sinkt zum einen die Nachfrage nach Ölprodukten. Zum anderen ist auch der Transport an die Tankstellen beeinträchtigt, wodurch es zu einem vorübergehenden Anstieg der Vorräte bei den Raffinerien und Ölhäfen kommt. Genaueren Aufschluss hierüber können die ARA-Lagerbestände liefern, welche Ende der Woche veröffentlicht werden. Entsprechend dürften die Preise für Ölprodukte wieder steigen, wenn sich die Wetterlage normalisiert.

Die implizite Nachfrage nach Ölprodukten in China ist nach Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) im November um 15,2% ggü. dem Vorjahr auf 20,07 Mio. Tonnen gestiegen. Die implizite Nachfrage nach Diesel legte sogar um 21,4% auf einen Rekordwert von 13,16 Mio. Tonnen zu. Grund hierfür ist die derzeitige Dieselknappheit. Letztere soll laut Kommission allmählich nachlassen und die Diesellagerbestände steigen. Kreisen zufolge will China morgen die Tankstellenpreise für Benzin und Diesel um 4% anheben. Dadurch würde es für die chinesischen Raffinerien noch lukrativer, Benzin und Diesel zu produzieren, so dass die Ölnachfrage aus dem Reich der Mitte hoch bleiben dürfte.

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Edelmetalle

Gold kann am Morgen auf 1.390 USD je Feinunze steigen. Der Goldpreis in Euro notiert bei 1.055 EUR je Feinunze und befindet sich damit nur noch 1,5% vom vor zwei Wochen erreichten Rekordhoch entfernt. Die anhaltenden Spannungen zwischen Nord- und Südkorea und die weiterhin schwelende Schuldenkrise in den Euro-Peripherieländern lassen die Anleger Zuflucht in den sicheren Hafen Gold suchen. Dabei scheinen sie auch die Gold-ETFs als Anlageinstrument wiederzuentdecken, welche in den vergangenen Wochen noch ein Schattendasein fristeten.

Zwar vermeldet der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern keine weiteren Zuflüsse, nachdem am Freitag 15 Tonnen zugeflossen waren. Dafür gab es aber Zuflüsse in die Gold-ETFs von ETFS und ZKB, welche die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern auf ein Rekordniveau von 2.114,6 Tonnen steigen ließen. Neben dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger dürfte Gold auch von der hohen physische Nachfrage nach Goldschmuck im Vorfeld der Weihnachtsfeiertage profitieren. Auch die aggregierten Bestände der Platin-ETFs stiegen gestern auf einen Rekordwert von knapp 1,2 Mio. Unzen, während die Palladium-ETFs leichte Abflüsse verzeichnet haben. Offensichtlich schichteten einige Anleger um, weil sie bei Platin Nachholpotenzial sehen.


Industriemetalle

Der Kupferpreis eilt von einem Rekord zum anderen und das baldige Ende ist nicht abzusehen. Der Vorfall im chilenischen Hafen Punta Patache, wo wegen der starken Beschädigung der Verladestation die Exporte der drittgrößten Kupfermine der Welt, Collahuasi, auf unbestimmte Zeit eingestellt werden, ist nur ein Grund dafür. Neben den wichtigsten Triebfedern, dem Nachfrage- und dem Konjunkturzyklus, steigt auch das Anlegerinteresse. Zum einen profitiert Kupfer dabei von der Bilanz-Kosmetik zum Jahresende, weil die Investoren gern höhere Preise und einen höheren Anteil an Kupfer in den Jahresbilanzen aufweisen möchten. Zum anderen erhöhen u.E. die institutionellen Anleger aufgrund der aktuellen Konjunkturlage und der hohen Liquidität den Rohstoffanteil in ihren Portfolios.

Auch die Einführung der neuen physisch gedeckten ETPs dürfte weitere Anlagen begünstigen. Wir rechnen damit, dass bereits im 1. Quartal 2011 solche Investmentprodukte in den USA zugelassen werden. Der US-Markt für die Rohstoff-ETPs erweist sich als deutlich bedeutender als der europäische Markt. Insofern ist der etwas langsame Start des Kupfer-ETCs des Anbieters ETFS in Europa nicht aussagekräftig.

Trotz des Rückgangs in China - zum fünften Mal in Folge ging die dortige Aluminiumproduktion zurück - ist die Weltaluminiumproduktion im November nach Einschätzung des Internationalen Aluminiuminstituts (IAI) im Vergleich zum Oktober um 1,2% auf 68,5 Tsd. Tonnen pro Tag gestiegen. Dabei blieb China wegen des stärkeren Anstiegs der Importe ein Netto-Importeur bei Primäraluminium. Wir führen dies auf die Energiesparmaßnahmen nach dem Fünfjahresplan zurück und erwarten weitere starke chinesische Aluminiumimporte, die auch die Weltpreise unterstützen dürften. Am ehesten sieht man dies an den Importen von Aluminiumschrott, die in den ersten elf Monaten um 12% auf 2,6 Mio. Tonnen gestiegen sind. Dies stellt die Importe von Primäraluminium in den Schatten, die im gleichen Zeitraum "nur" 211 Tsd. Tonnen betrugen.


Agrarrohstoffe

Gestern hat der Baumwollpreis in New York den Rekord von 159 US-Cent je Pfund markiert. Die meisten Nachrichten und Einschätzungen unterstützen den Preisanstieg. Laut US-Landwirtschaftsministerium sollen die Lagerbestände in den USA, dem wichtigsten Exportland, zum Saisonende im Juli 2011 auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Aufzeichnung in 1960 absinken. Gleichzeitig könnte es nach der enttäuschenden Ernte zu einem chinesischen Nachfrageüberhang von 17 Mio. Ballen kommen.

Chinas Importe waren nach Angaben der Zollbehörde im November um 31% gegenüber dem Vormonat gestiegen, in den ersten elf Monaten des Jahres lagen sie 81% höher als in der Vorjahresperiode. Zudem hat die indische Baumwollvereinigung zuletzt die Schätzung für die als sehr gut eingestufte Produktion des zweitgrößten Exportlandes Indien um 2,7% zurückgenommen. Allerdings hat die Regierung die Frist für die Einreichung von Exportwünschen verlängert, die Mitte Dezember ausgelaufen war. Bis zur zugeteilten Menge von insgesamt 5,5 Mio. Ballen darf man weiterhin verschiffen.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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