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Ein paar Tipps über den Tag hinaus

26.12.2010  |  Manfred Gburek
Jedes zu Ende gehende Jahr mit den dann üblichen besinnlichen Stunden bietet Gelegenheit, sich mehr als sonst über den Tag hinaus Gedanken zu machen. Beispielsweise zum Thema Geld. Hier klafft eine riesige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Ich meine damit den Unterschied zwischen den undurchsichtigen Konstrukten, mit denen die Finanzwirtschaft Sie ständig zu ködern versucht, und Ihren persönlichen Geldzielen.

Typische Angebote sind: Kapital- und fondsgebundene Lebensversicherungen, Dutzende von Fonds- und Zertifikatevarianten, Altersvorsorgeprodukte wie die Riester- und die Rürup-Rente, Sparbriefe und -pläne, Baufinanzierungen, die sich nicht mehr vergleichen lassen, weil die Effektivzinsrechnung manipuliert werden kann, scheinbar lukrative Zinsangebote für neue Kunden (aber nicht für treue Stammkunden) zu Konditionen, über die man sich noch vor wenigen Jahren kaputtgelacht hätte, und die ungenierte Verführung zum Glücksspiel unter dem Deckmantel namens Trading.

Ich gehe jede Wette darauf ein, dass Sie mit dem einen oder anderen Angebot schon geliebäugelt haben, nachdem ein sog. Berater Ihnen dessen Vorteile aufgezählt hatte. Das geht nämlich ganz einfach: Jede Lebensversicherung lässt sich schönrechnen, wenn man die Inflationsrate bis zum Ende der - in diesem Fall extrem langen - Laufzeit nicht berücksichtigt. Es gibt Zertifikate für jede Marktlage, aber leider weiß niemand, wie die Märkte sich entwickeln werden. Die Riester-Rente wird selbstredend als staatliches Geschenk mit eingebauter Garantie verkauft, obwohl auch hier die Inflation zuschlägt und die Konditionen am Ende der Laufzeit bis zur Unkenntlichkeit verwirrend sind. Und was das Trading betrifft, gilt die von noch niemandem widerlegte Börsenweisheit: Hin und Her macht Taschen leer.

Um den vielen Versuchungen standzuhalten, gibt es nur eine Methode: Die eigenen Geldziele abstecken, konsequent danach handeln und einfache Anlagen bevorzugen. Mit den Zielen ist es so eine Sache: Sie lassen sich nur mit gehörigem Aufwand abstecken, denn oft weiß man nicht, was man will. Gerade diesen Umstand machen sich ja die sog. Berater zunutze, indem sie Ihnen einreden, mit einer Kapitallebensversicherung etwas für Ihre Familie und für sich selbst zu tun oder den Wohn-Riester - ein schreckliches Wort - für die eigenen vier Wände zu nutzen. Da heißt es dann für Sie: Standhaft bleiben und die Ziele mit vielen eigenen Überlegungen, am besten auch mithilfe des Ehepartners und der besten Freunde, so klar wie möglich definieren. Bei richtiger Anwendung dieses Verfahrens werden Sie staunen, was Ihnen alles durch den Kopf geht.

Der nächste Schritt, nämlich konsequent nach den Zielvorgaben zu handeln, dürfte den meisten Menschen besonders schwer fallen. Das liegt daran, dass es gilt, zwischen Ihrer individuellen Nachfrage nach bestimmten Finanzprodukten, die Sie im Zweifel noch gar nicht richtig kennen, und dem verwirrenden Angebot der Finanzwirtschaft, von dem nur ein Bruchteil Ihren Zielen entspricht, eine klare Trennung zu vollziehen. Das ist ganz harte Arbeit, weil dazu neben der Lektüre von allerlei schriftlichen Ratgebern, deren Qualität man nicht immer von vornherein beurteilen kann, auch viel Kommunikation mit Gleichgesinnten und mit Fachleuten gehört, die leider nicht gerade darauf warten, Ihnen die besten Tipps zu geben. Doch da müssen Sie durch, am besten, indem Sie es mit der Abstimmung der allereinfachsten Finanzprodukte auf Ihre Ziele versuchen.

Womit sich die Frage stellt, welche Produkte einfach sind. Die Antwort hängt zwar davon ab, wie weit Sie schon in die Geldmaterie vorgedrungen sind, aber es gibt auch einige allgemein gültige Kriterien, nach denen die folgenden Produkte als vergleichsweise einfach gelten können: Tages- und Festgeld, Sparkonten und -briefe, alle Bundeswertpapiere, Anleihen, Aktien, Gold- und Silberbarren und -Anlagemünzen. Wahrscheinlich stutzen Sie jetzt bei Aktien, weil recht viel Aufwand dazu gehört, die richtigen zu finden. Doch gemach, im Prinzip funktioniert die Aktienanlage nach derselben Methode wie alle anderen hier aufgeführten Anlagen: Sie kaufen zu x und verkaufen zu y Euro zuzüglich Ertrag, nur dass y schon mal kleiner sein kann als x - was ja auch bei Anleihen, Gold und Silber möglich ist.

Die nächste Frage: Was ist mit Immobilien, müssten sie nicht auch zu den einfachen Anlagen gehören, wenn man sie selbst nutzt? Eher nicht. Denken Sie nur an den Aufwand, der allein schon mit der Suche verbunden ist. Hinzu kommt die lange Wartezeit beim Verkauf, bis Sie den richtigen Käufer gefunden haben, der bereit ist, Ihren Preis zu akzeptieren. Und nicht auszudenken, wenn es sich um ein Haus oder um eine Wohnung abseits jeglicher Metropole handelt, das energetisch veraltet und nicht barrierefrei ist. Dann werden Immobilien ihrem Namen gerecht: Dass sie immobil, also unbeweglich sind. Zur Kompensation hilft nur eine Methode: Den Verkaufspreis nach unten korrigieren. Diese Überlegungen empfehle ich Ihnen übrigens auch deshalb, weil in letzter Zeit - besonders von Maklern - immer wieder zu hören ist, Immobilien seien der beste Inflationsschutz. So undifferenziert dahergesagt, ist das Unsinn.

Was bedeuten die bisherigen Ausführungen für die Anlagestrategie in den kommenden Jahren? Ich beschränke mich bewusst nicht auf das Kalenderjahr 2011, weil Anlagen nach Kriterien funktionieren, die nur wenig mit dem Kalender zu tun haben. Die allgemeine Antwort: Liquidität in Form von Tagesgeld oder von Anleihen mit AAA-Rating und kurzer Restlaufzeit vorhalten, in Gold und Silber engagiert bleiben und die Aktienmärkte weiter beobachten, bis sich später hier oder da eine Kaufgelegenheit ergibt. Das alles gilt auch für die Altersvorsorge, was impliziert, dass Sie um die speziell für diesen Zweck konstruierten Vorsorgeprodukte im Zweifel einen großen Bogen machen sollten, weil sie viel zu teuer sind. Und falls Sie Ihre Familie absichern wollen, schließen Sie eine preiswerte Risikolebensversicherung ab, statt mit einer Kapital- oder fondsgebundenen Lebensversicherung den Provisionshunger der Anbieter zu stillen.

Zum Schluss noch einige Anmerkungen zum Gold, die im Großen und Ganzen auch für Silber gelten. Hier handelt es sich, was Barren und Anlagemünzen betrifft, um eine besonders einfache - ja man könnte sagen: archaische - Anlage. Lediglich in puncto Aufbewahrung streiten sich die Geister (eigener oder gemieteter Tresor, in Deutschland, in der Schweiz oder sonst wo, konzentriert oder verteilt usw.). Der Kauf bei etablierten Händlern (in einer Unterrubrik auf goldseiten.de zu finden) ist wegen der in der Regel günstigeren Konditionen dem Kauf bei Banken oder Sparkassen vorzuziehen. Erfreulich, dass Wertsteigerungen bis auf Weiteres nicht der Abgeltungsteuer unterliegen. Bleibt die Frage, wann man Gold und Silber verkaufen sollte. Falls kein dringender Liquiditätsbedarf besteht, vorerst nicht, denn der Aufwärtstrend wird unter Schwankungen anhalten. Wie lange, lässt sich nicht vorhersagen. Auf jeden Fall eher zwei bis drei Jahre als nur zwei bis drei Monate.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).







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