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Bundesagrarministerium will Agrarrohstoffhandel einschränken und provoziert so Hungersnöte

03.02.2011  |  Ralph Bärligea
Die Ministerin glaubt oder gibt an, so die Welternährung zu sichern

Die Bundesagrarministerin Ilse Aigner tritt "für Preisgrenzen beim Handel mit den Rohstoffen ein und forderte zudem sogenannte Positionslimits, die eine Obergrenze von Terminkontrakten einzelner Marktteilnehmer festlegen", wie die "Financial Times Deutschland" aktuell meldet. Aigner trifft sich hierzu auf internationalem Parkett mit den Agrarministern dieser Welt, wie sie stolz verkündete und gab vor, so die "Sicherung der Welternährung" zu erreichen.

Tatsächlich provoziert das Bundesagrarministerium mit dieser Politik Hungersnöte, beispielsweise in Afrika. Um das logisch und schlüssig zu beweisen, ist nur ein kleiner Artikel notwendig, aber zuerst muss ich in zehn Sätzen erklären, was das für ein Teufelszeug ist, das das Bundesagrarministerium limitieren will - diese Terminkontrakte, hier und da auch Derivate genannt. Die wirkliche Ursache der Preissteigerungen und Preisschwankungen von Agrarrohstoffen zeige ich abschließend. Weil das Thema immer wieder, dauerhaft in ständiger Wiederholung und sich steigernder Dummheit in dieser unzutreffenden, die Wahrheit ins Gegenteil verdrehenden Art wie jetzt vom Bundesagrarministerium behandelt wird, sehe ich mich zu einem umfassenden Artikel genötigt, den ich bisher so zu diesem Thema noch nicht gefunden habe.


Was sind Terminkontrakte?

Terminkontrakte sind beispielsweise Optionsgeschäfte. Diese lauten auf etwas, hier in diesem Fall Agrarrohstoffe, etwa Kauf- oder Verkaufsoptionen für Weizen. Terminkontrakte heißen Futures, wenn sie standardisiert sind, wenn nicht, heißen sie Forward Contract und beides bedeutet, dass ein Vertrag für die Zukunft geschlossen wird; darum auch das Wort Terminkontrakt. Der Käufer einer Kaufoption beispielsweise kauft das Recht, eine bestimmte Ware in der Zukunft zu einem vorher bestimmten Preis zu kaufen.

So ist ein Zeitschriftenabonnement auch ein Vertrag für die Zukunft, also ein Forward Contract. Was für den einen ein Recht ist, eine Option eine bestimmte Sache in der Zukunft entweder zu kaufen oder zu verkaufen, ist für den anderen Vertragspartner eine Pflicht, eine Obligation, denn er muss die dem Geschäft zu Grunde liegende Ware zum vereinbarten Preis liefern. Das ist genau spiegelbildlich. Je nachdem, wie sich der Preis der Sache entwickelt lohnt es sich, die Option zu ziehen, oder man lässt sie verfallen, im schlimmsten Fall verliert man also die Gebühr, die man für die Option bezahlt hat.

Wenn man zum Beispiel eine Kaufoption hält, die einen dazu berechtigt ein Scheffel Weizen am Ende des Monats für 12 $ zu kaufen und der Weizenpreis liegt am besagten Termin nur bei 10 $, so ist die Kaufoption wertlos, liegt der Preis bei 14 $ so ist sie 2 $ wert und der Halter der Option verdient 2 $. Der dazugehörige Vertragspartner, der die der Kaufoption zu Grunde liegende Ware liefern muss, macht jedoch im letzten Fall 2 $ Verlust.


Wozu sind Terminkontrakte gut?

Die Marktteilnehmer handeln so unterschiedliche Erwartungen über die Zukunft und Risiken. Ein Land mit geringerem Einkommen kauft womöglich Kaufoptionen auf Weizen, um sich gegen zu hohe Weizenpreise abzusichern, damit die Bevölkerung bei einer schlechten Weizenernte, die zu einer Verknappung des Weizenangebots und damit höheren Preisen führt, nicht verhungert, weil man sich die höheren Preise nicht leisten kann. Jeder Liefervertrag, jedes Abonnement ist ein Forward Contract.

Futures kann das Bundesagrarministerium staatlich regulieren, aber doch nicht die Forward Contracts. Also kann sie gar nichts regulieren, zum Glück, aber sie verteuert so die Transaktionskosten, weil man nur die Standard-Futures kostengünstig über die Börse handeln kann, während bei den Forward Contracts höhere Gebühren fällig werden, weil diese eben nicht standardisiert sind und "over the counter" gehandelt werden.

Im konkreten Fall bedeutet dies, dass sich für das arme Land jetzt die Risikoabsicherung durch Optionen verteuert. Wieder werden die ärmsten der Armen, die sich Risiken nicht leisten können und darum Optionen brauchen, ausgepresst. Das gleiche gilt dafür, wenn Optionsgeschäfte besteuert werden, weil diese Steuern genau wie die höheren Gebühren beim Handel "over the counter" Kosten sind und die Option verteuern.




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