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Die USA in der Schuldenkrise

26.12.2012  |  Adam Hamilton
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Aber um es noch einmal zu sagen: Das eigentliche Problem sind die Staatsschulden und dieses Problem lässt sich nicht durch eine reine Senkung des Defizits lösen. Ich nehme an, dass die meisten Demokraten und Republikaner unser Land wirklich lieben, obwohl wir hinsichtlich der angemessenen Höhe der Staatsausgaben unterschiedlicher Meinung sind. Doch wenn das Schuldenproblem nicht sofort und effektiv angegangen wird und aus den Defiziten keine Überschüsse werden, um endlich damit zu beginnen, die bestehenden Schulden abzuzahlen, sind alle Staatsausgaben in großer Gefahr.

Die Staatsschulden, die unter Obama unfassbarerweise um zwei Drittel angestiegen sind, stellen angesichts der aktuellen Zinssätze eine tickende Zeitbombe dar. Washington leiht sich Geld durch den Verkauf von Treasuries, um so das nötige Kapital für die Etatüberschreitungen zu bekommen. Die Renditen dieser Treasuries sind die staatlichen Zinsaufwendungen. Als die Staatsschulden während der letzten vier Jahre explodierten, manipulierte die Fed diese Zinsen jedoch, sodass sie jetzt niedriger sind als je zuvor.

Zwei der wichtigsten Zinssätze sind in diesem Chart dargestellt, die Renditen der Treasuries mit einjähriger und mit zehnjähriger Laufzeit. Während der Amtszeit von Obama summierten sich die durchschnittlichen jährlichen Defizite von 1.274 Mrd. Dollar zu einer Neuverschuldung von insgesamt 6.358 Mrd. Dollar. Im gleichen Zeitraum betrugen die Renditen der einjährigen Treasuries durchschnittlich nur 0,3% und die der zehnjährigen Treasuries nur 2,8%. Aufgrund dieser beispiellos niedrigen Zinssätze beliefen sich die jährlichen staatlichen Zinsaufwendungen auf nur 209 Mrd. Dollar pro Jahr.

Aber die Zinssätze und werden nicht immer so niedrig bleiben. Entweder wird die Fed sie schließlich anheben, weil die Wirtschaft sich erholt oder weil die Inflation zunimmt, oder die Treasuries werden auf dem weltweiten Markt für Staatsanleihen so aggressiv verkauft, dass die Renditen dadurch steigen müssen. Steigende Zinssätze sind so unvermeidlich wie der morgige Sonnenaufgang. Keine Macht der Welt, einschließlich der Druckpresse der Fed, kann dies verhindern.

Leider hat sich die Obama-Administration darauf verlegt, Geld zu möglichst niedrigen Zinsen zu leihen. Wenn die Zinssätze ungewöhnlich niedrig sind, bevorzugen die meisten Familien langfristige Anlageformen. Die Staatskasse konzentriert sich jedoch auf die Emission von kurzfristigen Treasuries, da deren Renditen gegen Null gehen. Das bedeutet, dass die staatlichen Zinsaufwendungen explodieren werden, sobald die Zinsen wieder steigen.

Die US-Regierung rechnet in Steuerjahren, die jeweils im Oktober beginnen. Im Steuerjahr 2012, das vor einigen Monaten endete, betrug der Wert der staatlichen Zinsaufwendungen geteilt durch die Staatsschulden weniger als 1,4%. Zwischen 1965 und 2008, also vor Obama, beliefen sich die Renditen aus einjährigen Treasuries auf durchschnittlich 6,3% und die aus zehnjährigen Treasuries auf 7,2%. Selbst wenn die Zinssätze nur erneut das Niveau des langfristigen Durchschnitts erreichen, werden die staatlichen Zinsaufwendungen also sprunghaft ansteigen.

Und wir hätten es in diesem Fall mit einem Anstieg um etwa das Fünffache zu tun! Bei dem durchschnittlichen Zinssatz der letzten Jahrzehnte und der aktuellen Höhe der Staatsschulden würden allein die staatlichen Zinsaufwendungen auf unvorstellbare 1.113 Mrd. Dollar pro Jahr anwachsen! Diese Zahl sollte den Demokraten genauso viel Angst einflößen wie den Republikanern, denn derart explodierende Kosten würden bedeuten, dass alle anderen Staatsausgaben drastisch gekürzt, wenn nicht gar ganz gestrichen werden müssten. Sozialleistungen würden einfach wegfallen!

Was noch beängstigender ist: Die durchschnittlichen historischen Zinssätze sind eine konservative Annahme. Nach Extremsituationen tendiert der Markt dazu, sich umzukehren und das entgegengesetzte Extrem tritt ein. Und da die Zinsen durch manipulative Eingriffe der Fed in den letzten Jahren ungewöhnlich niedrig waren, ist es relativ wahrscheinlich, dass sie den Mittelwert weit übertreffen, sobald sie wieder zu steigen beginnen. Dies geschah zum letzten Mal während der Amtszeit von Ronald Reagan.

Während dieser acht Jahre betrugen die durchschnittlichen Renditen der Treasuries mit ein- und zehnjähriger Laufzeit 9,6% beziehungsweise 10,8%! Damit waren die Zinskosten für die Staatsschulden damals rund siebenmal so hoch wie heute. Die Zinszahlungen würden in diesem Fall auf 1.558 Mrd. Dollar pro Jahr steigen, verglichen mit Steuereinnahmen von rund 2.400 Mrd. Dollar. Und als ob dies nicht schon genug wäre, würde das Weiterbestehen von hohen Defiziten die Schuldenlast zusätzlich weiter vergrößern. Selbst bei einem optimistischen Szenario für Obamas zweite Amtszeit sind Probleme also vorprogrammiert.

Erinnern Sie sich noch einmal daran, dass sich die Defizite während Obamas erster Amtszeit auf durchschnittlich 1.274 Mrd. Dollar im Jahr beliefen. Nehmen wir einmal an, er würde es irgendwie schaffen, seine durchschnittlichen Defizite während seiner zweiten Amtszeit zu halbieren, auch wenn er im Moment nur eine Steuererhöhung von 160 Mrd. Dollar pro Jahr plant, die gerade diejenigen trifft, die in unserem Land Arbeitsplätze schaffen. Selbst dann würde sich das jährliche Defizit noch auf 637 Mrd. Dollar belaufen, wodurch die Staatsschulden auf 18.893 Mrd. Dollar anwachsen würden. Dieses Best-Case-Szenario würde also dennoch einen Anstieg der Schulden, und damit auch der Zinsen, um ein Sechstel bedeuten.

Bei durchschnittlichen Zinssätzen würden die jährlichen Zinskosten dann auf 1.299 Mrd. Dollar ansteigen, und im Falle eines extremen Szenarios, in dem die Zinsen deutlich über den Mittelwert steigen, sogar bis auf 1.818 Mrd. Dollar! Für die Transfer- und Sozialleistungen, die den Demokraten so am Herzen liegen, wäre dann kaum noch etwas übrig. Und auch für das gewaltige Militärbudget, das vielen Republikanern so wichtig ist, wären kaum noch Mittel vorhanden.

Die Staatsschulden in Rekordhöhe, die sich zu einer Zeit akkumuliert haben, als die Zinssätze so niedrig waren wie noch nie, stellen die größte wirtschaftliche Bedrohung dar, der die USA jemals gegenüberstanden. Wenn wir unser Land lieben, müssen wir unsere Politiker dazu bringen, nicht nur die Defizite zu verringern, sondern stattdessen Überschüsse zu erwirtschaften, um die Schulden abzuzahlen. Und das ist mit allen Steuererhöhungen der Welt nicht zu schaffen. Die gewaltigen Staatsausgaben von Obama müssen gekürzt werden, und zwar bald.

Der letzte Chart zeigt die Staatsausgaben, die Staatseinnahmen und die Staatsdefizite in Prozent des BIP der Vereinigten Staaten an. Das Bruttoinlandsprodukt ist natürlich die wichtigste Maßzahl für die Gesamtleistung unserer Wirtschaft. Dies ist die genaueste Darstellung der Krise, die unserem Land droht, da die Zahlen effektiv inflationsbereinigt sind. Und aus dem Chart geht hervor, dass in der Geschichte der USA beide Parteien bereits Probleme mit den Staatsfinanzen hatten.




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