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Edelmetalle schützen vor der Entwertung von Währungen

06.01.2013  |  Manfred Gburek
Der Goldpreis ist am Freitag kurzfristig zum Spielball einer geschickt eingefädelten Manipulation geworden. Ich betone: Kurzfristig, denn fundamental und damit auf Sicht der nächsten Jahre hat sich nichts daran geändert, dass Gold - und mit ihm die anderen Edelmetalle wie auch die meisten Rohstoffe - von der Überschuldung der westlichen Welt und schließlich von der Aufweichung der Währungen profitieren wird. Insofern war die Erholung des Goldpreises im späten New Yorker Handel am Freitag ein positives Signal.

Warum Manipulation? Weil das Protokoll einer kontroversen Diskussion im Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed zu dessen Sitzung Mitte Dezember von den Medien aufgebauscht wurde. Aus dem Protokoll ging nämlich hervor, dass einige Mitglieder des Ausschusses gegen weitere massive Anleihenkäufe durch die Fed und damit gegen die Fortsetzung von deren stark expansiver Geldpolitik waren. Ja sie plauderten sogar über das Ende der Anleihenkäufe noch in diesem Jahr munter drauflos. Dann einigten sie sich jedoch auf die Formel, wonach die Geldpolitik so lange expansiv bleiben dürfe, wie der flaue Arbeitsmarkt dies erfordere. Alles in allem also ein Sturm im Wasserglas.

Aber warum? Die Suche nach der Antwort fällt nicht schwer: Schon wer die Märkte nur oberflächlich beobachtete, sah den Dollar gegenüber dem Euro und anderen Währungen für kurze Zeit etwa im selben Tempo nach oben schießen, wie der Goldpreis fiel. Oder ähnlich argumentiert: Der Dollar ging für einen Tag als Gewinner und das Gold für ebenso kurze Zeit als Verlierer aus einer Episode hervor, deren Ursprung ein von den Medien missinterpretiertes und aufgebauschtes Fed-Protokoll war. Das tat besonders den in der Fed, aber auch in der US-Regierung vertretenen Verfechtern eines starken Dollars gut. Doch sie befinden sich bis auf Weiteres in einer aussichtslosen Position.

Wieder drängt sich die Frage nach dem Warum auf, und auch dieses Mal ist sie leicht zu beantworten: Diejenigen Kräfte in der Fed, aber vor allem auch in der US-Regierung, die sich einen starken Dollar wünschen, wollen vermeiden, dass ihre Valuta als international dominierende Handelswährung abgelöst wird. Dazu ist ihnen fast jedes Mittel recht. Etwa auch, dass der Goldpreis in Schach zu halten sei, notfalls mithilfe der Manipulation. Sie gehört ebenso wie fundamentale oder kurstechnische Faktoren zu den Kräften, von denen Angebot und Nachfrage beeinflusst werden.

Allerdings kann sie dauerhaft nichts ausrichten. Das wird an einem einfachen Beispiel deutlich, das ich ganz bewusst einem britischen Medium entnehme, "The Economist“. Diese Zeitschrift ist dank ihrer scharfen Analysen erfolgreich. Auf dem Titelbild ihrer neuen Ausgabe prangt US-Präsident Barack Obama mit Baskenmütze; sein Gegenüber trägt eine Lederhose. Dann die - hier übersetzte - Schlagzeile: Amerika wird europäisch. Und die Unterzeile: Ein brüchiges System, ein lausiger Deal und kein Ende in Sicht. Der jüngste Dollar-Anstieg passt dazu wahrlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, der Goldpreisrückgang für einen Tag ebenfalls.

Wie schätzt Bill Gross die Lage ein, der bei der amerikanischen Allianz-Tochter Pimco den größten Rentenfonds verwaltet, mit dem er gerade eine zweistellige Rendite erwirtschaftet hat? Er ist überzeugt, dass die US-Geldpolitik "schlimm enden“ werde. Allerdings nicht nur sie, auch die der anderen Zentralbanken. Gross argumentiert so: Die sechs größten Zentralbanken der Welt haben ihre Bilanzen seit Anfang 2009, als die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, mit Anleihenkäufen in Höhe von sechs Billionen Dollar belastet. Das entwerte die Währungen, unter anderem im Verhältnis zu Edelmetallen und Rohstoffen.

Anders formuliert: Die Welt steuert nicht nur auf eine Inflation zu, sie ist bereits mittendrin. Vorübergehende Ausschläge des Goldpreises nach unten sind vor diesem Hintergrund zu sehen. Statt sie zu interpretieren, erscheint es jetzt sinnvoller, den Trend zu sehen. Der ist und bleibt nach Glättung der Ausschläge seit Herbst 2011 seitwärts gerichtet. Ich habe noch nie erlebt, dass so ein Trend, dem - wie in diesem Fall - ein mehr als zehnjähriger Aufwärtstrend vorangegangen ist, nach unten abkippt.

Was folgt daraus für Ihre Geldanlage? Teilen wir die Anleger doch einfach in drei Gruppen ein. Die erste ist mit Edelmetallen, Gold- und Silberaktien bis an die Grenze des Klumpenrisikos (bitte nicht missverstehen) voll eingedeckt; die zweite besitzt zwar schon Edelmetalle, hat aber Geld für weitere Käufe zur Seite gelegt; die dritte schließlich besitzt weder Gold noch Silber und ist gegenüber Edelmetallaktien äußerst skeptisch eingestellt. Der ersten Gruppe rate ich: Stur durchhalten. Der zweiten:

Preisrückgänge wie jetzt für Nachkäufe nutzen. Und der dritten: Endlich in Gold und Silber investieren, am besten in Gold- und Silber-Anlagemünzen wie Krügerrand, Maple Leaf, Wiener Philharmoniker und einige andere sowie in Goldbarren. Wertsteigerungen sind hier in allen Fällen - anders als bei Wertpapieren - nach einem Jahr Haltedauer frei von Einkommensteuer. Umsatzsteuer fällt nur beim Kauf von Silbermünzen (7 Prozent noch bis Ende 2013, danach voller Steuersatz) und von Silberbarren an (schon jetzt voller Steuersatz, derzeit 19 Prozent).

Manche Leser mögen diese Vorschläge für gebetsmühlenartige Wiederholungen dessen halten, was ich hier in den vergangenen Monaten geschrieben habe. Doch meines Erachtens passen sie gerade jetzt zu der Entwicklung, wie sie die US-Notenbank Fed vorgezeichnet hat: Verpufft deren expansive Geldpolitik, bekommen wir es nicht allein in den USA, sondern auch in Europa und anderswo mit steigenden Inflationsraten zu tun; dann hätte Pimco-Manager Bill Gross recht, und dessen Meinung zählt. Wirkt sie sich dagegen positiv auf die Realwirtschaft aus, würden danach die Zinsen steigen - ein Szenario, dessen Konsequenzen zurzeit noch nicht absehbar sind, zumal sich dann die Finanzierung der bereits überschuldeten Staaten und Unternehmen arg verteuern dürfte.

Fazit: Edelmetalle sind zwar kein Allheilmittel gegen das, was uns erwartet, aber sie bilden in Form von Anlagemünzen und Barren einen Schutz für den Fall, dass die Währungen zerbröseln. Letzteres ist vorgezeichnet und wird als Krise des sogenannten Papiergeldes oder sogar als neue Währungskrise nahtlos an die bisherigen Krisen anknüpfen: die der Finanzen, der Wirtschaft und der Staatsschulden. Die entscheidende Tugend, die Sie als Anleger jetzt noch brauchen, falls Sie sich genug mit Edelmetallen eingedeckt haben, ist Geduld.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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