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Anleitung zur Geldanlage in unruhigen Zeiten

05.05.2013  |  Manfred Gburek
Seit Monaten geistern einige fragwürdige Argumente durch die Medien. Etwa so: Die amerikanische Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet. Folglich seien steigende Zinsen nur noch eine Frage der Zeit, womit die Attraktivität des zinslosen Goldes abnehme. Oder so: Die amerikanischen Aktienkurse eilen von Rekord zu Rekord. Das ist ein Zeichen dafür, dass Anleger Vertrauen in die Wirtschaft fassen, und impliziert, dass Gold als Krisenmetall die besten Zeiten hinter sich hat. Oder so: Der Goldpreis ist zuletzt stark gefallen. Das deutet darauf hin, dass wir uns um die Inflation keine Sorgen zu machen brauchen, denn der Goldpreis ist ein Inflationsindikator.

Das erste Argument stammt sinngemäß unter anderem von der US-Investmentbank Goldman Sachs aus diesem Februar. Steigende Zinsen mögen ja alles auslösen, was die Phantasie hergibt, aber weniger Attraktivität des zinslosen Goldes? Drehen wir den Spieß doch einfach um: Falls die Zinsen steigen, fallen die Kurse der bereits emittierten Anleihen und später wahrscheinlich auch die Aktienkurse. Eine der Folgen dürfte dann das dadurch ausgelöste Chaos an den Finanzmärkten sein, denn für die seit Jahren an sehr großzügige Geldspritzen gewöhnten Amerikaner würde der Zinsanstieg einen Schock auslösen. Gold als sicherer Hafen könnte in diesem Fall durchaus an Attraktivität gewinnen.

Das zweite Argument geht davon aus, dass steigende Aktienkurse und Goldpreise Gegensätze bilden. Das ist zeitweise sicher der Fall, gilt jedoch nicht immer, besonders nicht seit der Jahrtausendwende. So stiegen die Aktienkurse weltweit von 2003 bis 2007, während der Goldpreis, der seinen Anstieg 2001 begonnen hatte, von 2003 bis 2007 weiter anzog. 2008/09 ging es dann mit Aktien und Gold im Zuge der internationalen Finanzkrise gemeinsam abwärts.

Das dritte Argument besticht durch seine Einfachheit. Doch genau die ist hier fehl am Platz, weil es sich bei der Inflation um ein komplexes Gebilde handelt: Ausweitung der Geldmenge, Asset Inflation (Anstieg der Aktien- und Anleihenkurse, der Immobilien- und Edelmetallpreise usw.), steigende Verbraucherpreise, Lohn-Preis-Spirale, gefühlte Inflation und Inflationserwartungen – um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Gold als Indikator für welche von diesen Spielarten der Inflation? Diese Frage lässt sich kaum schlüssig beantworten.

Eines steht allerdings fest: "Wenn Zentralbanken anfangen, Schulden zu kaufen, werden sie irgendwo auf diesem Weg Inflation produzieren.“ Dieser Satz stammt von der angesehenen Harvard-Volkswirtin Carmen Reinhart aus einem Spiegel-Interview vom 8. April. Der Schuldenkauf durch die US-Notenbank ist ja schon in vollem Gang. Die Bank von Japan befindet sich gerade auf dem Weg, ihr amerikanisches Vorbild zu übertrumpfen. Und der Europäischen Zentralbank wird nichts anderes übrig bleiben, als ihre Versuche in diese Richtung verstärkt fortzusetzen. Oder wie der erfahrene Vermögensverwalter Jens Ehrhardt in einem Interview für boerse.ARD.de behauptet: "Wenn die EZB den Euro weiter erhalten will, muss sie schwere Geschütze auffahren. Sie muss massiv Geld drucken, genauso wie die Fed in den USA.“

Wie ich hier vor drei Wochen darzulegen versucht habe, betreten die Zentralbanken damit Neuland. Das heißt, sie setzen schwere Geschütze ein in der Hoffnung, dass niemand von einem Querschläger getroffen wird und dass sie das Feuer zur richtigen Zeit wieder einstellen. Wie Letzteres geschehen soll, ob unter Führung der USA, in einer fein abgestimmten Gemeinschaftsaktion der großen Zentralbanken oder jede von ihnen für sich, steht heute ebenso wenig fest wie das Ausmaß der Kollateralschäden, etwa Kursstürze, Kapitalverkehrskontrollen oder sogar Währungskriege.

Dass man sich als Anleger davor schützen muss, indem man auf verschiedene Anlagen mit dem Schwerpunkt auf Sachwerten setzt, zieht sich ja seit vielen Monaten wie ein roter Faden durch meine Kolumnen. Trotzdem möchte ich dieses Thema heute noch einmal von einer anderen, eher grundsätzlichen Seite aufgreifen, denn die Anlagen haben verschiedene Eigenschaften. Das heißt, ihr Preisniveau, ihre Chancen und Risiken, ihre Liquidierbarkeit und - aus aktuellem Anlass von besonderer Bedeutung - ihr Schutz vor den Eingriffen des Staats unterscheiden sich gewaltig. Dazu drei Beispiele:

Gold, zum Teil auch Silber, übt nach wie vor seine Funktion als sicherer Hafen bzw. als ultimativer Schutz vor der Geldentwertung aus, vorausgesetzt, Sie verwahren es in Ihrem heimischen Safe oder an einer sonstigen sicheren Stelle. Gold- und Silberaktien gehören einerseits der Edelmetall-, andererseits der Aktienkategorie an: Die Erschließung von Minen erfordert Investitionen ähnlich wie der Bau von Autos oder der Betrieb von Kraftwerken. Die Erträge der Gold- und Silberunternehmen hängen von den Preisen der Edelmetalle ab; und im Gegensatz zu Auto- oder Stromkonzernen, die weitgehend ihre eigene Preispolitik betreiben, sind Minen auf die Marktpreise angewiesen. Nicht zuletzt daraus ergeben sich die starken Kursschwankungen ihrer Aktien.

Zum Thema Aktien generell ist aus aktuellem Anlass zu sagen: Die ständigen Aussagen über ihre Alternativlosigkeit gehen mir auf die Nerven, zumal dann, wenn die im Vergleich zu anderen Anlagen hohe Dividendenrendite hervorgekehrt wird. Aktien sind wunderbare Anlagen, wenn man sie zu niedrigen Kursen kauft und zu hohen wieder verkauft. Ihre leichte Liquidierbarkeit unterscheidet sie wohltuend von Immobilien, und die Spekulation mit Aktien kann unter den genannten Voraussetzungen viel Spaß machen. Doch wehe, wenn man auf die falschen setzt oder wenn das Timing einfach nicht stimmen will, was ja recht häufig vorkommt - dann kann es regelmäßig zu Gefühlswallungen kommen. Wer sich daran nicht stört und Anlagefehler auf dem Konto Erfahrung verbucht, kann im Lauf der Jahre zu einem erfolgreichen Spekulanten heranreifen. Dividenden sind dann quasi nur noch wie Boni, die man nebenbei gern mitnimmt.

Immobilien mit dem Schwerpunkt Wohnen gelten unter recht vielen Anlegern seit etwa zwei Jahren als wahre Wunderanlagen: Mietrenditen zwischen 4 und 6 Prozent, obendrein Preisanstieg, und wenn man Makler reden hört, ist der Inflationsschutz offenbar automatisch eingebaut. Gegenargumente fallen da nicht schwer: Mietrenditen zerbröseln nicht nur mit Reparaturen, Mietminderungen und Mieterwechseln, sondern auch mit der Entfernung zum nächsten Ballungsgebiet. Der Preisanstieg findet vor allem in Metropolen, Universitäts- und sonstigen interessanten Städten statt; für den Inflationsschutz gilt im Prinzip dasselbe. Immobilien für den Eigenbedarf kommen zwar infrage, aber auch für sie fallen Reparaturen an, und ihr Standort ist ebenfalls ein wichtiger Wertfaktor. Eines verbindet alle Immobilien: Sie lassen sich im Gegensatz zu Edelmetallen und Aktien nicht mal eben liquidieren.

Fazit: Legen Sie Ihr Geld nach den hier genannten Kriterien an, planen Sie den Einsatz abgestimmt auf Ihre ganz persönlichen Bedürfnisse - und lassen Sie sich nicht nervös machen, wenn irgendwelche finsteren Mächte den Goldpreis zu Fall zu bringen versuchen, denn es wird ihnen nicht auf Dauer gelingen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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