Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Haben die westlichen Zentralbanken überhaupt noch Gold übrig? (Teil II)

03.05.2013  |  Eric Sprott
Die letzten Monate waren für Goldanleger eine äußerst schwierige Zeit; der Verkaufsdruck im Gold-Future-Markt wirkte sich erheblich negativ auf den Preis des gelben Metalls aus. Als fundamentale Investoren achten wir stets ganz besonders auf die Angebot-und-Nachfrage-Dynamik von Gold. Und so mussten wir erst vor kurzem feststellen, dass es sich äußerst schwierig gestaltet, die niedrigen Goldpreise mit anhaltend starker Nachfrage nach physischem Gold zu vereinbaren.

Während das Goldangebot überwiegend konstant bleibt, konnten wir eine stetig wachsende Nachfrage nach dem gelben Metall beobachten. Indien und China haben sich zu starken Käufern entwickelt und in den letzten Jahren mehr als die Hälfte der Bergbauproduktion verbraucht. Die Zentralbanken haben sich von Goldverkäufern zu Nettokäufern entwickelt - allein im vergangenen Jahr stiegen ihre Goldkäufe um 17% auf nahezu 535 Tonnen.

Börsengehandelte Produkte (Exchange Traded Products, ETPs) auf der ganzen Welt haben fleißig Gold angehäuft, selbiges gilt für Institutionen und private Anleger. Darüber hinaus haben Zentralbanken, darunter etwa Südkorea und Russland, ihre Goldbestände zu Beginn dieses Jahres deutlich erhöht, was einmal mehr verdeutlicht, wie groß die Nachfrage an Gold wirklich ist. Diese Daten sind insofern wichtig, als dass, im Gegensatz zur Nachfrage, das Angebot an Gold während der letzten zehn Jahre konstant blieb, und zwar bei rund 4.000 Tonnen jährlich.

Um die jüngste Verkaufswelle des gelben Metalls, wodurch bestimmte ETPs zu Liquidationen genötigt waren und so weiteres Goldangebot in den Markt kam, wurde reichlich Wind gemacht. Unsere Arbeit zeigt, dass vorherige Verkaufswellen von ETPs (Januar 2011, Dezember 2011, Mai 2012 und Juli 2012) allesamt damit zusammenfielen, dass Gold eine starke Preisunterstützung fand und (dann) höher stieg.

In unserer MAAG- Ausgabe vom September 2012, die den Titel trug: "Do Western Central Banks Have Any Gold Left?" (zu Dt: Haben westliche Zentralbanken überhaupt noch Gold?), glichen wir die jährliche Entwicklung der Goldnachfrage zwischen 2000 und 2012 ab und stellten eine Veränderung der jährlichen Nachfrage von fast 2.300 t fest. Wir stellten die Vermutung an, dass in Anbetracht der massiven Veränderungen in der Nachfrage lediglich die Zentralbanken genügend große Anbieter wären, um die Lücke, die zwischen Angebot und Nachfrage klafft, zu schließen. Nun scheint es, als hätte unsere langwierige Suche den entscheidenden Beweis für unsere Hypothese geliefert.

Das US Census Bureau veröffentlicht einmal im Monat das FT900-Dokument, welches die internationalen Handelsdaten der USA offenlegt. Beim Durchsichten dieses Dokuments haben wir mit Erstaunen festgestellt, dass die USA im Dezember 2012 Gold im Wert von mehr als 4 Mrd. USD exportiert sowie im Wert von rund 1,5 Mrd. USD importiert hat. Das entspricht einem Netto-Export von 2,5 Mrd. USD bzw. nahezu 50 Tonnen (1).

Dieser überraschende Wert veranlasste uns, die vorherigen Veröffentlichungen der Handelsdaten heranzuziehen, die bis ins Jahr 1991 zurückreichen. Was wir darin fanden, war mehr als schockierend: Nicht nur, dass die USA konstant große Mengen an Gold auf Nettobasis exportiert hatte, sondern auch, dass die Menge an exportiertem Gold weit über das hinausgeht, wozu die USA theoretisch imstande sein dürfte.

Aus einer Angebot-und-Nachfrage-Perspektive betrachtet, ist der Goldmarkt ziemlich leicht verständlich. Da sich Gold nicht aus dem Nichts gewinnen lässt, stammt das Angebot aus neuen Bergbauproduktionen, Altgold-Recycling sowie den Abgaben von Bullion durch Anleger. Die Nachfrage ist vielgestaltig - Investmentnachfrage, Elektronik, Zahnmedizin, industrielle Anwendungen, um nur einige zu nennen. Zwischen Angebot und Nachfrage kann es zu kurzzeitigen Abweichungen kommen, sodass entweder ein Überangebot auf dem Markt entsteht oder aber die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Auf die Dauer sollte aber das Angebot der Nachfrage entsprechen und der Preis als Ausgleichsmechanismus fungieren. Unter dieser Annahme sollte die Menge an Gold, die von den USA exportiert wird, der Menge an Gold, die die USA über eine ausreichend lange Zeitspanne nicht benötigt, entsprechen.

Tabelle 1 legt unser System für die Analyse von Gold-Angebot und -nachfrage der USA dar:

Open in new window


Unserer Analyse von Angebot und Nachfrage liegen äußerst robuste Statistiken bezüglich Bergbauproduktion, Import-Export-Daten, Münzverkäufen sowie ETP-Nachfrage zugrunde, die auf den Angaben von GFMS2 (2), dem US Census Bureau (3), der US Mint (4) und Bloomberg (5) basieren. Von der CPM Gruppe liegen uns zudem gute Daten zu Gold-Recycling, Schmuckverkäufen sowie zur Verwendung von Gold in Elektronik und Industrie vor (6).


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"