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Manipulation der "freien" Märkte und die sich daraus ergebenden Aussichten

07.05.2013  |  Dr. Dietmar Siebholz
Inzwischen sollte es selbst der ungläubigste Thomas wissen: Wir haben keine Märkte mehr, es gibt nur noch "Interventionitis" (mein Kunstwort des Jahres 2013 ©) und wir sind nun nicht mehr sehr weit entfernt vom finalen "Grabenkampf", das zeigen die Zeichen der Gegenwart überdeutlich. Die unglaublichen Anstrengungen der Finanzeliten, das Unabwendbare durch extremen Eingriff in die Märkte zu vermeiden, zeigt, wie diese die tatsächliche Lage an den Finanzmärkten wirklich sehen.

Irgendwo habe ich gelesen, dass ein Kommentator den Vorwurf eines Contrarian, die Intervention im Goldmarkt sei blanke Manipulation zu Lasten der Anleger, mit der Anmerkung zurückwies, der andere sei ein Verschwörungstheoretiker. Irgendwie erinnert mich dies an einen Witz, in dem ein misstrauischer Ehemann einen Privatdetektiv beauftragte, seine vermutlich untreue Ehefrau zu überwachen.

Auf die Erklärungen des Detektivs, seine Frau hätte dreimal einen Unbekannten während der beruflich bedingten Abwesenheit des Ehemannes in die Wohnung gelassen; der Unbekannte hätte jedes Mal eine Flasche Schampus und einen üppigen Rosenstrauß mitgebracht, wäre dann mit der Ehefrau ins Schlafzimmer gegangen, aber dann hätte er nichts mehr sehen können, weil die Beiden das Licht ausgeschaltet hätten, stöhnte der Ehemann völlig konsterniert "Nein, nein, immer diese Ungewissheit...".

Soweit zum Thema "Verschwörungstheorie". Dass führende Investmentbanken ihre Gold-Leerpositionen in ungeahnte Größenordnungen aufgestockt hatten, dann extrem heftige Verkaufsempfehlungen gaben, gibt nur Extremlaien und eben Manipulateuren die Möglichkeit, von einer unbewiesenen Verschwörermentalität zu berichten. Ja, ja immer diese Ungewissheit, sage ich nur.

Einmal zum Nachdenken: Die Börsenkontrollen in New York und in Sydney (die lese ich regelmäßig) fordern bei stärkeren, plötzlichen Kursveränderungen und hohen Umsätzen die Vorstände der Unternehmen auf, sich zu den Gründen für die extremen Preisentwicklungen zu äußern, wenn die Bewegungen einen bestimmten Grenzwert (meist so an die 5%) überschreiten. Wann hat die CFTC in New York diese Fragen an die Investmentbanken gerichtet, frage ich?

Warum wurde dieses Inferno ausgelöst? Die Eliten dieser Welt haben längst erkannt, dass sich derzeit in der Weltbevölkerung das Bewusstsein durchsetzt, dass die Papiergeld-Währungen immer mehr an Bedeutung verlieren. Und was bietet sich da mehr an, als die wirkliche einzige echte Währung mit innerem Wert, nämlich Gold über den Eingriff auf die Papier-Terminmärkte in den Augen der Welt zu schwächen?

Mehr ist dazu nicht zu sagen; die Bankenkontrolleure haben derzeit Wichtigeres zu tun, als Börsenbewegungen zu hinterfragen. Sie bereiten den Boden für die wohl zu erwartende Lösung des Überschuldungsproblems vor. Wie soll das gehen? Nun, die Antwort ist einfach und ich habe schon vor etwa zwei Jahren darüber geschrieben und vor dieser Lösung gewarnt. Warum ich mir so sicher war? Das hängt mit der Auffassung zusammen, die unsere Politiker von ihrem Verständnis für Demokratie haben. Sagte doch schon vor Jahren Herr Juncker (dieser Duodezfürst aus dem Großherzogtum dicht bei Trier) sinngemäß:

"Wie wir Gesetze vorbereiten? Nun da gehen wir erst einmal einen großen Schritt voran und warten ab, ob die Masse sich gegen diesen Schritt auflehnt. Kommt eine heftige Reaktion, rudern wir etwas zurück, bis man sich beruhigt hat. Dann machen wir den zweiten Schritt usw., bis wir das gewünschte Ergebnis erreicht haben ...". So hat man alle Sicherheiten, die Deutschland gefordert hatte, ehe es seine DM aufgab, nach diesem Schema aufgelöst und keiner hat´s gemerkt oder ist auf die Straße gegangen.

Beim ESM wurde gleichermaßen gehandelt; unsere Volksvertreter (mein Computer weigert sich fast hartnäckig, diese Bezeichnung noch zu verwenden, aber ich möchte mir sichere Beleidigungsklagen ersparen) folgen dem Fraktionszwang; der erspart das eigene Denken. Was unterscheidet sie also von den so verachteten Kollegen aus der DDR - ebenfalls Abgeordnete in den ostdeutschen Blockparteien? Nichts. Was wir hier haben? Die paar Professoren, die man hier im freien Deutschland als Hinterbänkler behandelte, waren es nach Ansicht der Parlamentarier nicht wert, dass man auf deren Diskussionen zur unbegrenzten deutschen Haftung für das selbst hinterletzte EU-Land überhaupt einging. Was für ein Frevel gegen den gesunden Menschenverstand.

Welche Überzeugung hat die Politiker veranlasst, so undemokratisch zu handeln? Ich bin mir sicher, dass sie wissen, dass der Karren völlig in den Dreck gefahren ist. Wenn sie es nicht wüssten, dann hätten wir auf jeden Fall die Falschen gewählt. Nur wie will man in einer Demokratie eine derartig verfahrene Situation überhaupt kurieren? Sie und ich wissen, dass dies unmöglich ist, denn schon die geringste Renten- oder Hartz-IV-Kürzung würde schon die Mehrheit der deutschen Bevölkerung auf die Barrikaden treiben.

Warum ich mir so sicher bin? Ganz einfach, die Mehrheit der deutschen Bevölkerung lebt teils oder gänzlich von staatlichen Subventionen und Sozialleistungen. Diese Bevölkerungsteile machen aber angesichts von ca. 78% Wahlbeteiligung immer die Mehrheit aus; die an den Fleischtöpfen sitzenden Parlamentarier wären ihren Sitz im Bundestag und ihre Ruhegelder fürs Alter in kürzester Zeit los. Also können sie Einsparungen großen Stils nicht beschließen, ohne sich selbst zu entmachten.

Was dann noch bleibt, ist die Schuldzuweisung auf eine alternativlose Krise, die man ja nicht verursacht hat und die nicht zu erwarten war und danach der Zugriff auf die Vermögen der Bürger. Wenn dann sogar international die gleichen Schritte zur Problemlösung vorgenommen werden, dann kann man sich ja wieder einmal auf die üblichen Schuldigen beziehen, so wie auf Steuersünder, auf das Nicht-EU-Ausland u.a.m.

Als ich auf einem Seminar im August 2008 zum Thema "Währungsreform einst und jetzt" mit den Professoren Hankel, Ramp, Bocker und anderen die Konzeption einer erneuten Währungsreform (natürlich mit den euphemistischen Umschreibungen wie z.B. "Solidaritätsbeiträge" etc. nach dem bekannten Muster "Gold gebe ich für Eisen" oder "für Führer, Volk und Vaterland“) sprach, haben mich viele für einen Spinner gehalten. Nach der Lektüre dieses Kommentars erwarte ich die entsprechenden schriftlichen Entschuldigungen dieser Kritiker an meine E-Mail-Anschrift. Nehmen Sie meine Überzeugung zur Kenntnis: Wir sind bald wieder soweit.




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