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Interview mit Gerald Celente (Teil 2)

17.05.2013  |  Presse
Den ersten Teil können sie hier lesen ...


Daily Bell: Was denken Sie über den aktuellen Goldmarkt?

Gerald Celente: Er wird manipuliert! Weshalb sage ich das? Weil ein Blick auf die physische Nachfrage zeigt, was hier wirklich passiert. In Australien standen Goldkäufer eine halben Meile Schlange; in China und Indien geht der Goldschmuck aus, und die Aufschläge auf alle soliden Produkte steigen steil. Unterdessen wird Gold auf der Papierseite durch Spekulanten leerverkauft, von denen einige vielleicht im Interesse der Zentralbanken oder anderer staatlicher Stellen handeln.

Sie werten die Währungen vor unseren Augen ab - die Bank of Japan mit ihren Stimuli und Anleihekäufen, in Europa mit endlosen Anleihekäufen, beispiellos niedrige Zinssätze, und in den USA dasselbe. Es handelt sich also um eine übergreifende Abwertung. Würden die Menschen erkennen, dass dieses Geld eben wegen der ständigen Schlechtgeldschöpfung nicht das Papier wert ist, auf dem es nicht gedruckt ist, dann würden sie sich allesamt aus diesen Fiat-Währungen retten und Gold kaufen. Es würde eine Panik geben.

Das ist aber nicht im Interesse der Zentralbanken, der Wall Street oder der City of London, und deswegen werden sie auch alles tun, damit das nicht passiert, und auch versuchen, den Goldpreis so niedrig wie möglich zu halten.

Ich bin weiterhin fest vom Gold überzeugt. Es kostet ca.1.200 $ pro Unze, um es aus dem Boden zu holen, also wird es auch nicht darunter fallen. Und dann diese Aufschneiderei mit dem Aktienmarkt. Schauen Sie sich doch den Aktienmarkt an! Ich sag dir, verdammt, was ist denn das - irgendwo bei 15.000? Jawohl. Und 2007? Aha, 14.000. Sechs Jahre später und inflationsbereinigt liegen wir noch darunter. Wo stand Gold damals? Bei ca. 740 $ pro Unze. Und selbst beim aktuellen Preis: Wer hat das bessere Geschäft gemacht? Das hat der Aktienmarkt nicht mal annähernd geschafft.

Der Anleihemarkt wird vor unseren Augen manipuliert. Wir wissen jetzt auch, dass die LIBOR-Zinsen manipuliert wurden - mein Gott! Wie transparent muss es denn noch werden, damit die Leute durchblicken? Ein 500 bis 700 Billionen $ schwerer Markt durch LIBOR manipuliert! Die Leute müssten nach Gerechtigkeit schreien, es hat noch keine Gerechtigkeit gegeben.


Daily Bell: Am Tag vor 9/11 erklärte ja auch das Pentagon öffentlich, dass 2,3 Billionen $ verloren gingen, und keiner sagte irgendwas, warum dann nicht noch einen draufsetzen?

Gerald Celente: Genau. Sie kennen unseren Spruch. Das Wort “Justice” wird falsch geschrieben, es muss eigentlich “just us” heißen. Ein blaues Auge für die Großkriminellen und die volle harte Bestrafung nach allen Regeln des Gesetzes für den Rest der Allgemeinheit.


Daily Bell: Warum gibt es überhaupt eine solche Unterscheidung zwischen physischem Gold und Papiergold? Ist auch das eine Manipulation?

Gerald Celente: Na sicher, auch das ist eine Manipulation. Wie schon gesagt, die Papiermärkte sind leicht zu manipulieren, wie wir gerade erfahren müssen. Die Silbermärkte sind manipuliert. Kürzlich kam in Kanada ein Beitrag zur Manipulation des Silbermarktes raus, und dieser Kanadier traf sich dann mit dem Chef der “Security and Exchange Commission“. Da sieht man dann diesen Typen im SEC mit seinem langen weißen Haar in seinem winzig kleinen Büro vor jenem Kanadier sitzen, der Beweise für die Manipulation des Silbermarktes liefert, und der dann sein Argument verteidigt, dass die SEC nicht über ausreichend Ressourcen verfügte, um alle Straftäter zu verfolgen.

Dieses Spiel ist manipuliert, wie ich immer wieder sage. Das ist so, als würde man eine Ethik-Behörde einschalten, damit die Mafia ehrlich bleibt. Das ist die SEC im Grunde auch: Eine Ethikkommission, die der Wall-Street-Gang Ehrlichkeit und Integrität predigt.

Haben Sie etwa gesehen, dass an der Wall Street Köpfe gerollt sind? Nein. Nicht einer. Na klar, hier wird manipuliert. Ich bin fest davon überzeugt. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, weil LIBOR keine Verschwörung ist und auch die Manipulation der Anleihemärkte nicht. Das passiert vor den Augen aller, und es gibt genügend Informationen, die zeigen, wie der Silbermarkt manipuliert wird und wie die Aktienmärkte manipuliert werden. Mein Gott, Hochfrequenzhandel, Handel innerhalb von Millisekunden … das ist doch alles Zockerei. Aber aus den genannten Gründen bleibe ich optimistisch, was Gold betrifft.


Daily Bell: Wird es am Ende vielleicht wieder einen Staatsgoldstandard geben?

Gerald Celente: Möglich ist das. Ich könnte mir Gold aber als Bestandteil einer neuen Reservewährung vorstellen - keinen Goldstandard, aber Gold als Teil einer neuen Reservewährung in den kommenden Jahren. Schauen Sie nur, was mit dem Euro passiert. Er ist nur 12 Jahre alt und er hat mit Problemen zu kämpfen, die unüberwindbar scheinen.

Früher oder später - wenn Anleihekäufe, Niedrigzinsen, Austeritäts- und quantitative Lockerungsmaßnahmen keine Optionen mehr sind, kann ich mir eine neue Reservewährung vorstellen, bei der zum Teil auch Gold einer Rolle spielt.




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