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Wenn es um Gold geht, läuft nichts zufällig ab

22.05.2013  |  Jan Kneist
Börse Express: Gibt es inzwischen schon etwas Klarheit über die Vorgänge beim Goldpreisabsturz Anfang April? Z.B., warum es vorher zu ungewöhnlichen Goldabflüssen im Comex-Warehouse kam, die vorzeitige Veröffentlichung der FED-Notes …?

Jan Kneist: Ob wir den Fall jemals lückenlos aufklären können, steht in den Sternen. Es gibt eine ganze Reihe von Fakten, Indizien und Vermutungen, die sich jeder seinem Weltbild entsprechend zurechtlegen und interpretieren kann. Ich zweifle, daß es je zu einer rein faktenbasierten Diskussion kommt, denn das Thema ist sehr emotional. Wir wissen verschiedene Dinge, z.B. die Menge Goldes, die an besagtem Freitag und Montag abverkauft wurden, um den kaskadenartigen Verfall auszulösen. Es waren am Freitag zunächst 100 Tonnen bei Handelsbeginn und dann folgten 2 h später innerhalb einer halben Stunde weitere 300 Tonnen. Montag setzte sich das beschleunigt mit mehr als 1000 Tonnen fort, auch forciert durch Margin-Calls am Wochenende.

Wenn innerhalb von zwei Tagen die Minenproduktion von über einem halben Jahr verkauft wird, muß das Einfluß auf den Preis haben und die Erklärung, das nur mit Computerverkäufen zu erklären, greift meiner Ansicht nach zu kurz. Wer möglicherweise hinter dem größten Verlust seit 33 Jahren steckt, untersuchen wir weiter unten. Sie sprachen die Lagerhäuser an. Abflüsse der COMEX-Bestände (registered und eligible) gab es, nach zwei Jahren relativer Ruhe, in sich beschleunigendem Maße seit Anfang 2013 und aktuell sind wir auf einem Niveau, das so zuletzt vor 5 Jahren erreicht wurde. Und wir wissen auch anhand der offiziellen Daten, daß fast ausschließlich JP Morgan hohe Abflüsse verzeichnete. Die COMEX-Bestände kann man übrigens unter http://www.cmegroup.com/delivery_reports/Gold_Stocks.xls abrufen und gemäß der Zahlen dort, sind in allen COMEX-Lagerhäusern jetzt 1,676 Mio. oz Gold "registered", also in Kontrakte lieferbar.

Eine Tatsache ist auch, daß seit geraumer Zeit große Mengen Gold nach Asien, insbesondere nach Indien und China abfließen und da es sich hier um reale Lieferungen handelt, können die nicht mit Papierkontrakten bedient werden. Gleichzeitig soll das physische Metall an der LBMA knapp geworden sein, so Aussagen des in London ansässigen Traders Andrew Maguire. Rein zufällig setzte in London die physische Handelsplattform am Katastrophen-Freitag aus, sodaß man weder verkaufen, noch die billigen Kurse zum Kaufen nutzen konnte. So gerieten Marktteilnehmer in Panik und sahen sich gezwungen, auf den Futures-Markt auszuweichen und dort weitere Verkäufe zu tätigen.

Der nächste "Zufall“ waren die von Ihnen angesprochenen FED-Notes, in denen zum Ausdruck kam, daß die Politik des "Quantitative Easing“ (tatsächlich inflationäres Gelddrucken) überdacht würde. Zuletzt noch die kaum erwähnenswerten möglichen (!) Goldverkäufe durch Zypern. Das Manöver ist dermaßen durchschaubar wie unglaubwürdig. Ein Fiat-Geldsystem ist nur durch permanente Aufschuldung am Laufen zu halten und wer soll an die Stelle der FED treten, sollte die als "Lender of last resort“ nicht mehr drucken? Es gibt kein zurück mehr. Es kann also nur ein psychologischer Trick gewesen sein, um, zusammen mit der geballten Macht der Mainstream-Medien, irrationale Aktionen auszulösen.

Wenn es um Gold geht, können wir mit Bestimmtheit davon ausgehen, daß rein gar nichts zufällig abläuft. Ex-FED-Chef Volcker ist für die Aussage bekannt, daß man in den 70er Jahren den starken Goldpreisanstieg nicht verhindert habe, was ein Fehler gewesen sei. Den man seit vielen Jahren gewiß nicht mehr macht und mit dem oben genannten alle Register gezogen hat.


Börse Express: Normalerweise gibt es immer ein Riesentheater um Insidertrading, etwa bei Aktien. Bei Gold hingegen hört man nie von Untersuchungen diesbezüglich. Ist es nicht etwas seltsam, daß z.B. Goldman Sachs den Kursverfall recht genau voraussah und ihre Großkunden aus dem Gold herausholte?

Jan Kneist: Ja, das ist völlig richtig. Beim Goldabsturz und Goldmans rechtzeitiger "Eingebung“ wird es genauso wenig zu Untersuchungen kommen wie bei den riesigen Shortpositionen weniger Großbanken im Silber an der COMEX oder bei den massiven Leerverkäufen von Aktien von Fluggesellschaften vor dem 11. September 2001. Es hört sich vielleicht hart an, aber wenn es sich um Staatskriminalität bzw. vom Staat tolerierte Machenschaften handelt, versandet alles und Aufklärung ist nicht zu erwarten. Trotz dieser Tatsachen gibt es zahlreiche öffentlich zugängliche Quellen, die einiges aufklären können, z.B. wer genau große Mengen Gold über die Comex verkauft hat. Unter http://www.cmegroup.com/delivery_reports/MetalsIssuesAndStopsYTDReport.pdf finden sich die Anträge auf physische Auslieferung von COMEX Kontrakten durch diverse Banken in eigenen Namen und auf Kundenrechnung.

Es fällt auf, daß Goldman Sachs in den Monaten März und April nicht eine Unze verkauft hat, zumindest nicht über die COMEX. Die Deutsche Bank hat verkauft, anderen Banken in geringem Maße, der weitaus größte Brocken wurde aber von JP Morgan abgestoßen. Im April alleine waren das 599.000 Unzen von der Bank und saldiert 262.200 Unzen für Kunden der Bank. Dies wiederum wäre eine Erklärung für die hohen Abflüsse aus den JPM-Lagerhäusern der COMEX. Auch in den beiden vorangegangen Monaten war JP Morgan für die Masse der Verkäufe verantwortlich, falls die offiziellen Zahlen der CME hier korrekt sind.

Jeder kann sich selber die Frage stellen, ob es weise ist, ein zu verkaufendes Gut dermaßen auf den Markt zu prügeln, daß der Verkaufserlös regelrecht minimiert wird, anstatt marktschonend vorzugehen. Goldman Sachs ist auf diesem Wege nichts nachzuweisen, wenngleich die ständigen Verquickungen von (Ex-) Führungspersonen der Bank und der US-Regierung Anlaß zu äußerstem Mißtrauen geben.




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