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Bedrohen die langfristigen Zinssätze Gold?

12.07.2013  |  Adam Hamilton
Während Gold in den letzten paar Monaten eingebrochen ist, ist die Rendite der bestimmenden zehnjährigen US-Staatsanleihen in die Höhe geschnellt. Viele Analysten an der Wall Street behaupten, diese steigenden langfristigen Renditen wären sehr bärisch für Gold und haben dessen jüngste Schwäche verschärft. Da das Metall nichts abwirft, machen höhere Anleiherenditen das Investieren in Gold weniger attraktiv. Diese These klingt sicher logisch, aber sind steigende langfristige Renditen wirklich eine Bedrohung für Gold?

Wie jede Markttheorie wird diese am besten durch die Untersuchung auf mögliche Präzedenzfälle in der Geschichte auf die Probe gestellt. Sollten steigende oder höhere Anleiherenditen den Goldpreis in der Vergangenheit nach unten gedrückt haben, sind die Warnungen der Gold-“Bären“ über deren Auswirkungen wahrscheinlich berechtigt. Und angesichts des erstaunlichen Anstiegs der Rendite bei zehnjährigen Staatsanleihen in den letzten paar Monaten, sollten Goldinvestoren wirklich beachten, wie Gold von diesen Renditen historisch gesehen beeinflusst wurde.

Zwischen Anfang Mai und Ende Juni sind die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen um 56%, von 1,66% auf 2,59%, in die Höhe geschossen! Das ist der größte Anstieg dieser Benchmark-Rendite in so kurzer Zeit seit mindestens einem halben Jahrhundert, wenn nicht überhaupt. Nichts auch nur annähernd Ähnliches wurde jemals gemäß den eigenen Daten der Federal Reserve, die bis auf Anfang 1962 zurückgehen, erlebt. Wir sind auf unbekanntem Gebiet, was solche Sprünge bei langfristigen Zinsen angeht.

Und die Fed selbst ist der einzige Grund, warum die Renditen bei zehnjährigen Staatsanleihen steigen. Deren letzte Kampagne zur Monetarisierung der Staatsschulden ist weit bekannt als Quantitative Easing 3 (dt.: Quantitative Lockerung). Der Anteil in Höhe von 45 Mrd. $ pro Monat, mit dem Staatsanleihen gekauft werden, wurde auf dem Treffen der Federal Open Market Committee (dt.: Offenmarktausschuss) eingeführt. Seitdem ist die Fed bei Weitem der größte Käufer von US-Staatsanleihen. Niemand sonst kommt dieser Position auch nur annähernd nahe.

Die Fed schafft Fiatdollar aus dem Nichts, um diese Anleihen zu kaufen. Das ist pure Inflation. Diese ganze künstliche Nachfrage hat den Preis von US-Staatsanleihen natürlich beflügelt und selbstverständlich bewegen sich die Renditen entgegengesetzt zu den Anleihepreisen. Als dann die Angst aufkam, dass die massiven QE3-Käufe der Fed anfangen würden nachzulassen, begannen Anleihe-Investoren in weiser Voraussicht, ihre US-Staatsanleihen loszuschlagen, bevor die Fed durch ihren Ausstieg einen Kursverfall auslöst.

Der weit verbreitete Glaube, dass steigende oder höhere Renditen von Staatsanleihen bei Gold zu einer Baisse führen würden, geht bis in die frühen 1980er zurück. Nach einer durch allgemeine Manie getriebenen parabolischen Explosion Ende 1979 erreichte der letzte Goldbullenmarkt im Januar 1980 seinen Höhepunkt. An dem Tag lag die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen bei 11%! Und sie stiegen noch höher, um im September 1981 undenkbare 15,8% zu erreichen. Der Goldpreis brach einfach ein.

Aber damit ist nicht die ganze Geschichte erzählt, denn eine Korrelation impliziert nicht unbedingt eine Ursache. Nach einem Anstieg um 182,6% in nur 5 Monaten, der zu dem parabolischen Höhepunkt führte, war Gold fällig für einen brutalen Bärenmarkt, egal was mit den langfristigen Zinsen passierte. Zwischen August 1976 und Januar 1980, als Gold um 731,7% in die Höhe schoss, kletterten die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen gnadenlos um 42,2% von 7,7% auf 11%. Gold explodierte trotzdem höher.

Trotz des verbreiteten Irrglaubens, stehen langfristige Zinsen nicht immer in einem direkten Zusammenhang mit Gold. Und auch das ergibt Sinn. Gold hat noch nie einen Zins erbracht und doch ist es seit Jahrtausenden eine beliebte Investition geblieben. Anleger, die Gold kaufen, wollen aus diesem Teil ihres Portfolios gar keine Zinsrendite ziehen. Sie wollen einen bewährten Schutz vor monetärer Inflation, eine finanzielle Versicherung gegen unvorhergesehene Ereignisse am Markt und vor allem Kapitalgewinne.

Die Gold-bringt-keine-Zinsen-deswegen-kann-ihm-kein-Wert-zugeordnet-werden-Theorie wird unter Gold-“Bären“ ewig beliebt sein, ist aber ein fadenscheiniges, vom Wesentlichen ablenkendes Argument. Während Anleihe-Investoren tatsächlich Anleihen wegen der Zinsen kaufen, war dies bei den meisten Aktien-Investoren noch nie der Fall. Obwohl unter der Elite der Blue Chips es Unternehmen mit hohen Dividenden gibt, sind diese eine winzige Ausnahme von der Regel. Die große Mehrheit der Aktien erbringt nie eine bedeutende Dividende.

Investoren kaufen freudig Technologiewerte, obwohl sehr wenige davon Dividenden zahlen. Und diejenigen, die doch Dividenden abwerfen, haben fast immer winzige Dividendenrenditen im Verhältnis zu ihrem Aktienpreis. Kapitalgewinne sind der Hauptgrund, warum Investoren außerhalb, bei professionellen Anlegern sogar auch innerhalb der Anleihewelt investieren. Zinsen sind schön und gut, aber sicherlich nicht notwendig, um die Investitionsnachfrage anzuheizen. Anleger wollen einfach Dinge kaufen, deren Wert steigt.

Das ist der Grund, warum Gold im Umfeld steigender Zinsen oft angezogen ist. Wie alles andere auch, steigt und fällt der Goldpreis je nach Angebot und Nachfrage. Und Anleger wollen Gold, wenn sie glauben, dass dessen Preis steigen wird, da sind langfristige Zinssätze irrelevant. Die große Mehrheit der Goldinvestoren sind keine geflohenen Anleihe-Investoren auf der Suche nach Einkommen, die sich widerwillig mit zinslosem Gold abfinden. Solche Typen bleiben bei Anleihen und Aktien mit hohen Dividenden.

Und die anderen Investoren auf der ganzen Welt, die den Goldpreis zwischen April 2001 und August 2011 um 638,2% nach oben katapultierten, haben dieses Metall nicht aus dem Grund gekauft, weil ihnen niedrige Anleihezinsen keine andere Wahl gelassen hätten. Das erste Diagramm zeigt den Zinssatz der zehnjährigen Benchmark-US-Staatsanleihen sowie den Goldpreis über den Zeitraum der letzten zwölf Jahre seines säkularen Bullenmarktes. Über fast den gesamten Zeitraum seines guten Laufs florierte Gold im Umfeld langfristiger Renditen, die viel höher als die heutigen waren.

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