Höhere Goldnachfrage in China wirft Fragen auf
20.08.2013 | Thorsten Proettel

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Höhere Goldnachfrage in China wirft Fragen aufEine höhere chinesische Goldnachfrage war in der jüngeren Vergangenheit stets das Ergebnis eines überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstums oder negativer Realrenditen für Spareinlagen. Angesichts eines voraussichtlichen BIP-Wachstums von nur 7,0% im laufenden Jahr und eines Realzinsesvon knapp 3,5% überrascht der deutliche Anstieg auf 276 Tonnen im 2. Quartal. Ein möglicher Grund hierfür könnte in den administrativen Einschränkungen zum Erwerb von neuen Eigentumswohnungen liegen. Möglicherweise wendeten sich deshalb einige Anleger vom erhitzten Immobilienmarkt ab und parkten ihre Mittel im Goldmarkt. Auch hier stellt sichdeshalb die Frage, wie nachhaltig die Entwicklung ist.

Notenbankkäufe rückläufig, Goldförderung steigt
Die Goldnachfrage der Notenbanken fiel mit 71 Tonnen nach Angaben des WGC im 2. Quartal auf den niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Der Rückgang zum Vorjahresquartal beträgt 57% und zum Vorquartal immerhin noch 35%. Das WGC verzichtete in seiner jüngsten Publikation auf die Nennung der betreffenden Staaten. Aus anderen Veröffentlichungen geht lediglich hervor, dass Russland von April bis Juni rund 15 Tonnen, Kasachstan 8 Tonnen und Aserbeidschan 5 Tonnen Gold erwarben.

Angesichts des Preisrückgangs überrascht das Plus der weltweiten Minenförderung in Höhe von 3,6% gegenüber dem Vorjahresquartal auf 736 Tonnen etwas. Da viele Minen mittlerweile massive Kostenprobleme haben dürften, rechnen wir mit einer Trendumkehr im zweiten Halbjahr. Hierfür spricht auch der jüngst vom südafrikanischen Statistikamt gemeldet Rückgang der Goldförderung um 14% aufgrund von Streiks. Das Recycling von Altgold reagierte dagegen unmittelbar auf den Preiseinbruch. Es sank im 2. Quartal auf 308 Tonnen nach 363 Tonnen von Januar bis März.

Fazit
Der wichtigste Faktor für den Goldmarkt ist neben der kurzfristigen politischen Situation in Nahost momentan die Haltung der US-Notenbank zum Quantitative Easing. Sie wirkt über den Weg der ETCs direkt auf den Goldpreis ein. Äußerungen von Notenbankoffiziellen und Konjunkturdaten, die auf eine Umsetzung der schrittweisen Rückführung der Anleihenkäufe hindeuten, bewirken deshalb kurzfristig oftmals einen Rückgang der Notierungen und vice versa. Da wir mit einem Ausstieg der US-Fedaus der Politik des billigen Geldes auf der nächsten Notenbanksitzung im September rechnen, dürften die Abverkäufe der ETCs und damit der Druck auf das Gold anhalten.
Nach Verkäufen von rund 680 Tonnen Gold seit Jahresanfang befinden sich immer noch rund 1.950 Tonnen in den Tresoren der Wertpapieremittenten, 913 Tonnen hiervon allein beim US-Emittenten SPDR. Der Richtungsschwenkder Notenbankdürfte gleichwohl seinen Überraschungseffekt bereits verloren haben, weshalb eine Wiederholung der Verkaufsintensität des 1. Halbjahres unwahrscheinlich ist. Unabhängig hiervon sind Longspekulationen auf Gold derzeit eine Wette gegen die Regierung und Notenbank von Indien, die der letzten Steueranhebung von August im Zweifel weitere folgen lassen können.
Negativ zu werten sind auch die niedrigeren Notenbankkäufe. Angesichts des fundamentalen Umfelds rechnen wir insgesamt weiterhin mit einem leichten Rückgang der Notierungen auf 1.250 USD bis Jahresende. Mittelfristig dürften der Rückgang des Altgoldrecyclings und der Goldförderung dem Preisverfall jedoch entgegenstehen.

© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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