Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Was der Pakt Draghi/Bernanke für Anleger bedeutet

25.08.2013  |  Manfred Gburek
Es ist gerade mal gut 13 Monate her, da versprach EZB-Chef Mario Draghi, "dass die wichtigen EZB-Zinssätze für eine längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau oder darunter liegen werden" - eine Bemerkung, die natürlich Fragen nach der Dauer aufwarf. Das machte Draghi dann derart fuchsteufelswild, dass er entgegen seiner sonstigen Art gereizt antwortete: "Ein längerer Zeitraum ist ein längerer Zeitraum. Das sind nicht sechs Monate, das sind nicht zwölf Monate, das ist ein längerer Zeitraum."

Spätestens seit dem vergangenen Mittwoch wissen wir, dass eine ähnliche Antwort - in diesem Fall allerdings bezüglich der Anleihenkäufe durch die US-Notenbank Fed - auch von deren Chef Ben Bernanke hätte stammen können. Da gaben die Protokolle aus der vorangegangenen Fed-Sitzung ja ebenfalls nichts anderes her, als dass die als "quantitative easing" bezeichneten Käufe zu einer längeren Fortsetzungsgeschichte ausarten würden. Womit einmal mehr klar wurde, dass Draghi und Bernanke sich mit ihrer Geldpolitik längst bis ins letzte Detail abgestimmt hatten.

Keine 13, sondern nur etwas über zwei Monate ist es her, dass Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, in einem lesenswerten Kommentar auf goldseiten.de schrieb: "Fakt ist, dass Ben Bernanke eine Vollkaskoversicherung geliefert hat, die wesentlichen Teilen des Marktes offensichtlich entgangen ist." Damit spielte Hellmeyer auf die seinerzeit vorangegangene Fed-Sitzung an, aus der sich seiner Meinung nach dieses Fazit ergab:

Nur bei deutlich besserer Konjunktur werden die quantitativen Maßnahmen reduziert; im Übrigen lassen sie sich sogar noch ausdehnen. Die Fed geht davon aus, dass die Konjunktur mittelfristig deutlich besser wird. Dennoch reagieren Börsianer an den Aktien- und Rohstoffmärkten zunächst mit Verkäufen. "Erhöhte konjunkturelle Aktivität ist also aus Sicht dieser Märkte für die Bewertung dieser Anlageklassen kontraproduktiv", äußerte sich Hellmeyer damals mit dem ihm eigenen Sarkasmus und setzte noch einen drauf: "Mehr Rohstoffverzehr im Rahmen einer unterstellten konjunkturelle Belebung führt also zu Rückgängen an der Rohstoffpreisfront. Erhöhte Umsätze der Unternehmen mit entsprechenden Skaleneffekten sind negativ für die Bewertung der Unternehmen." Mehr Sarkasmus geht wahrlich nicht. Das Fazit des Chefanalysten: "Für smarte Anleger schafft das Chancen."

Nehmen wir die Äußerungen von Draghi, die Protokolle der Fed und den Sarkasmus von Hellmeyer zusammen, könnte tatsächlich so etwas wie ein Vollkaskoversicherungs-Gefühl aufkommen. Das hat sich allerdings in den gut 13 Monaten nach Draghis gereiztem Kommentar erst zu einem geringen Teil auf die seitdem unter Schwankungen leicht gestiegenen europäischen Aktienkurse ausgewirkt. Derweil sind die Kurse amerikanischer Aktien insgesamt etwas mehr gestiegen, während es in Japan zu einem wahren Kursfeuerwerk kam. Dagegen ist die freundliche Stimmung noch nicht generell an die Rohstoffmärkte zurückgekehrt, geschweige denn an die Edelmetallmärkte. Beide haben sich jedoch von ihren zwischenzeitlichen Tiefständen erholt, und das sollte Anlegern Lust auf mehr machen.

Woher ich den Optimismus zu Rohstoffen und Edelmetallen nehme? Ganz einfach: Wir haben es hier mit Märkten zu tun, die von sehr hoher Liquidität getrieben werden. Das heißt, aufwärts ist alles möglich. Bereits vor knapp einem Jahr äußerte sich der Vermögensverwalter Jens Ehrhardt in einer Podiumsdiskussion der Wirtschaftswoche wie folgt: "Es kommt heute nicht mehr auf Unternehmensgewinne oder Konjunktur an, sondern darauf, was die Zentralbanken tun." Deren Aktivitäten haben sich bereits wie beschrieben leicht positiv (Europa, USA) und extrem positiv (Japan) auf die Aktienkurse ausgewirkt. Viel mehr ist - außer in Japan - offenbar nicht drin, weil unbefriedigende Unternehmensgewinne und die verhaltene Konjunkturentwicklung sich trotz Ehrhardts seinerzeitiger Einschränkung immer wieder als Bremsen für Kursgewinne erweisen.

In der besagten Podiumsdiskussion gab es noch weitere spannende Passagen, unter anderen diese Behauptung von Thomas Mayer, früher Chefvolkswirt der Deutschen Bank: "Ohne einen schwachen Euro wird die Krise im Süden nicht zu lösen sein." Woraufhin Ehrhardt ergänzte: "Aber die Amerikaner wollen nicht, dass der Euro schwach ist. Die haben selber massive Probleme und brauchen einen schwachen Dollar."

Damit sind wir an einem ganz wichtigen Punkt angelangt: Anleger mit Vollkaskoversicherung haben die einzigartige Möglichkeit, auf einen schwachen Euro und einen schwachen Dollar zu wetten (und nebenbei bemerkt, auch auf einen schwachen Yen). Sie können sich dazu aller erdenklichen Instrumente bedienen, wobei ich eher für die weniger komplizierten plädiere: Sachwerte, die Schutz vor der Entwertung der Währungen bieten, in erster Linie Goldbarren, gängige Gold- und Silbermünzen, Edelmetall- und Rohstoffaktien. Es handelt sich also, auf eine knappe Formel gebracht, um die Anlageregel: Sachwert schlägt Geldwert. Oder: Gold schlägt Geld. Oder noch kürzer: Inflation.

Auch wenn sich das Ganze wie ein Rückgriff auf hier schon häufiger gegebene Empfehlungen liest, verlieren diese durch die mehrfache Wiederholung ja nicht an Bedeutung, ganz im Gegenteil: Tatsächlich wetteifern Draghi, Bernanke und andere Notenbanker darum, die Märkte mit möglichst viel Geld zu versorgen. Damit höhlen sie auf Dauer ihre Währungen aus (was sie natürlich nicht zugeben). Zu ihrer Ehrenrettung sei allerdings angemerkt, dass auf ihnen die ganze Verantwortung lastet, um die 2007 ausgebrochene Finanzkrise irgendwann zu bewältigen.

Was bedeutet irgendwann? Nichts anderes als Draghis eingangs zitierter "längerer Zeitraum". Das heißt, niemand weiß, ob der Abwertungswettlauf der Währungen schon im nächsten Jahr, 2015 oder noch später zu Ende gehen wird. Bis dahin - zumindest das steht fest - werden Geschäfts- und Schattenbanken das zu extrem niedrigen Zinsen verfügbare Zentralbankgeld für Spekulationen einsetzen, die ihnen gerade opportun erscheinen. Dazu drängen sich Rohstoffe und Edelmetalle beim aktuellen Preisniveau geradezu auf.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"