Eric Sprott: Offener Brief an den World Gold Council
Seit Jahren habe man nun eine deutlich steigende Nachfrage der Schwellenländer beobachten können: China wolle mehr Firmen den Goldimport und -export erlauben und die Beschränkungen für Privatkäufer lockern; Indien könne trotz Importsteuer und -beschränkungen den anhaltenden Strom von Goldimporten nicht verhindern; nicht-westliche Zentralbanken würden ihre US-Dollar-Reserven durch vermehrte Goldholdings ersetzen. Aber die Nachfragestatistiken des WGC würden diese Realität konsequent falsch darstellen, besonders in Bezug auf Asien.
Um dies zu veranschaulichen hat der Gründer von Sprott Asset Management Inc. eine eigene Tabelle für die Darstellung von Angebot und Nachfrage angelegt. Die Daten des WGC/GFMS gehen demnach von einer auf das Jahr 2013 hochgerechneten, weltweiten Minenproduktion von ca. 2.800 t Gold aus. Dabei würde jedoch der entscheidende Fehler gemacht, auch die offiziellen Zahlen der russischen und chinesischen Produktion einzurechnen, die letztlich aber zu fast 100% im Land verbleibe. Nach Anpassung kommt Sprott damit nur noch auf eine aufs Jahr gerechnete Produktion von etwa 2.140 t.
Bei der Bestimmung der Nachfrage von China, Hongkong, Indien, Thailand und der Türkei stützt sich Sprott auf die offiziellen Nettoimportzahlen, um die Nachfrage der Schwellenländer besonders herauszustellen. Zwar könne man nicht automatisch von Importzahlen auf Nachfrage schließen, aber da diese Länder nur extrem wenig Gold re-exportieren würden, behielten sie den Großteil wohl im eigenen Land. Daher könne man in diesen Fällen Import mit Konsum gleichsetzen. Dazu rechnet Sprott die offizielle Nachfrage der Zentralbanken und anderer Länder laut GFMS. Aufs Jahr hochgerechnet erhält er somit eine Gesamtsumme von fast 5.200 t Gold, womit die jährliche Nachfrage das Angebot um etwa 3.000 t übersteige.
Bei dieser Rechnung würde Sprott sogar einige Zahlen zur Vermeidung möglicher Doppelwertung weglassen und sehr zurückhaltend kalkulieren. So berücksichtigt er etwa das Angebot aus dem Goldrecycling nicht, das auf etwa 1.300 t jährlich geschätzt wird, da die Zahlen nur schwer festzustellen seien und das Gold zum Großteil in China und Indien wieder aufbereitet werde, die jedoch, wie bereits erwähnt, nicht re-exportieren würden.
Damit bliebe als tatsächlich wachsende Quelle für das diesjährige Goldangebot der Abfluss von ETFs. Unter Berufung auf Daten von Bloomberg belaufen sich diese Sprott zufolge auf bislang 724 t, aufs Jahr insgesamt hochgerechnet 917 t, was etwa der Hälfte der jährlichen Minenproduktion entspricht. Sprott gibt aber zu Bedenken, dass diese wachsende Versorgung zeitlich begrenzt ist. Laut Bloomberg habe sich die Zahl der ETF-Holdings nach einem starken Rückgang Anfang des Jahres mittlerweile auf um die 1.900 t stabilisiert. Zudem ist das Volumen der ETFs endlich und ein Abfluss kann daher nicht ewig andauern.
Es wäre also nur zu deutlich, dass die Nachfrage nach physischem Gold äußerst stark ist und in Wahrheit ohne die massiven ETF-Abflüsse schwierig hätte befriedigt werden können. Sollten die westlichen Zentralbanken nicht auf die Idee kommen, ihre verbliebenen Reserven zu verkaufen und die ETFs stabil bleiben, ist die Ungleichheit zwischen Angebot und Nachfrage extrem und unübersehbar.
Die Methodik von GFMS bewerte die Nachfrage zu niedrig und der World Gold Council, indem er auf die Daten des GFMS zurückgreift, würde dem Markt die falsche Richtung weisen. Daher fordert Sprott, dass der WGC die Qualität seiner Daten verbessert und alternative Quellen findet. Die Daten des GFMS lieferten ein falsches Bild der weltweiten Nachfrage, was nach Meinung von Sprott einer der entscheidenden Faktoren für die Zurückhaltung der Investoren gegenüber Gold ist. Gold sei seit 2000 eine der besten Anlageklassen und der WGC solle es dementsprechend adressieren.
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