Grant Williams: Klartext: Goldnachfrage - Indien, Asien und der Westen (Teil 2/2)
08.11.2013

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Es war die ganze Zeit absehbar, dass dieser Abfluss physischen Metalls irgendwann zum Problem werden musste - es war also nur eine Frage der Zeit. Der “Krieg gegen Gold" der indischen Zentralbank dürfte nun der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte.Die Arbeitsgruppe der Reserve Bank of India bringt es auf Seite 9 ihres 224 Seiten langen Dokuments schön auf den Punkt:
“Die Goldnachfrage gehorcht nicht streng politischen Vorgaben, zudem ist der Preis aus verschiedenen Gründen unelastisch.”
Obgleich Gold “nicht streng politischen Vorgaben gehorcht“ (oh, wie ich diese Formulierung liebe) und der Goldpreis auch keine Elastizität besitzt, lässt die indische Regierung natürlich trotzdem nicht locker und verabschiedet gleich einen ganze Schwall politischer Vorgaben zu Senkung der Goldkäufe.
Und mit welchem Ergebnis?
(Bloomberg): In Indien, dem größten Goldverbraucher der Welt, stiegen die Preisaufschläge für Gold auf Rekordstände, da sich Schmuckhersteller Vorräte für die enorm steigende Nachfrage während der indischen Fest- und Hochzeitssaison sicherten und die indische Regierung gleichzeitig Importbeschränkungen durchsetzt.
Schmuckhersteller mussten diese Woche Aufschläge von bis zu 120 $ pro Unze an Banken und andere Importeure entrichten, einen Monat zuvor waren noch Abschläge von bis zu 60 $ pro Unze zu verzeichnen, so ein Direktor der All India Gems & Jewellery Trade Federation. Ihm zufolge könnten die Aufschläge sogar noch bis auf 150 $ bis 200 $ steigen, sollte der Engpass andauern.
Die Engpässe beim Grundstoff verschärfen sich weiter, nachdem es aufgrund staatlicher Restriktionen zu Importeinbrüchen gekommen war. Zur Drosselung der Nachfrage wurden Importe an Re-Exporte gebunden und die Steuern auf Käufe im Ausland zum dritten Mal in diesem Jahr erhöht. Wie das Handelsministerium am 9.Oktober verlauten ließ, seien die Gold- und Silberkäufe im letzten Monat drastisch auf 800 Mill. $ gesunken, im Vorjahreszeitraum waren es noch 4,6 Mrd. $.
“Am Markt herrscht Knappheit, jeden Tag kann es zur Panik kommen", falls das Angebot nicht steigt, so Bamalwa. “Die Regierung ist beruhigt, weil die Goldimporte sinken, für die Verbraucher ist es ein Problem. […] Gold gehört zu unserer Kultur, das können wir nicht ändern."
Diese 10 letzten Worte sind die entscheidenden.
Im physischen Markt braut sich ein schwerer Sturm zusammen, je näher wir der indischen Festsaison kommen.
In dieser Jahreszeit ist die Nachfrage auf dem Subkontinent “unelastisch“ (das vermuteten letztlich sogar die Genies von der RBI). Der GLD-ETF hat dieses Jahr schon knapp 35% seiner physischen Bestände verloren; China hat so viel physisches Gold wie nur irgend möglich aufgesaugt (über Hongkong und höchstwahrscheinlich über die Schweiz); und jetzt steht auch noch jene Zeit vor der Tür, die, wie die letzten 40 Jahre gezeigt haben, die Goldkursentwicklung am stärksten begünstigt (und zwar hauptsächlich wegen der Fest-Saison in Indien).
Der Chart unten zeigt die saisonale Goldkursentwicklung seit 1969. (Der Datensatz reicht nur bis 2010, somit fehlen auch einige Jahre mit schlechterer Entwicklung; wichtig hierbei ist aber das allgemeine Muster!) Der folgende Chart ist so erstellt, dass er die Entwicklung von September bis August zeigt, weil damit besser zum Ausdruck kommt, auf welche Phase wir uns zubewegen.
Traditionell ist der Oktober der schwächste Monat des Jahres, die Zeit von November bis Januar hingegen die stärkste des Jahres.

Quelle: US Global Investors
Noch komplizierter wurde die Angelegenheit, als letzte Woche kein anderer als Eric Sprott die verfügbaren Angebots-und Nachfragedaten für den stets undurchsichtigen Goldmarkt in Frage stellte, was er nicht zum ersten Mal machte. Seine Argumentation ist einfach und elegant und lässt die Zahlen für sich selbst sprechen.
In einem offenen Brief an den World Gold Council zeigte Sprott, dass entweder die Zahlen nicht stimmen, oder die Angebotsknappheit enorm sein muss. Was ist der Grund für diese sich widersprechenden Datenfelder? Natürlich, die Nachfrage aus Asien.
(Eric Sprott): In den letzten Jahren war ein unvorstellbares Nachfragewachstum in den Schwellenländern zu beobachten. Es war sogar so stark, dass die chinesische Zentralbank verlauten ließ, man wolle die Zahl der Gold importierenden und exportierenden Firmen erhöhen und die Restriktionen für Privatkäufer einschränken. In Indien kämpft die Regierung mit Importzöllen und Restriktionen einen aussichtslosen Kampf gegen den Goldimport. Nicht-westliche Zentralbanken ersetzen zudem ihre US-Dollar-Reserven durch den Ausbau ihrer Goldbestände.
Dennoch verzerren die vom World Gold Councial (WGC) veröffentlichten Nachfragestatistiken konsequent die wahren Gegebenheiten, und zwar meist in Hinblick auf die Nachfrage aus Asien.