Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Jim Rogers - Preisinflation, Asien und ein boomendes China (1/2)

29.11.2013
- Seite 2 -
Daily Bell: Was halten Sie vom Papiergold und -silber, ETF und Futures? Haben Sie welche? Jetzt in diesem Moment?

Jim Rogers: ETF und Futures sind ebenfalls bequeme Wege zum Goldkauf. Vielleicht sind diese Käufer aber etwas spekulativer als diejenigen, die Gold kaufen und in den Tresor legen. Heutzutage hat man zahlreiche Möglichkeiten, Gold zu kaufen, vor 30 Jahren gab es nur ein oder zwei. Ich nehme an, dass diejenigen, die Gold kaufen und in Tresore legen, eher zu den "starken Händen“ zu rechnen sind, als die, wie Sie es nennen, Papiergoldkäufer. Aber beide Wege sind legitime Möglichkeiten, um in Gold zu investieren und Goldeigentümer zu werden, obgleich es sicherlich bequemer ist, Papiergold zu kaufen, anstatt es physisch zu kaufen und in einem Tresor zu lagern.


Daily Bell: Was denken Sie über Minenwerte? Sind sie als Anlageklasse schon erledigt, wie manche behaupten?

Jim Rogers: Nicht gleich erledigt als Anlageklasse. Allerdings haben die bequemen Alternativen beim Goldkauf mit Sicherheit dafür gesorgt, dass die Minenaktien viel mehr Wettbewerb bekommen haben. Wenn man eine Goldaktie kaufen möchte, muss man genau wissen, was man da tut. Klar, wenn man die richtige Aktie mit den richtigen Projekten und dem richtigen Management kauft, kann man viel Geld machen, ob Gold nun steigt oder fällt - mehr natürlich, wenn es steigt. Da es aber auch andere Möglichkeiten gibt, Gold zu kaufen, ist die Konkurrenz hier viel härter geworden. Die Minenwerte haben das Problem, dass es so viele von ihnen gibt und man die richtigen auswählen muss. Mark Twain sagte einmal: "Eine Goldmine ist ein Loch im Boden, auf dem ein Lügner steht.” Man muss ein gutes Händchen bei der Aktienwahl haben, und das haben die meisten leider nicht.


Daily Bell: In manchen Zirkeln ist es sehr angesagt, die Wirtschaftstheorien der freien Marktwirtschaft und Konjunkturzyklen zu diffamieren, weil im Internet solchen Theorien ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird. Hat sich die Wirtschaftslehre der freien Märkte diesmal als vor-aussagekräftig für den Konjunkturzyklus erwiesen? Kann sie dem Erklärungsbedarf befriedigen, oder hat uns die Wirtschaftslehre Keynes' eine bessere Erklärungsperspektive eröffnet?

Jim Rogers: Wenn Mr. Keynes heute noch leben würde, wäre er wohl ein wenig überrascht, was in seinem Namen so alles geschieht. Alle Wirtschaftslehren, die Sie hier noch anführen könnten, haben ihre Probleme, aber die Wirtschaftstheorie der freien Märkte ist sicherlich noch die beste Erklärung und der beste Indikator für das, was in der Welt passiert. Und ich denke nicht, dass Mr. Keynes alles gutgeheißen hätte, was in seinem Namen gesagt und getan wurde. Der freie Markt ist immer noch die beste Lösung für all unsere Probleme.


Daily Bell: Wenn sich aber immer und immer wieder herausstellt, dass die keynesianische Wirtschaftstheorie als ökonomisches Erklärungsmodell weder aussagekräftig noch praktizierbar ist, warum bleibt sie dann die dominante Wirtschaftstheorie beim Establishment?

Jim Rogers: Weil sie lange Zeit an den Schulen und Unis gelehrt wurde, und die anderen wirtschaftstheoretischen "Marken", wenn sie den Ausdruck erlauben, eben nicht. Wenn man allen von klein an erzählt, der Himmel sei blau, dann glauben sie auch, dass der Himmel blau sei. Sie gehen dann nicht mal mehr rüber zum Fester, um selbst nachzuschauen, ob der Himmel auch wirklich blau ist. Es wird einfach akzeptiert, weil es in den Schulen so gelehrt wird; es wird im Fernsehen gesagt, und auch die Regierung sagt es, und deswegen wird es auch einfach akzeptiert. Schon in der Vergangenheit wurden so viele Sachen gelehrt, die sich dann als unzutreffend herausstellten - und das hier ist wieder so eine Sache. Es dauert normaler Weise eine ganze Weile, aber am Ende wird man erkennen, dass die Anhäufung gewaltiger Schuldenberge, ob nun im Namen Keynes oder irgendeines anderen, einfach schlechte Politik ist; und wenn der Zusammenbruch kommt, brechen auch die keynesianischen Wirtschaftstheorien mit ein.


Daily Bell: Wir hatten schon einmal darüber gesprochen, wollen aber noch einmal nachhaken. Eine der Hauptgruppen, die die Gedanken der Freimarktökonomen kritisieren, wird von uns als die Gruppe der "Neo-Fabianer" bezeichnet. Sie gehen aus einer populistischen Bewegung hervor, die in den USA Ende des 19.Jh begann und heute durch die Theorien C.H. Douglas’ beeinflusst wird. Douglas glaubte an den “Social Credit” - also an die Idee, dass man einen Teil des jährlichen BIPs nehmen müsste, um ihn an die Arbeiter umzuverteilen, damit sie für ein unzureichendes Arbeitsentgelt entschädigt werden. Jetzt werden die Schweizer in Kürze über ein Vorhaben abstimmen, jedem erwachsenen Schweizer ein Grundeinkommen von 2.500 Euro pro Monat zu zahlen. Die Idee eines Grundeinkommens ist ein erster Schritt im Sinne Douglas‘. Ist es eine gute Idee, dass der Staat ein Grundeinkommen zur Verfügung stellt? Lässt sich das allein durch die Nutzung der Druckerpresse bewerkstelligen? In Neuseeland werden ähnliche Initiativen vorbereitet. Würden solche Tricks nicht zu einer massiven Preisinflation führen?

Jim Rogers: Nicht unbedingt. Massive Preisinflation hilft keiner Wirtschaft. Sie kann nicht wettbewerbsfähig bleiben. In der Vergangenheit wurden schon so viele Dinge ausprobiert, um allen ein bessere Existenz zu verschaffen, ob nun religiöse Lösungen oder wirtschaftliche - alle erdenklichen Lösungen. Die einzige, die jemals langfristig Erfolg hatte, war die freie Marktwirtschaft.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2025.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"