Geld, Gold und Geduld
15.12.2013 | Manfred Gburek
Wie jedes Jahr im Dezember, so fahren Börsenprognosen auch jetzt wieder auf vollen Touren ab. Ich beteilige mich nicht daran, sondern versuche heute, Ihnen ein paar Tipps zu geben, damit Sie Ihre Prognosen selbst erstellen können. An erster Stelle der Rat: Lassen Sie sich von den Analysen und Prognosen anderer bestenfalls inspirieren, um über dieses oder jenes nachzudenken, aber nicht dazu verführen, Ihre eigenen Gedanken durch sie zu ersetzen.
Eine solche Gefahr ist umso größer, je mehr die Prognosen anderer sich mit Ihren decken. Besonders gefährlich: Sie haben einen Großteil Ihres Geldes zum Beispiel in Aktien oder Gold angelegt und lesen gezielt nur noch solche Prognosen, die positiv für Aktien oder Gold sind. Ich habe mir angewöhnt, dann gerade die Argumente der chronischen Aktien- oder Goldpessimisten zu verfolgen. Dieses Vorgehen empfehle ich Ihnen auch. Es ist besonders lehrreich, weil Sie dann mittelbar in die Rolle des advocatus diaboli schlüpfen.
Vielfach lesen oder hören Sie, man solle Geld streuen, um das Klumpenrisiko zu vermeiden. Das ist grundsätzlich richtig. Doch was steckt in Wahrheit dahinter? Rät ein Anlageberater dazu, will er Ihnen wahrscheinlich einen Fonds verkaufen. Auf so etwas lassen Sie sich im Zweifel erst gar nicht ein. Als ideale Streuung gilt zu Recht, je ein Viertel in Aktien, Cash, Edelmetallen und in einer Immobilie für den Eigenbedarf anzulegen.
Doch in der Realität lässt sich dieses Ideal für die meisten Menschen allein schon deshalb nicht so einfach umsetzen, weil sie über ein beachtliches Vermögen verfügen müssten, um das Klumpenrisiko durch ihre Immobilie zu vermeiden. Die dürfte nämlich, gute Lage vorausgesetzt, in der Regel nicht unter einer Viertelmillion Euro zu haben sein - das macht eine Million Euro Vermögen, falls das Risiko in gleichen Teilen durch die vier genannten Anlageklassen kompensiert werden soll.
Wer hat schon eine Million oder mehr? Eine Minderheit. Für die meisten Anleger dürfte ohnehin nur die Dreiteilung infrage kommen, das heißt, der Verzicht auf die selbst genutzte Immobilie, also das Wohnen zur Miete - es sei denn, sie fühlen sich allein in den eigenen vier Wänden wohl, aber das ist dann eine emotionale Komponente. Immerhin, die Dreiteilung zum Vermeiden größerer Risiken erfüllt ja auch ihren Zweck.
Mit der starren Aufteilung des Vermögens ist es allerdings nicht getan, auch das Timing, also der Ein- und Ausstieg zu einem günstigen Zeitpunkt, gehört zur Risikostreuung. Oder anders formuliert: Es gibt Zeiten, da laufen Aktien gut, andere Zeiten, in denen Edelmetalle den Aktien die Schau stehlen, wiederum andere, in denen beide gut laufen - wie von 2003 bis 2007 - oder schlecht laufen - wie 2008 - und noch andere, in denen Cash auf dem Konto King ist und Aktien wie auch Edelmetalle mit Ausverkaufspreisen zum Einstieg einladen – wie Ende 2008/Anfang 2009. Dumm nur, dass man das alles erst im Nachhinein weiß. Dennoch: Allein schon das Wissen um diese Varianten hilft Ihnen, ein gewisses Gefühl für günstige Zeitpunkte zu entwickeln.
Der Aufwand für das richtige Timing ist enorm, es erfordert viel Erfahrung. Doch was tun, wenn man noch keine Erfahrungen mit der Geldanlage gesammelt hat und das Geld vor lauter Risikoscheu auf dem mickrig verzinsten Tagesgeldkonto vor sich hin schmoren lässt? Den ersten Schritt wagen! Der kann je nach Zeitläuften aus einem zunächst kleinen Einsatz in Aktien oder Edelmetallen oder in beiden bestehen. Eine solche Anlage weckt Interesse an mehr, spornt an, sich Gedanken über das Zickzack der Börsenentwicklung zu machen, und hilft bei der Analyse von Anlagefehlern, die jedem Börsennovizen zwangsläufig unterlaufen.
Bereits der erste Schritt erfordert viel geistige Vorarbeit, wegen der wenigen oder im Extremfall null Erfahrungen beim Umgang mit Geld theoretisch mehr als der zehnte, hundertste oder tausendste Schritt. Im Zweifel bleibt Ihnen wegen der riesigen Auswahl an Anlagen nichts anderes übrig, als Ihre Vorarbeit zu konzentrieren, zum Beispiel auf deutsche oder amerikanische Aktien aus den üblichen Indizes, wie Dax, MDax, Dow Jones oder Standard & Poor's. Oder auf Anlagemünzen wie Krügerrand, Maple Leaf, Wiener Philharmoniker, Känguru und so weiter. Oder auf Sammlermünzen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Eine solche Konzentration bedeutet natürlich: 1. Verzicht auf Anlagechancen anderswo, etwa mit Technologieaktien aus dem TecDax oder dem Nasdaq-Index, mit chinesischen und sonstigen asiatischen Aktien. 2. Pech, wenn an den Börsen ausgerechnet solche Anlagen gut laufen, auf die Sie sich nicht konzentriert haben.
Ich behaupte einfach mal, dass alle Anleger schon irgendwann in einem solchen Dilemma gesteckt haben. Was lässt sich dagegen tun? Mehr Zeit in die eigenen Recherchen investieren, auch wenn sich dadurch nicht alles abdecken lässt, etwa vom Dax und MDax über Gold und Silber bis zu chinesischen Aktien. Also Mut zur Lücke. Mithilfe von Charts ein waches Auge auf Trends und deren Umkehr richten. Dazu gehören auch einfache Kennzahlen wie das Dow Jones-Goldpreis-Verhältnis oder das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien aus dem Dax im Vergleich zu der adäquaten Kennzahl für Anleihen, gebildet aus dem folgenden Bruch: 100 Prozent im Zähler (Kurs zum Zeitpunkt der Anleihetilgung) und die aktuelle Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im Nenner (ebenfalls in Prozent).
Damit soll es noch nicht genug sein. Denn es gibt eine weitere wichtige Komponente bei der Geldanlage. Es handelt sich um eine Tugend: Geduld. Angenommen, Sie kamen vor einem halben Jahr aufgrund der anhaltenden internationalen Geldschwemme und nach offensichtlichen Abwärtsmanipulationen des Goldpreises zum Ergebnis, dass Gold, aber auch Silber und Edelmetallaktien kaufenswert wären. Heute wissen wir, dass damals zunächst nur Trader Erfolg hatten, die Ende Juni/Anfang Juli gekauft und bereits Ende August verkauft haben. Aber die Geldschwemme hält allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz an. Warum also gerade jetzt nervös werden oder sogar noch auf den immer langsamer rollenden Aktienzug springen und dabei Verluste in Kauf nehmen? Dazu besteht wahrlich kein Anlass.
Um zum Schluss noch eines klarzustellen: Geduld erweist sich bei der Geldanlage nur dann als Tugend, wenn Sie sicher sein können, dass Ihre Anlageklasse über alle Höhen und Tiefen hinweg am Ende mehr als derzeit wert sein wird. Und zwar - besonders wichtig - zu einem Zeitpunkt, zu dem Sie das Geld aus Ihrer Anlage brauchen, etwa für die Ausbildung Ihrer Kinder oder für Ihre eigene Versorgung im Alter. Der Mehrwert lässt sich erfahrungsgemäß am besten mit Aktien und Gold erzielen, je nach Lage, Inflationsrate und politischer Konstellation auch mit Immobilien.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Eine solche Gefahr ist umso größer, je mehr die Prognosen anderer sich mit Ihren decken. Besonders gefährlich: Sie haben einen Großteil Ihres Geldes zum Beispiel in Aktien oder Gold angelegt und lesen gezielt nur noch solche Prognosen, die positiv für Aktien oder Gold sind. Ich habe mir angewöhnt, dann gerade die Argumente der chronischen Aktien- oder Goldpessimisten zu verfolgen. Dieses Vorgehen empfehle ich Ihnen auch. Es ist besonders lehrreich, weil Sie dann mittelbar in die Rolle des advocatus diaboli schlüpfen.
Vielfach lesen oder hören Sie, man solle Geld streuen, um das Klumpenrisiko zu vermeiden. Das ist grundsätzlich richtig. Doch was steckt in Wahrheit dahinter? Rät ein Anlageberater dazu, will er Ihnen wahrscheinlich einen Fonds verkaufen. Auf so etwas lassen Sie sich im Zweifel erst gar nicht ein. Als ideale Streuung gilt zu Recht, je ein Viertel in Aktien, Cash, Edelmetallen und in einer Immobilie für den Eigenbedarf anzulegen.
Doch in der Realität lässt sich dieses Ideal für die meisten Menschen allein schon deshalb nicht so einfach umsetzen, weil sie über ein beachtliches Vermögen verfügen müssten, um das Klumpenrisiko durch ihre Immobilie zu vermeiden. Die dürfte nämlich, gute Lage vorausgesetzt, in der Regel nicht unter einer Viertelmillion Euro zu haben sein - das macht eine Million Euro Vermögen, falls das Risiko in gleichen Teilen durch die vier genannten Anlageklassen kompensiert werden soll.
Wer hat schon eine Million oder mehr? Eine Minderheit. Für die meisten Anleger dürfte ohnehin nur die Dreiteilung infrage kommen, das heißt, der Verzicht auf die selbst genutzte Immobilie, also das Wohnen zur Miete - es sei denn, sie fühlen sich allein in den eigenen vier Wänden wohl, aber das ist dann eine emotionale Komponente. Immerhin, die Dreiteilung zum Vermeiden größerer Risiken erfüllt ja auch ihren Zweck.
Mit der starren Aufteilung des Vermögens ist es allerdings nicht getan, auch das Timing, also der Ein- und Ausstieg zu einem günstigen Zeitpunkt, gehört zur Risikostreuung. Oder anders formuliert: Es gibt Zeiten, da laufen Aktien gut, andere Zeiten, in denen Edelmetalle den Aktien die Schau stehlen, wiederum andere, in denen beide gut laufen - wie von 2003 bis 2007 - oder schlecht laufen - wie 2008 - und noch andere, in denen Cash auf dem Konto King ist und Aktien wie auch Edelmetalle mit Ausverkaufspreisen zum Einstieg einladen – wie Ende 2008/Anfang 2009. Dumm nur, dass man das alles erst im Nachhinein weiß. Dennoch: Allein schon das Wissen um diese Varianten hilft Ihnen, ein gewisses Gefühl für günstige Zeitpunkte zu entwickeln.
Der Aufwand für das richtige Timing ist enorm, es erfordert viel Erfahrung. Doch was tun, wenn man noch keine Erfahrungen mit der Geldanlage gesammelt hat und das Geld vor lauter Risikoscheu auf dem mickrig verzinsten Tagesgeldkonto vor sich hin schmoren lässt? Den ersten Schritt wagen! Der kann je nach Zeitläuften aus einem zunächst kleinen Einsatz in Aktien oder Edelmetallen oder in beiden bestehen. Eine solche Anlage weckt Interesse an mehr, spornt an, sich Gedanken über das Zickzack der Börsenentwicklung zu machen, und hilft bei der Analyse von Anlagefehlern, die jedem Börsennovizen zwangsläufig unterlaufen.
Bereits der erste Schritt erfordert viel geistige Vorarbeit, wegen der wenigen oder im Extremfall null Erfahrungen beim Umgang mit Geld theoretisch mehr als der zehnte, hundertste oder tausendste Schritt. Im Zweifel bleibt Ihnen wegen der riesigen Auswahl an Anlagen nichts anderes übrig, als Ihre Vorarbeit zu konzentrieren, zum Beispiel auf deutsche oder amerikanische Aktien aus den üblichen Indizes, wie Dax, MDax, Dow Jones oder Standard & Poor's. Oder auf Anlagemünzen wie Krügerrand, Maple Leaf, Wiener Philharmoniker, Känguru und so weiter. Oder auf Sammlermünzen aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Eine solche Konzentration bedeutet natürlich: 1. Verzicht auf Anlagechancen anderswo, etwa mit Technologieaktien aus dem TecDax oder dem Nasdaq-Index, mit chinesischen und sonstigen asiatischen Aktien. 2. Pech, wenn an den Börsen ausgerechnet solche Anlagen gut laufen, auf die Sie sich nicht konzentriert haben.
Ich behaupte einfach mal, dass alle Anleger schon irgendwann in einem solchen Dilemma gesteckt haben. Was lässt sich dagegen tun? Mehr Zeit in die eigenen Recherchen investieren, auch wenn sich dadurch nicht alles abdecken lässt, etwa vom Dax und MDax über Gold und Silber bis zu chinesischen Aktien. Also Mut zur Lücke. Mithilfe von Charts ein waches Auge auf Trends und deren Umkehr richten. Dazu gehören auch einfache Kennzahlen wie das Dow Jones-Goldpreis-Verhältnis oder das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien aus dem Dax im Vergleich zu der adäquaten Kennzahl für Anleihen, gebildet aus dem folgenden Bruch: 100 Prozent im Zähler (Kurs zum Zeitpunkt der Anleihetilgung) und die aktuelle Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im Nenner (ebenfalls in Prozent).
Damit soll es noch nicht genug sein. Denn es gibt eine weitere wichtige Komponente bei der Geldanlage. Es handelt sich um eine Tugend: Geduld. Angenommen, Sie kamen vor einem halben Jahr aufgrund der anhaltenden internationalen Geldschwemme und nach offensichtlichen Abwärtsmanipulationen des Goldpreises zum Ergebnis, dass Gold, aber auch Silber und Edelmetallaktien kaufenswert wären. Heute wissen wir, dass damals zunächst nur Trader Erfolg hatten, die Ende Juni/Anfang Juli gekauft und bereits Ende August verkauft haben. Aber die Geldschwemme hält allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz an. Warum also gerade jetzt nervös werden oder sogar noch auf den immer langsamer rollenden Aktienzug springen und dabei Verluste in Kauf nehmen? Dazu besteht wahrlich kein Anlass.
Um zum Schluss noch eines klarzustellen: Geduld erweist sich bei der Geldanlage nur dann als Tugend, wenn Sie sicher sein können, dass Ihre Anlageklasse über alle Höhen und Tiefen hinweg am Ende mehr als derzeit wert sein wird. Und zwar - besonders wichtig - zu einem Zeitpunkt, zu dem Sie das Geld aus Ihrer Anlage brauchen, etwa für die Ausbildung Ihrer Kinder oder für Ihre eigene Versorgung im Alter. Der Mehrwert lässt sich erfahrungsgemäß am besten mit Aktien und Gold erzielen, je nach Lage, Inflationsrate und politischer Konstellation auch mit Immobilien.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).