Gold und Silber im Härtetest
22.12.2013 | Manfred Gburek
Heute konzentriere ich mich erstens auf die beiden Edelmetalle einschließlich deren Aktien und zweitens auf die Psychoanalyse aller Anleger, die allmählich glauben, mit ihnen in Schieflage geraten zu sein. Einige denken sogar ans Verkaufen.
Letzteren rate ich schon mal vorab: Tun Sie es auf keinen Fall! Und zwar ganz egal, ob Sie Barren, Anlage- oder Sammlermünzen, Edelmetallaktien oder -fonds besitzen. Denn Sie befinden sich in einer für Anleger typischen Psychofalle: Angesichts des Preisrückgangs haben Sie es umso mehr mit der Angst zu tun bekommen, je tiefer er ging. Das ist allzu menschlich, aber eben eine Falle.
Aus ihr kann man sich rein rational am besten mit der folgenden Überlegung befreien: Eigentlich müsste ich umso mehr Angst haben, je höher die Preise steigen (aber nicht, je tiefer sie fallen), weil ich dann viel zu verlieren habe. Doch gerade in einer solchen Situation werde ich hochemotional, also immer gieriger. Zu Ende gedacht, bedeutet das: Rein rational müsste ich jetzt Edelmetalle und ihre Aktien umso mehr kaufen, je tiefer die Preise fallen; schließlich habe ich ja weniger zu verlieren als bei hohen Preisen.
Dem steht allerdings zweierlei entgegen: Zum einen sind Menschen keine reinen Denkwesen, sondern voller Emotionen, und diese sind nachgewiesenermaßen im Zweifel immer stärker als die Ratio; das gilt auch und gerade, wenn es um die Börse geht. Und zum anderen haben die meisten - um nicht zu sagen fast alle - für Gold und Silber positiv gestimmten Anleger sich bereits längst so hoch mit den Edelmetallen eingedeckt, dass ihnen jetzt für Nachkäufe das Geld fehlt.
Diese Anleger möchte ich gleich trösten: Wie die Börsengeschichte der vergangenen hundert Jahre zeigt, ist der letzte Preisgipfel von Edelmetallen, aber auch von gängigen Aktien - hier meine ich die aus Dax, Dow Jones usw. - in einem langjährigen Zyklus immer höher als der vorletzte. Das heißt, voll in Edelmetallen engagierte Anleger erhalten, falls sie noch nicht ganz alt sind, die Chance, sich beim nächsten Gold- und Silber-Preisgipfel mit Gewinn von ihren Engagements zu trennen. Hoffentlich werden sie dann nicht zu gierig.
Nun konkret zu einigen Aktien und einem ersten Fazit, das sich aus ihrem Kursverlauf ergibt. Vorab: Der Goldpreis könnte über die vergangenen Monate eine W-Formation gebildet haben und noch weiter bilden, falls der letzte W-Schenkel aufwärts zustande käme. Der erste W-Tiefpunkt, wie international üblich in US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gemessen, war Anfang Juli, der zweite ist jetzt erreicht. Zwar lassen nur wenige Gold- und Silberaktien einen Kursverlauf erkennen, dessen Formation genau in das W-Schema passt, aber dem W ähnliche Formationen sind mehrfach zu finden. Ich habe entdeckt, dass der zweite W-Tiefpunkt bei einer beachtlichen Zahl von Aktien höher liegt als der erste. Das heißt, sie - darunter Schwergewichte aus den Edelmetallindizes XAU und HUI, wie Barrick oder Freeport McMoRan - lassen im Vergleich zum Goldpreis relative Stärke erkennen; Messlatte ist wieder der US-Dollar. Im Folgenden finden Sie zehn relativ starke Aktien in der linken Spalte, dagegen relativ schwache, das heißt solche mit dem aktuellen zweiten W-Tiefpunkt unter dem ersten, in der rechten Spalte. Die Reihenfolge richtet sich im Großen und Ganzen nach den Kriterien Börsenwert, Umsatz, Goldreserven und -ressourcen.
Die Kurse der links stehenden Aktien haben also schon nach oben gedreht, die Kurse der rechts stehenden noch nicht. Die Ursachen sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Bei Freeport McMoRan auf der linken Seite ist es neben der hohen Dividendenrendite sicher die Tatsache, dass der Konzern wegen seines zweiten großen Standbeins Kupfer nicht allein vom Gold abhängt. Die Royalty- bzw. Streaming-Unternehmen Silver Wheaton, Franco-Nevada und Royal Gold haben aufgrund ihres Geschäftsmodells (Durchhandeln von Edelmetallen aus fremder Produktion) extrem niedrige Kosten. Und McEwen ist derart diversifiziert, dass allein dadurch schon ein Risikoausgleich besteht.
Warum hinken die rechts stehenden Aktien hinterher? Mit den Antworten könnte man ein ganzes Buch füllen. Doch auf einen Nenner gebracht, gilt für einen Großteil der genannten Aktien bzw. Unternehmen: Hohe Gesamtkosten, die dazu führen, dass sich das Goldgeschäft auf dem aktuellen Preisniveau nur noch bedingt lohnt. Hier und da spielen Sonderfaktoren eine Rolle. In den Fällen Anglogold, Gold Fields und Harmony ist es der Faktor Südafrika (die schwache Währung Rand treibt die Kosten für Treibstoff und Gerät zusätzlich nach oben, Streiks und Unglücke führen zu Produktionsausfällen). Bei Gold Fields kommt der vor Kurzem angekündigte Ausfall der Dividende erschwerend hinzu.
Man kann sich natürlich auch fragen, warum von den beiden weltweit führenden Goldkonzernen der eine - Barrick - links steht, aber der andere - Newmont - rechts. Das hat viel damit zu tun, dass Barrick die Kosten besser in den Griff bekommt. Dazu gehört aus jüngster Zeit unter anderem eine geschickte Umfinanzierung, außerdem die Verkleinerung des Topmanagements; das haben Börsianer mit zuletzt leicht steigenden Kursen honoriert. Bei Newmont warten sie noch ab, was der Konzern ihnen in einer Konferenzschaltung Ende Januar zu bieten haben wird.
Fällt der Goldpreis im Verhältnis zu den Gesamtkosten so tief, dass Minen nicht mehr rentabel arbeiten können, haben Konzerne bisher entweder mit der Verlagerung der Produktion auf ihre noch rentablen Minen reagiert (was Augenwischerei ist und sich jetzt rächt), oder sie haben Minen geschlossen (was allerdings viel Weitsicht erfordert und nicht allzu häufig vorgekommen ist). Für Anleger, die mit Gold und Silber liebäugeln, bedeutet das: Erstens, dass immer mehr Edelmetallaktien mittlerweile wie Optionen zu beurteilen sind. Und zweitens, dass irgendwann die Zeit gekommen sein wird, in der die Goldnachfrage wegen zu vieler unrentabler und deshalb stillgelegter Minen nicht mehr befriedigt werden kann. Die Folge: Der Goldpreis - und mit ihm nach allen bisherigen Erfahrungen auch der Silberpreis nebst Edelmetallaktien - wird ziemlich kräftig steigen. Wann? Irgendwann in den nächsten drei Jahren. Diese Entwicklung kann von heute auf morgen oder später einsetzen, sie kann langsam oder plötzlich kommen. Auf jeden Fall sollten Sie unbedingt mit ihr rechnen, Ihre Engagements durchziehen und im Zweifel sogar noch aufstocken, wenn die Preise wieder einmal ein Zwischentief erreicht haben.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein besinnliches, durch keinerlei Anlageängste getrübtes Weihnachtsfest und viel Erfolg im nächsten Jahr!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Letzteren rate ich schon mal vorab: Tun Sie es auf keinen Fall! Und zwar ganz egal, ob Sie Barren, Anlage- oder Sammlermünzen, Edelmetallaktien oder -fonds besitzen. Denn Sie befinden sich in einer für Anleger typischen Psychofalle: Angesichts des Preisrückgangs haben Sie es umso mehr mit der Angst zu tun bekommen, je tiefer er ging. Das ist allzu menschlich, aber eben eine Falle.
Aus ihr kann man sich rein rational am besten mit der folgenden Überlegung befreien: Eigentlich müsste ich umso mehr Angst haben, je höher die Preise steigen (aber nicht, je tiefer sie fallen), weil ich dann viel zu verlieren habe. Doch gerade in einer solchen Situation werde ich hochemotional, also immer gieriger. Zu Ende gedacht, bedeutet das: Rein rational müsste ich jetzt Edelmetalle und ihre Aktien umso mehr kaufen, je tiefer die Preise fallen; schließlich habe ich ja weniger zu verlieren als bei hohen Preisen.
Dem steht allerdings zweierlei entgegen: Zum einen sind Menschen keine reinen Denkwesen, sondern voller Emotionen, und diese sind nachgewiesenermaßen im Zweifel immer stärker als die Ratio; das gilt auch und gerade, wenn es um die Börse geht. Und zum anderen haben die meisten - um nicht zu sagen fast alle - für Gold und Silber positiv gestimmten Anleger sich bereits längst so hoch mit den Edelmetallen eingedeckt, dass ihnen jetzt für Nachkäufe das Geld fehlt.
Diese Anleger möchte ich gleich trösten: Wie die Börsengeschichte der vergangenen hundert Jahre zeigt, ist der letzte Preisgipfel von Edelmetallen, aber auch von gängigen Aktien - hier meine ich die aus Dax, Dow Jones usw. - in einem langjährigen Zyklus immer höher als der vorletzte. Das heißt, voll in Edelmetallen engagierte Anleger erhalten, falls sie noch nicht ganz alt sind, die Chance, sich beim nächsten Gold- und Silber-Preisgipfel mit Gewinn von ihren Engagements zu trennen. Hoffentlich werden sie dann nicht zu gierig.
Nun konkret zu einigen Aktien und einem ersten Fazit, das sich aus ihrem Kursverlauf ergibt. Vorab: Der Goldpreis könnte über die vergangenen Monate eine W-Formation gebildet haben und noch weiter bilden, falls der letzte W-Schenkel aufwärts zustande käme. Der erste W-Tiefpunkt, wie international üblich in US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gemessen, war Anfang Juli, der zweite ist jetzt erreicht. Zwar lassen nur wenige Gold- und Silberaktien einen Kursverlauf erkennen, dessen Formation genau in das W-Schema passt, aber dem W ähnliche Formationen sind mehrfach zu finden. Ich habe entdeckt, dass der zweite W-Tiefpunkt bei einer beachtlichen Zahl von Aktien höher liegt als der erste. Das heißt, sie - darunter Schwergewichte aus den Edelmetallindizes XAU und HUI, wie Barrick oder Freeport McMoRan - lassen im Vergleich zum Goldpreis relative Stärke erkennen; Messlatte ist wieder der US-Dollar. Im Folgenden finden Sie zehn relativ starke Aktien in der linken Spalte, dagegen relativ schwache, das heißt solche mit dem aktuellen zweiten W-Tiefpunkt unter dem ersten, in der rechten Spalte. Die Reihenfolge richtet sich im Großen und Ganzen nach den Kriterien Börsenwert, Umsatz, Goldreserven und -ressourcen.
Barrick Newmont
Freeport McMoRan Anglogold
Silver Wheaton Goldcorp
Agnico Eagle Gold Fields
NovaGold Harmony Gold
Franco-Nevada Pan American Silver
Royal Gold Yamana
McEwen DRDGold
First Majestic Eldorado
Guyana Goldfields Detour
Die Kurse der links stehenden Aktien haben also schon nach oben gedreht, die Kurse der rechts stehenden noch nicht. Die Ursachen sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Bei Freeport McMoRan auf der linken Seite ist es neben der hohen Dividendenrendite sicher die Tatsache, dass der Konzern wegen seines zweiten großen Standbeins Kupfer nicht allein vom Gold abhängt. Die Royalty- bzw. Streaming-Unternehmen Silver Wheaton, Franco-Nevada und Royal Gold haben aufgrund ihres Geschäftsmodells (Durchhandeln von Edelmetallen aus fremder Produktion) extrem niedrige Kosten. Und McEwen ist derart diversifiziert, dass allein dadurch schon ein Risikoausgleich besteht.
Warum hinken die rechts stehenden Aktien hinterher? Mit den Antworten könnte man ein ganzes Buch füllen. Doch auf einen Nenner gebracht, gilt für einen Großteil der genannten Aktien bzw. Unternehmen: Hohe Gesamtkosten, die dazu führen, dass sich das Goldgeschäft auf dem aktuellen Preisniveau nur noch bedingt lohnt. Hier und da spielen Sonderfaktoren eine Rolle. In den Fällen Anglogold, Gold Fields und Harmony ist es der Faktor Südafrika (die schwache Währung Rand treibt die Kosten für Treibstoff und Gerät zusätzlich nach oben, Streiks und Unglücke führen zu Produktionsausfällen). Bei Gold Fields kommt der vor Kurzem angekündigte Ausfall der Dividende erschwerend hinzu.
Man kann sich natürlich auch fragen, warum von den beiden weltweit führenden Goldkonzernen der eine - Barrick - links steht, aber der andere - Newmont - rechts. Das hat viel damit zu tun, dass Barrick die Kosten besser in den Griff bekommt. Dazu gehört aus jüngster Zeit unter anderem eine geschickte Umfinanzierung, außerdem die Verkleinerung des Topmanagements; das haben Börsianer mit zuletzt leicht steigenden Kursen honoriert. Bei Newmont warten sie noch ab, was der Konzern ihnen in einer Konferenzschaltung Ende Januar zu bieten haben wird.
Fällt der Goldpreis im Verhältnis zu den Gesamtkosten so tief, dass Minen nicht mehr rentabel arbeiten können, haben Konzerne bisher entweder mit der Verlagerung der Produktion auf ihre noch rentablen Minen reagiert (was Augenwischerei ist und sich jetzt rächt), oder sie haben Minen geschlossen (was allerdings viel Weitsicht erfordert und nicht allzu häufig vorgekommen ist). Für Anleger, die mit Gold und Silber liebäugeln, bedeutet das: Erstens, dass immer mehr Edelmetallaktien mittlerweile wie Optionen zu beurteilen sind. Und zweitens, dass irgendwann die Zeit gekommen sein wird, in der die Goldnachfrage wegen zu vieler unrentabler und deshalb stillgelegter Minen nicht mehr befriedigt werden kann. Die Folge: Der Goldpreis - und mit ihm nach allen bisherigen Erfahrungen auch der Silberpreis nebst Edelmetallaktien - wird ziemlich kräftig steigen. Wann? Irgendwann in den nächsten drei Jahren. Diese Entwicklung kann von heute auf morgen oder später einsetzen, sie kann langsam oder plötzlich kommen. Auf jeden Fall sollten Sie unbedingt mit ihr rechnen, Ihre Engagements durchziehen und im Zweifel sogar noch aufstocken, wenn die Preise wieder einmal ein Zwischentief erreicht haben.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein besinnliches, durch keinerlei Anlageängste getrübtes Weihnachtsfest und viel Erfolg im nächsten Jahr!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).