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“Dunkelgold“: Ein mysteriöser Markt beleuchtet

07.02.2014  |  Peter Schiff
Gold ist die einfachste Finanzanlage - man besitzt es, oder eben nicht. Gleichzeitig zählt Gold aber auch zu den privatesten aller Anlagen. Sobald jemand seinen Safe verriegelt, verschwindet das Gold praktisch von Markt. Im Gegensatz zu Bankeneinlagen oder Aktien lässt sich unmöglich zusammenzählen, wie viel Gold private Investoren insgesamt halten.

Ich benutze dafür auch gerne den Begriff “Dunkelgold“. Damit gemeint ist der reale, allgemeine Goldmarkt, der unter den Oberflächentransaktionen der großen Börsen existiert. Keiner weiß genau, wie viel dunkles Gold auf der Welt existiert; bekannt ist allerdings, dass es soviel Gold ist, dass die offiziellen Goldbestände dagegen unwesentlich erscheinen. Aus diesem Grund mache ich meine Kauf- oder Verkaufsentscheidungen auch nicht an den Entscheidungen eines John Paulson oder aber J.P. Morgan Chase fest. Wir haben es hier mit einem langfristigen Investment zu tun, welches ein weitreichendes Verständnis vom Wesen des Geldes erfordert - und eine Vorstellung davon, inwieweit die Medienzirkus der Wall Street dabei wirklich wichtig ist.


Dunkles Gold unter Beobachtung

Betrachten Sie das dunkle Gold als dunkle Materie. Dunkle Materie ist eine mysteriöse Substanz, von der Wissenschaftler annehmen, dass sie ein essentieller Baustein unseres Universums ist. Wir wissen nur, dass das Universum eine gewisse Größe hat und dass ein gewaltiger Teil seiner Masse unbeobachtbar ist - dieser Teil wird nun dunkle Materie genannt.

Noch keiner hat die dunkle Materie direkt gesehen. Wir können nur Phänomene beobachten, die darauf hindeutenden, dass es eine Substanz gibt, die wir aber nicht sehen und die wir nicht wirklich bemessen können.

Ähnlich beim dunklen Gold. Es ist ein essentieller Baustein unserer globalen Finanzstabilität; doch sein extrem privates Wesen macht es nicht nur so wertvoll, sondern die direkte Beobachtung auch fast unmöglich.

Doch ab und zu bekommen wir einen kleinen Eindruck von den versteckten Unterströmungen im Reich des dunklen Goldes. So letztes Jahr, als bei der Federal Reserve etwas richtig schief ging; hier tat sich für einen Augenblick ein Loch auf, durch das hindurch man sehen konnte, was mit einigen der größten Dunkelgold-Lagerbestände der Welt passiert.


“Gib Mir Mein Gold!”

Vor einem Jahr sorgte die deutsche Zentralbank, die Bundesbank, für Schlagzeilen, als sie den Beginn einer teilweisen Repatriierung ihrer im Ausland gelagerten Goldreserven verkündete, darunter auch 300 Tonnen Gold, die in der New York Fed gelagert werden.

Die Kontroverse um das Gold Deutschlands begann eigentlich schon Ende 2012, als Deutschland ganz einfach nur eine Prüfung ihrer Goldreservebestände bei der Fed erbat. Als ihnen aber der Zugang verweigert wurde, änderten die Deutschen ihre Verfahrensweise. Wenn Sie schon ihre Bestände nicht selbst in Augenschein nehmen durften, dann wollten sie stattdessen die Eigenverwahrung ihre Bestände fordern. Aus der Fed hieß es nun, man werde der Forderung entsprechen - innerhalb eines Zeitraumes von 7 Jahren!

Wie ein Sprecher der Bundesbank Ende 2013 verlauten ließ, wurden bis zu jenem Zeitpunkt aber nur 5 Tonnen Gold von New York nach Deutschland transportiert, wodurch der Repatriierungsplan deutlich in Verzug gerät.

“Warte mal”, könnte jetzt jemand sagen, “der Prozess der Repatriierung mag zwar verzögert wurden sein, aber wir wissen zumindest, dass das Gold da ist. Das Gold der Zentralbanken zählt zu den sichtbarsten Goldbeständen dieser Welt. Diese Institutionen legen der Welt gegenüber zudem regelmäßig Rechenschaft über ihre Bestände ab. Das Gold in der Fed gehört auf keinem Fall zum dunklen Gold!"

Wenn das wahr und eine gesicherte Tatsache wäre, warum wurde der Bundesbank dann eine Bestandsprüfung des eigenen Goldes durch einen unabhängigen Prüfer verweigert? Was einer solchen Prüfung vielleicht noch am nächsten kam, war dann eine interne Prüfung des US-Finanzministeriums letztes Jahr. Aber die US-Regierung hat natürlich das königliche Privileg, keinem anderen, als nur sich selbst, antworten zu müssen; auf diesem Weg kommen aber keine Vertrauen schaffenden Statistiken zustande, auf die man seine Investmententscheidungen gründen sollte.


Goldene Ablenkungen

In Wahrheit haben wir keine Ahnung, was es mit den offiziellen Goldreserven einer jeden Zentralbank der Welt eigentlich auf sich hat. Um mich zu überzeugen, müsste die Fed nichts anderes machen, als eine außenstehende Partei in die eigenen Tresorräume zu lassen, um dort das Gold zu zählen. Man hat uns schon jede Menge Papier gezeigt, jetzt zeigt uns bitte auch das Geld!

Es ist ja sehr einfach, Goldbarren dort zu zählen, wo sie auch existierten. Auf jeden Fall ist es aber moralisch (und im Allgemeinen nur gutes Geschäftsgebaren), dass man treuhänderisch verwaltete Anlagen wieder zurückgibt, wenn der Gläubiger diese dann zurückfordert. Die zögernde Haltung der Fed in beiden Angelegenheiten legt aber den Gedanken nah, dass mehr an dieser Geschichte dran ist, als es scheint.

Glücklicherweise hat die Aufrichtigkeit der Fed hinsichtlich der von ihr angeblich gelagerten Goldbestände kaum Konsequenzen für den langfristigen Edelmetallinvestor. Gleiches gilt für Gold-Futures und den täglichen Spotpreis. Sie haben keine Auswirkungen darauf, ob man eine Truhe mit echtem Geld im Garten hinterm Haus vergraben hat.

Warum ist es also wichtig, dass intelligente Investoren etwas Gold in ihrem Besitz “vergraben” halten? Der Skandal um die Repatriierung des Goldes Deutschlands liefert uns nun nach und nach Antworten auf diese Frage. Der Eiertanz der New York Fed ähnelt dem Getrippel und Geplapper von Zauberkünstlern, das vom eigentlichen Trick ablenkt - oder aber von der Frage, wo sich die beeindruckendsten Dunkelgoldmengen stapeln.




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