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Gold als Absicherung gegen Disinflation (Teil II)

15.02.2014  |  Michael J. Kosares
Open in new windowLesen sie den ersten Teil hier.

Der folgende Artikel ist der zweite Teil einer fünfteiligen Reihe über die Goldpreisentwicklungen in Zeiten von Deflation, chronischer Disinflation, rapider Stagflation und Hyperinflation. Im ersten Teil wird die sichernde Funktion des Goldes in Fall eines deflationären Ereignisses wie der globalen Wirtschaftsdespression der 1930er betrachtet.


Gold als Disinflationsabsicherung (Vereinigte Staaten vom Amerika 2008)

Die 1970er hatten die Wirksamkeit des Goldes als Absicherung gegen Stagflation (Wortkombination aus ökonomischer Stagnation und Inflation) in den Vordergrund gerückt; das 2000er-Jahrzehnt zeugte nun davon, das Gold mit gutem Grund auch als Absicherung gegen Disinflation funktionieren kann. Disinflation definiert sich durch rückläufige Inflationsraten (oder konstant niedrige Inflationsraten) und sollte nicht mit Deflation verwechselt werden, bei der die Preisniveaus tatsächlich sinken.

Disinflationen sind, wie in Teil I schon erwähnt wurde, enge Verwandte der Deflationen und können sich auch zu solchen entwickeln, wenn beispielsweise die Zentralbank (aus welchen Gründe auch immer) mit ihren Stimulusprogrammen scheitert. Die heutigen Zentralbanken sind absichtlich als aktivistische Institutionen ausgelegt. Wer denkt, dass sich moderne Zentralbanken in disinflationären Phasen zurücklehnen und abwarten, dass die ersten Späne fallen, der dürfte ihre Rolle gründlich missverstehen. Zentralbanken werden immer, auf die eine oder andere Weise, versuchen, die Wirtschaft anzukurbeln. Die Frage ist nur, ob sie damit Erfolg haben werden oder nicht.

Bis zur Jahrtausendwende bekam man im Handbuch für Gold immer zu lesen, dass Gold sich gut unter inflationären und deflationären Umständen entwickeln würde, aber nicht viel mehr. Doch im Verlauf der Dekade der Vermögens-Bubbles, insolvent werdender Finanzinstitutionen sowie globaler systemischer und staatlichen Schuldenrisiken kletterte Gold Jahr für Jahr auf neue Kurshochs. Im Rahmen dieser Ereignisse wurde immer deutlicher, dass Gold auch unter disinflationären Umständen ähnlich leistungsfähig sein konnte. Fakt ist: Das Metall konnte im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends - als die Inflationsraten im niedrigen einstelligen Bereich herumdümpelten - von unter 300 $ pro Unze (in den frühen 2000ern) bis 2011 auf knapp über 1.900 $/ Unzen ansteigen. Seither legt Gold eine Verschnaufpause ein. Aktuell (während dieser Artikel verfasst wird) bewegt sich der Goldkurs im Bereich von 1.250 $ pro Unze – und liegt damit, seit Beginn des Jahrtausends, noch immer mit 400 % im Plus.

In Reaktion auf die Finanzkrise von 2007/2008 passierte noch etwas anderes mit dem gelben Metall: Unter Privatinvestoren und Nationalstaaten avancierte es erneut zur vielleicht ultimativen Vermögensanlage der letzten Instanz. Als die Wirtschaft in den letzten Jahren kurz in die deflationären Abgründe zu stürzen schien, machte sich unter den Investoren jenes Gefühl breit, das man so vielleicht in den frühen Tagen eines umfassenden deflationären Einbruchs, mit allen Eigenschaften einer Finanzpanik, erwarten würde. Der Aktienmarkt brach weg. Die Banken wackelten. Die Arbeitslosigkeit stieg. Hypotheken gingen in die Zwangsvollstreckung. Nationalstaaten hatten Schuldenausfälle zu verzeichnen. Weltweit setzte chronische und hemmende Disinflation ein.

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Als sich abzeichnete, dass die Wirtschafts- und Finanzmalaise von dauerhafter Natur sein würden (also die neue Norm), wurde weltweit Gold akkumuliert. Die Absatzzahlen für US Gold Eagles, das Stimmungsbarometer für das öffentliche Interesse am Gold, brachen 2009 mit Abstand alle Rekorde; seither bleibt die Goldnachfrage auf hohem Niveau. Weltweit schlossen sich die Zentralbanken zusammen, die sich historisch betrachtet in Fragen der Währungspolitik eher uneins sind, und verabreichten gemeinsam noch größere Stimuli, die weit über das normale Herumdoktern an den Zinssätzen hinausgingen. Geldschöpfung wurde ein globales Unterfangen - und noch ist unklar, welche Konsequenzen dieses Phänomen haben wird.

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Die 2007/2008 einsetzende Krise ist unterdessen immer noch präsent, und allem zum Trotz zeigt sich die Goldnachfrage unerschrocken. Viele glaubten, die Kurskorrektur würde auch die Nachfrage drosseln, doch das Gegenteil geschah. Sie brachte eine neue Investitionswelle hervor - gerade im Osten, wo die niedrigen Preise mit einer öffentlichen Nachfragewelle begrüßt wurden. Den Berichten zufolge hat China im Jahr 2013 fast das Äquivalent der jährlich im Bergbau produzierten Goldmengen importiert - fast 2.700 Tonnen. Und auch andere Schwellenländer haben ihre ganz eigenen Nachfrageschübe erlebt.

Wie die beiden Diagramme oben deutlich zeigen, wurde das 21. Jh. auch mit einer neuen Ära des Goldes eingeleitet, mit der es ein Loch im eigenen Lebenslauf füllte. Es wird inzwischen als eine effektive Absicherung gegen eines der irritierendsten Probleme zeitgenössischer Wirtschaften betrachtet - chronische Disinflation und die damit regelmäßig auftretenden systemischen Risiken.

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© Michael J. Kosares
USAGOLD / Centennial Precious Metals, Inc.

Der Artikel wurde am 23.01.2014 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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