David Morgan über Silbermarkt, Silbermanipulation und monetären Neustart
19.04.2014

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Fabrice Drouin Ristoris: Angesichts der physischen Silbernachfrage aus der Industrie und seitens der Investoren – und der Tatsache, dass Investoren eher physisches Silber fokussieren - wie lange wird sich die Manipulation Ihrer Meinung nach noch aufrechterhalten lassen? Haben Sie vielleicht eine Vorstellung davon, wann es zu einer Knappheit beim physischen Silber kommen wird? David Morgan: Dies sind Fragen, die ich lieber nicht beantworte, weil hier die Chance, dass man richtig liegt, so derart gering ist. Ich könnte bestenfalls grob schätzen, dass es mindestens noch zwei bis drei Jahre sind. Das ist voll und ganz abhängig von der Investitionsnachfrage. Sobald die Investoren sich aufs physische Silber stürzen, und das Angebot einfach nicht mehr zur Nachfragedeckung reicht, dann werden wir auch den Short-Squeeze sehen, den viele schon so lange vorhersagen.
Fabrice Drouin Ristoris: Denken Sie, dass Silber unterbewertet ist und Investoren jetzt tatsächlich von den künstlich niedrigen Kursen profitieren?
David Morgan: Ja. Beim Silber liegen die Produktionskosten jetzt über dem Kaufpreisen am Kassamarkt. Und damit ist es, definitionsgemäß, unterbewertet.
Fabrice Drouin Ristoris: Kommen wir zu geopolitischen Fragen: Russland, China und andere Länder drängen auf das Ende des internationalen Reservestatus des US-Dollars. Manche bezeichnen die Krise in der Ukraine schon als Waterloo für den US-Dollar. Denken Sie auch, dass es irgendwann einen großen Neustart für das internationale Währungssystem geben wird; falls ja, dann auf welcher Grundlage?
David Morgan: Ja, ich sehe in Zukunft auch einen Neustart kommen; und die Grundlagen für dieses Ereignis wird der Verlust des Petro-Dollar-Standards sein - der höchstwahrscheinlich von den Russen übernommen wird, welche dann eine Alternative anbieten. Auf was sich das “Geld" des neuen russischen oder anderweitigen Geldsystems dann stützen wird, ist schwer zu sagen. Es könnte Gold, Öl oder auch rein gar nichts sein. Ich vermute aber mal, dass in diesem Mix entweder Gold und/ oder Öl eine Rolle spielen werden.
Fabrice Drouin Ristoris: Berühmte Analysten, wie beispielsweise Jim Sinclair, sehen einen solchen Neustart auch mit einem neuen goldgedeckten Geldsystem einhergehen. Sinclair spricht von einer potentiellen Neubewertung des Goldkurses im Bereich von 50.000 $/ oz, so dass alle Staatsschulden ausgeglichen/ korrigiert werden können. Würden Sie in einem solchen Fall davon ausgehen, dass sich diese gewaltige Neubewertung auch beim Silber niederschlägt? Welchen Silberpreis hätten wir im Fall einer solchen Neubewertung dann zu erwarten?
David Morgan: Darüber habe ich mir noch keine feste Meinung gebildet, weil es aktuell dafür noch viel zu viele Unbekannte gibt. Ich weiß, dass Jim Sinclair kürzlich auch meinte, dass sich Silber schneller bewegt als Gold - vielleicht können Sie das ja auch als eine Art Antwort nehmen. Gold und Silber haben eine Korrelation von 85%; steigt also Gold, steigt auch Silber - nur prozentual viel stärker.
Fabrice Drouin Ristoris: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben.
© Fabrice Drouin Ristori
www.Goldbroker.com
Dieser Artikel wurde am 16.04.2014 auf www.silverseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.