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In Millisekunden stinkreich werden

23.05.2014  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Die Manipulatoren der Edelmetallpreise und Aktienkurse nutzen ein (fast) neues, hoch effizientes Instrument. Welches?

In der systematischen Drückung der Gold- und Silberpreise bedienen sich die Mächtigen der Wall Street und deren Underlinge einer scheinbar ganz neuen und der Öffentlichkeit so gut wie unbekannten, jedoch hoch effizienten Technik bzw. Technologie. Um was geht es hier?

Diese "Markteingriffs-Technik" der Banker und Finanzhäuser ist relativ neu, und damit werden nicht nur Aktienkurse erfolgreich nach oben manipuliert, sondern auch die Edelmetallpreise nach unten. Es handelt sich um den etwas mysteriösen "HFT"-Handel, also das "High Frequency Trading". Diesem liegt ein hoch entwickelter Algorithmus zugrunde. Das Ganze läuft mit entsprechend höchst moderner und teurer Software, in superschnellen teuren Computern, von superklugen, teuren IT-Spezialisten hoch professionell und aufwendig programmiert und betreut.

Für Laien wäre ein derartiger Handel nicht nachvollziehbar. Investitionen, Wissensstand, erforderlicher Kenntnislevel sowie die Bedienungsfertigkeiten für diesen extrem spezialisierten "Markt" liegen einfach auf zu hohem Niveau. Opas 8 Jahre alter Topdesk wäre hierfür kaum geeignet. Allein die Rechengeschwindigkeit seines Gerätes verhält sich zu derjenigen der oft sogar mit Gefrierflüssigkeiten gekühlten Super-Computern wie die Trockengeschwindigkeit einer frisch gestrichenen Wand zum Ausbreitungs-Tempo des Sonnenlichts.

Experten errechneten, dass HFT heute für wenigstens 70% der Umsätze an den amerikanischen Aktienmärkten verantwortlich ist. Im Jahre 2009 erreichte dieser Anteil sogar die unglaubliche Marke von 79%. In den fünf vorangegangenen Jahren waren die Anteile noch nicht so hoch. Aber HFT dominierte den Handel bereits damals schon. Die Idee plus Anwendung dieser Art von Hochgeschwindigkeitshandel ist also doch nicht ganz so neu wie der Laie glaubt, doch dauerte es Jahre, bis diese Thematik die führenden Medien überhaupt erreichte.

Die Lenker der Medien sahen diese unethischen Schwindelpraktiken der Hochfinanz als kein geeignetes Thema für eine Verbreitung. Daher rührt der jetzige Eindruck der bis dahin so gut wie nicht informierten Öffentlichkeit, dass es sich hier um "etwas ganz Neues" handele.

Als den Nutzern von HFT-Programmen vorgeworfen wurde, nicht im besten Interesse ihrer Kunden, sondern nur in ihrem eigenen zu handeln, erklärten sie selbstbewusst, dass die zugrunde liegenden Algorithmen "gar keine Kunden oder Klienten hätten", die man schädigen oder übervorteilen könne, sondern dass "diese Art von künstlicher Intelligenz seine eigenen Entscheidungen vollkommen selbständig und frei von persönlichen Motiven oder irgendwelchem Gewinnstreben träfe".

Diese wären in keinster Weise von einem Programmierer oder der nutzenden Bank, eben, wegen der unvorstellbaren Geschwindigkeit, irgendwie zu beeinflussen. Daher könne der Algorithmus bzw. die selbständig denkende und handelnde Maschine niemals als eine "kriminell" oder "unethisch" handelnde Person wegen Verletzung der Vorschriften und Gesetze angeklagt werden. Oder hätte man schon jemals einen Computer oder ein dort laufendes Programm verhaftet, angeklagt und zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt?

Bisher schritten wegen dieser Argumentation, die wie meist, wenn es um systemische Vorgänge, fragwürdige Prozesse oder dunkle Machenschaften der grossen Geldhäuser geht, beide Augen zudrückenden Aufsichtsbehörden, auch nicht ein. Auch in Zukunft ist ein solches Einschreiten gegen undurchsichtige, manipulative Praktiken der "Finanzindustrie" zum Schaden der Kunden und der Öffentlichkeit nicht zu erwarten. Allein die engen, personellen Verflechtungen sorgen dafür. Es herrscht schliesslich seit vielen Jahren ein reger Wechsel von beispielsweise Goldman Sachs - oder J.P. Morgan - Mitarbeitern, die plötzlich einen guten und sogar ranghohen Posten in den Markt-Aufsichtsorganen erhalten und für einige Jahre bekleiden.

Umgekehrt sind Wechsel vom Aufseher hinüber zum hoch bezahlten Mitarbeiterstab der grossen Banken ebenfalls an der Tagesordnung. Eine (Finanz-)Krähe hackt der anderen bekanntlich kein Auge aus. Dass die Aufsichtsorgane hier jemals durchgreifen, was ihrer eigentlichen Aufgabe entspräche, hat etwa die gleiche Wahrscheinlichkeit, wie ein abrupter Berufswechsel des Papstes in die Sparte der professionellen Alphornbläser.

Dass die HFT-Programmierung unter anderen dafür sorgt, dass die Gold- und Silberpreise im Derivatemarkt, genau wie im physischen Bereich, manipuliert werden, scheint die Börsenaufsicht nicht weiter zu stören. Laut dem anscheinend stark religiös angehauchten Goldman Sachs-Chef "geschieht hier der Wille Gottes". Nach dessen Willen erzeugen beispielsweise HFT-Algorithmen, gewissermassen im "Direktauftrag des Höchsten", sogenannte "Wasserfall-Preiseinbrüche" als völlig gottgewollte Naturereignisse. Die für jeden, der sich mit der Materie auch nur etwas beschäftigt, nachvollziehbare Preiskurve sieht aus, wie ein gezackter Wasserfall. Gut für Goldman, schlecht für Gold.

Ein Dreifach-Beispiel: Am 29. 02. 2012 um 10.47 Uhr, fiel der Goldpreis um ein volles Prozent in nur einer Viertel Sekunde. Am 20.03., also kurz danach, belief sich die Geschwindigkeit im Handel mit Aufträgen auf 75 000 Verkaufsorders pro Sekunde. Dieses Tempo hielt aber nur 75 Millisekunden an. Als Folge hiervon fiel der Goldpreis ebenfalls um 1%.

Am 15.04. 2014 zwischen 8:26 Uhr und 46,3 Sekunden und 8:26 und 46,4 Sekunden stürzte der Preis von 1.297 auf 1.284 $ je Unze. Danach wurde der Handel um volle 10 Sekunden ausgesetzt, um gegen 8:26 Uhr und 56,4 Sekunden bei 1.291 $ pro Unze wieder aufgenommen zu werden. Ein Preisverfall von vollen 13 $ in einer Zehntelsekunde ist in irgendeinem Parketthandel oder als Folge des Eintippens von Angaben oder Zahlen auf irgendeinem Computer durch Personen niemals nachvollziehbar.

Für die Goldpreisrückgänge im Allgemeinen und dergleichen Vorgänge in anderen Berei im Besonderen hält Goldman Sachs gute Argumente parat:




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