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Marc Faber über Rohstoffzyklen, Zentralbankenmonopole und Vermögensumverteilung (Teil 1/2)

25.08.2014
Zur Person: Marc Faber wurde in Zürich (Schweiz) geboren. Er besuchte die Schule in Genf und Zürich und schloss mit der Matura ab. Abschließend studierte er an der Universität Zürich, wo er im Alter von 24 Jahren seinen Doktor der Ökonomie mit magna cum laude bekam. Von 1970-1978 arbeitete Dr. Faber für White Weld & Company Limited in New York, Zürich und Hong Kong. Er lebt seit 1973 in Hongkong.

Von 1978 bis Februar 1990 war er Geschäftsführer von Drexel Burnham Lambert (HK) Ltd.. Im Juni 1990 gründete er sein eigenes Unternehmen, MARC FABER LIMITED, das im Bereich Anlageberatung, Kapitalverwaltung und Makleraufträge und Trading tätig ist. Faber gibt den vielgelesenen Monatsbrief “THE GLOOM, BOOM & DOOM REPORT” heraus, der zum Teil mit ungewöhnlichen Investitionsgelegenheiten aufwartet. Er ist häufig eingeladener Gastredner bei verschiedenen Anlageseminaren und für seine "antizyklisch-konträre" Anlagephilosophie bekannt. Er ist zudem beteiligt an einer ganzen Reihe von Fonds.



Daily Bell: Auf ein Neues. Das letzte Mal sprachen wir im Juni 2011 miteinander. In einigen Bereichen haben sich die Dinge seither verschlechtert, in anderen verbessert. Wie betrachten Sie die heutige Welt? Was freut Sie aus ökonomischer Sicht heutzutage am meisten und was macht Ihnen gerade am meisten Sorgen?

Marc Faber: Aus ökonomischer Sicht gefällt mir gerade nicht viel, weil wir eine Wirtschaft auf Steroiden haben; gemeint ist die Geldschöpfung - und Geldschöpfung geht im Grunde zu Gunsten vermögender Menschen. Natürlich geben die es aus; und in Folge von Vermögensblasen kommt es dann vorrübergehend zu einer Verbesserung der weltwirtschaftlichen Situation; nachhaltiges Wachstum ist das aber nicht. Das muss man begreifen.

Also: Aus wirtschaftlicher Sicht bin ich heute so pessimistisch wie schon lange nicht mehr. Das soll nicht heißen, dass die Märkte nicht noch weiter steigen können. Die Möglichkeit gibt es und eigentlich hoffe ich ja, dass der US-Markt explosiv steigt und eine gigantische Bubble entstehen lässt, so dass es der Federal Reserve wiederum peinlich ist, weil jede Bubble am Ende Luft lassen muss.


Daily Bell: Worüber machen Sie sich dann aber Sorgen mit Blick auf diese Bubble - etwa, dass sie nicht platzen wird?

Marc Faber: Wir haben eine zweigeteilte Wirtschaft. Wir haben eine Wirtschaft der Wohlsituierten, von denen auch ich profitiere, weil ich im Finanzsektor arbeite. Meine Anlagewerte sind gestiegen, ich profitiere von steigenden Vermögenspreisen, weil ich Anteile besitze, weil ich im Aufsichtsrat von Unternehmen sitze, die Anteile halten, und in Kapitalverwaltungsgesellschaften und so weiter - ich bin aber nicht glücklich über die Tatsache, dass es den Durchschnittshaushalten und den arbeitenden Klassen weltweit nicht besonders gut geht.

Letztendlich wird Folgendes passieren, und es passiert ja schon - darüber hatte ich schon vor fünf oder sechs Jahren geschrieben: Wenn die Vermögensverteilung immer ungleicher wird, werden die Politiker eben nicht die persönliche Verantwortung für die Ungleichverteilung übernehmen, welche ja zum großen Teil durch die Geldpolitik der Zentralbanken geschürt wurde - allem voran der Federal Reserve. Sie werden an die Öffentlichkeit treten, wie z.B. Bill de Blasio, der Bürgermeister New Yorks, und sagen: “Schaut mal, wenn es Euch nicht gut geht, dann ist das die Schuld der reichen Menschen. Die Reichen zocken Euch ab.”

Die haben wiederum nur den Vorteil aus einer Situation gezogen, die ihnen die Federal Reserve beschert hatte. Diese Politiker werden dann vors Volk treten und sagen: “Wir müssen jetzt Folgendes tun, wir müssen die Reichen bestrafen - lasst uns eine gewaltige Vermögenssteuer einführen“, so wie dieser studierte Clown, Piketty. Ich will gar nicht bestreiten, dass er ganz seriöse Arbeit zum Thema Vermögensungleichheit geleistet hat, sie ist zwar nicht wirklich stimmig, aber seriös.

Wenn die Ungleichverteilung von Vermögen zu stark wird, dann gibt es entweder bedeutende Sozialreformen, soziale Kämpfe oder Revolutionen. Überall in Europa höre ich die Leute immer mehr über Reichenbesteuerung reden - und das wird dann letztendlich auch passieren. Helfen wird es nicht. Die Umverteilung von Vermögen wird schließlich in einer Umverteilung von Armut enden.


Daily Bell: Genau das scheinen wir gerade mit dem Wiederaufkommen der Occupy-Wall-Street-Bewegung und dem “1%-Meme" zu erleben. Was denken Sie ganz allgemein über diese OWS-Bewegung?

Marc Faber: Im Grunde denke ich nicht, dass diese Leute die Wall Street besetzen sollten. Sie sollten losziehen und die Federal Reserve in Washington niederbrennen und die ultra-laxen Fed-Direktoren aufhängen, die sich für noch mehr Geldschöpfung aussprechen. Das sollten sie mal machen.


Daily Bell: Es sind vor allem ihre Crash-Prognosen gewesen, die Sie als Dr. Doom bekannt gemacht haben. Wir sind der Meinung, dass die Aktienmärkte in die Höhe getrieben werden und dann radikal einbrechen - was anschließend Vorschlägen für einen noch stärker globalisierten Gesamtmarkt ein Forum bietet. Ist da etwas Wahres dran?

Marc Faber: Na ja, alle Märkte korrelieren miteinander. Wenn der S&P um 20% fällt, wüsste ich keinen Markt, der dann noch steigen würde. Wenn man Geld druckt, wird man Inflationssymptome bekommen und einer der Symptome von Inflation sind steigende Vermögensmärkte. Andere sind steigenden Verbraucherpreise, steigende Löhne und so weiter.

Da wir keine Devisenkontrollen haben und in einer globalisierten Wirtschaft leben, kann es passieren, dass die USA Geld drucken und es in den USA mehr Inflation im Verbraucherpreisindex gibt, als die Fed zu erkennen scheint. Gleichzeitig haben aber die Schwellenländer stärkere Inflation erlebt und sogar noch größere Bubbles, als sie es hier bislang gegeben hat.




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