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Goldnachfrage in China kühlt sich weiter ab

26.08.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis scheint nach dem kräftigen Preisrückgang der letzten Wochen bei 102 USD je Barrel einen Boden auszubilden, nachdem die spekulativen Finanzanleger weitgehend aus dem Markt ausgeschieden sind. Diese haben in der Woche zum 19. August ihre Netto-Long-Positionen bei Brent um weitere 11,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Seit ihrem Rekordhoch Ende Juni sind die Netto-Long-Positionen um mehr als 70% gesunken. Sie liegen mit 67,3 Tsd. Kontrakten auf dem niedrigsten Niveau seit Juli 2012.

Bemerkenswert ist zudem, dass der Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen etwa zur Hälfte auf einen kräftigen Aufbau von Short-Positionen zurückzuführen ist. Diese haben sich seit Ende Juni mehr als verdoppelt und befinden sich mittlerweile auf einem Rekordniveau. Dies ist Abbild einer pessimistischen Stimmung am Ölmarkt. Ein Stimmungsumschwung kann daher schnell zu einem merklichen Preisanstieg führen. Gründe hierfür gibt es weiterhin reichlich.

Der libysche Botschafter in Ägypten hat zum Schutz der Institutionen, Flughäfen und Ölfelder in seinem Land um ausländische Unterstützung gebeten. Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate sollen inzwischen Luftangriffe auf islamistische Milizen in Tripolis geflogen haben. Die USA erwägen derweil, ihre Luftangriffe auf die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat auf Syrien auszudehnen. Heute treffen sich die Präsidenten der Ukraine und Russlands, Poroschenko und Putin. Eine schnelle Lösung des seit Monaten andauernden Konflikts zwischen beiden Ländern ist allerdings nicht zu erwarten.


Edelmetalle

Der Goldpreis steigt am Morgen trotz zahlreicher negativer Nachrichten auf rund 1.290 USD je Feinunze, wofür vermutlich die zahlreichen geopolitischen Krisenherde verantwortlich zeichnen. Wind weht dem Preis weiterhin durch den festen US-Dollar entgegen, der gegenüber dem Euro weiter im Bereich eines 11-Monatshochs handelt. Steigende Aktienmärkte – der S&P 500 erklomm gestern ein neues Allzeithoch - reduzieren zudem die Attraktivität von Gold, was sich erstmals seit längerem auch wieder in ETF-Abflüssen zeigt.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den größten Tagesabfluss seit über sechs Wochen; die Bestände reduzierten sich um insgesamt 3,7 Tonnen, was in erster Linie auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, zurückzuführen war. Auch die physische Nachfrage in Asien bleibt schwach, wie gestern gemeldete erneut deutlich gefallene Goldimporte Chinas aus Hongkong zeigen: Auf Nettobasis verringerten sich diese im Juli den fünften Monat in Folge auf mittlerweile nur noch 22,1 Tonnen – den niedrigsten Wert seit über drei Jahren.

Sollte sich der Trend der letzten Monate fortsetzen, würde China im aktuellen Jahr weniger als 700 Tonnen Gold aus Hongkong importieren, nach mehr als 1.100 Tonnen im vergangenen Jahr. Allerdings könnte zunehmend Gold über die Freihandelszone Shanghai eingeführt worden sein, weshalb die Daten aus Hongkong kein vollständiges Bild mehr über die chinesischen Goldeinfuhren liefern. Die jüngste Prognose des World Gold Council, wonach China in diesem Jahr 900-1.000 Tonnen Gold nachfragen wird, könnte sich als zu optimistisch erweisen.

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Industriemetalle

Die Stimmung unter den Marktbeobachtern bei Nickel ist seit Monaten äußerst positiv, viele erwarten ein Angebotsdefizit und infolge dessen stark steigende Preise. Wir mahnen dagegen zur Vorsicht und sehen eine ausgeglichene Angebots-Nachfrage-Situation, wobei die Preisanstiege seit Jahresbeginn bereits die meisten Angebotsprobleme eskomptieren.

Denn bislang hat das seit Mitte Januar bestehende Exportverbot für Nickelerze aus Indonesien im Gegensatz zu den Erwartungen (noch) nicht zu einer Angebotseinengung geführt. Zwar sind die Vorräte in den chinesischen Häfen jüngst auf 14,3 Mio. Tonnen und damit den tiefsten Stand seit Juni 2012 gefallen, historisch betrachtet sind sie allerdings immer noch recht hoch. Teilweise wurde das Fehlen der indonesischen Erze durch eine massive Ausweitung der Importe von den Philippinen ausgeglichen, die im Juli erstmals auf 5 Mio. Tonnen gestiegen sind.

Auch wenn diese Importe die aus Indonesien nicht komplett kompensieren können, haben die chinesischen Produzenten von Nickelgusseisen (NPI), die das Exportverbot vor allem treffen sollte, ihre Produktion sogar ausgeweitet und bis Juli laut Research-Institut SMM über 270 Tsd. Tonnen NPI bzw. 1,8% mehr als im Vorjahr produziert. Damit dürften in China im Gesamtjahr nach Einschätzung von SMM rund 440 Tsd. Tonnen produziert werden, ein Rückgang um lediglich 10% im Vergleich zum Rekordjahr 2013. Dass sich die Nachfragedynamik eher abschwächt und die LME-Lagerbestände mit 326 Tsd. Tonnen rekordhoch sind, spricht auch dafür, dass die Sorgen vor den massiven Defiziten wenig begründet sind.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis ging gestern auf einem 7-Monatstief bei 15,36 US-Cents je Pfund aus dem Handel. Der Preisanstieg Mitte letzter Woche auf 16 US-Cents hat sich somit als kurzlebig erwiesen. Getreu dem Motto "the trend is your friend" setzen kurzfristig orientierte Marktteilnehmer auf weiter fallende Notierungen und verstärken damit den Abwärtstrend.

Laut am Freitag veröffentlichter CFTC-Daten stiegen die spekulativen Netto-Short-Positionen in der Woche zum 19. August auf 16,9 Tsd. Kontrakte und damit auf das höchste Niveau seit Anfang Februar. Der Preissprung Mitte letzter Woche zeigt aber, was passieren kann, wenn die Marktteilnehmer ihre Meinung plötzlich ändern und ihre Short-Positionen schließen. Angesichts einer deutlich abflauenden Dynamik der brasilianischen Zuckerrohrernte und des sich abzeichnenden Endes der Angebotsüberschüsse erachten wir den Preisrückgang um 10% innerhalb der letzten vier Wochen als übertrieben und das gegenwärtige Preisniveau als zu niedrig.

Wir rechnen mit einer merklichen Preiserholung auf 17 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende. Spiegelbildlich dazu steht die Preisentwicklung bei Kakao. Trotz der Perspektive sehr guter Ernten in Westafrika ist der Kakaopreis in New York gestern gestiegen und hat damit seine kleine Korrektur schon wieder beendet. Der Kakaopreis in London dürfte diese Entwicklung heute nachvollziehen, da gestern aufgrund eines Feiertages nicht gehandelt wurde.




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