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Eine Welt im Krieg! Was bedeutet das heute?

28.08.2014  |  David Chapman
Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Kriege. Aber so waren es auch alle anderen Jahrhunderte. Das 21. Jahrhundert macht da bislang keinen Unterschied. Die Zahl der Toten aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts ist quasi unmöglich einzuschätzen. Schätzungsweise wurden mehr als 250 Millionen Menschen infolge militärischer Kampfhandlungen, ziviler Kollateralschäden, durch Völkermorde von Regierungen oder bewusst herbeigeführte Hungersnöte getötet. Doch es könnten weit mehr sein. In jedem Jahr des 20. Jahrhundert gab es Krieg und auch in jedem Jahr des 21. Jahrhunderts gab es bis jetzt Krieg. Die USA waren seit ihrer Gründung durch die Revolution 1775 jedes Jahr in irgendeine Form von Krieg verwickelt.

Krieg ist ein gewinnbringendes Geschäft. Die weltweiten Militärausgaben liegen jährlich geschätzt bei etwa 1,7 Billionen $. Die USA sind führend mit Ausgaben von etwa 650 Milliarden $; einige glauben, es könnten sogar bis zu 1 Billion $ sein. Der globale Waffenhandel beträgt schätzungsweise über 500 Milliarden $, aber es fehlen umfassende Daten. Sieben der größten zehn Waffenexporteure der Welt sind US-Firmen. Die USA ist der weltgrößte Waffenexporteur, dicht gefolgt von Russland, Deutschland, Frankreich und China. Laut dem Stockholm International Peace Research Institute ist der sechstgrößte Exporteur die Ukraine. Das ist überraschend.

An den großen Kriegen, so wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, waren bedeutende Mächte beteiligt. An vielen der kleineren Kriege waren ebenfalls die bedeutenden Mächte beteiligt, aber normalerweise indirekt (Stellvertreterkriege). Kriege sind von ihrer Natur her wirtschaftlich, Kriege können die Aktienmärkte beeinflussen, vor allem die großen Kriege, an denen die wichtigsten Mächte beteiligt sind.

Viele Kriege sind von kurzer Natur und haben nur einen gemäßigten (wenn überhaupt) Einfluss auf die Märkte; Veränderungen infolge des Krieges sind örtlich begrenzt. Andere Kriege sind vielleicht substanzieller, haben aber immer noch nur geringen weitgreifenden Einfluss auf die Märkte. Dann gibt es Kriege, die die Welt dauerhaft umgestalten und nicht nur die Welt an sich verändert zurücklassen, sondern auch die Investmentwelt verändern. Das war der Fall sowohl beim Ersten als auch Zweiten Weltkrieg.

Bei Kriegseintritt im Ersten Weltkrieg war Großbritannien die globale Supermacht und das britische Pfund die Weltreservewährung. Die Weltwirtschaft war ziemlich globalisiert. Einige glauben, dass es bis zu den 1980er-Jahren dauerte, eh inflationsbereinigt wieder das Level globaler Integration von vor dem Ersten Weltkrieg erreicht war. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs glaubten viele, dass dies nie passieren könnte, weil sich Krieg nie auszahlen würde.

Frieden würde mehr bedeutende Vorteile bringen. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs war Europa kompliziert und verschiedene Ökonomen und Historiker haben unterschiedliche Theorien bezüglich der Ursachen. Deutschland war ein aufstrebender Wirtschaftsgigant und 1910 überstieg das BIP langsam das von Großbritannien. Wenn eine aufstrebende Macht die vorherrschende Macht herausfordert, werden die entstehenden Spannungen als “Thukydides Falle” bezeichnet. Thukydides war ein griechischer Historiker, der die Geschichte der Peloponnesischen Kriege zwischen Athen und Sparta aufschrieb. Die wachsende Macht Athens bedrohte die Vormachtstellung Spartas, was zu Kriegen führte.

Während die USA bis zum Ersten Weltkrieg eine der weltgrößten Wirtschaften geworden waren, bedrohten sie nicht die Vormachtstellung Großbritanniens, da die USA immer noch größtenteils mit sich selbst beschäftigt waren - mit dem Aufbau ihrer “Zweckbestimmung” und der fortdauernden Erschließung des Westens. Auf der anderen Seite wurde Großbritannien an mehreren Fronten und auf mehreren Kontinenten von der aufstrebenden Wirtschaftsmacht Deutschlands herausgefordert. Länder bildeten Allianzen - Großbritannien mit Frankreich und Russland; Deutschland mit der Monarchie Österreich-Ungarn und Italien.

Der wachsende Nationalismus im Balkan und die Verschiebung des Osmanischen Reichs erhöhten das Risiko eines möglichen Konflikts weiter. Es kam zur sogenannten Brinkmanship, einer Politik am Rande des Abgrunds, und in Europa brach Krieg aus, ohne dass man sich der kommenden Verheerungen für Wirtschaften und Menschen bewusst war. Der Krieg befand sich in einer Sackgasse, eine Pattsituation für alle Seiten, bis die USA 1917 dem Krieg beitraten und den Ausschlag gaben.

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Die Aktienmärkte gingen während des Ersten Weltkriegs hoch und runter wie eine Wippe. Bei Kriegsausbruch schloss die NYSE aus Angst vor einer Verkaufswelle aus Europa. Der Aktienmarkt fiel auf einen Boden, als sie Ende 1914 wieder öffnete. Der Markt erholte sich und etwa Mitte 1915 kam es zum Kriegsaufschwung in den USA, weil US-Unternehmen erheblich vom Krieg profitierten. Der Aufschwung hielt im Wesentlichen an, bis die USA im April 1917 dem Krieg beitraten. Dem folgte ein vernichtender Bärenmarkt, auch wenn er nicht so tief fiel wie der Markt 1914. Als sich Stimmung und Situation zugunsten der Alliierten änderten, setzte eine Erholung des Marktes ein. Doch erst nach dem Waffenstillstand im November 1918 begann der postinflationäre Kriegsaufschwung. Der Inflationsboom endete mit der Straffung durch die Fed und die Blase zerplatzte, was zu einem Bärenmarkt führte, der die Märkte 1921 unter die Tiefen von 1917 beförderte.




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