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Preise nach Fed-Sitzung unter Druck

18.09.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Nachdem die Ölpreise über Wochen hinweg fast nur eine Richtung kannten, zeigt das starke Auf und Ab im gestrigen Handelsverlauf eine steigende Unsicherheit ob der künftigen Preisentwicklung. Für Preisauftrieb sorgen momentan vor allem Nachrichten einer (möglichen) geringeren OPEC-Produktion. Der Preis für Brentöl kletterte gestern kurzfristig bis auf 99,5 USD je Barrel nach der Meldung, dass in Libyen nach einer Raketenexplosion das Sharara-Ölfeld mit einer täglichen Produktion von 250 Tsd. Barrel geschlossen werden musste. Am Nachmittag gab der Brentölpreis aber wieder um einen US-Dollar nach.

Preisbelastend bleibt nämlich die starke Angebotsausweitung jenseits des Atlantiks. Die US-Energiebehörde meldete, dass die US-Rohölproduktion mit 8,8 Mio. Barrel pro Tag Mitte September so hoch wie zuletzt im März 1986 war. Gleichzeitig sind die US-Rohölvorräte in der Woche zum 12. September um 3,7 Mio. Barrel gestiegen, statt wie erwartet um 1,2 Mio. Barrel zu fallen. Nicht zuletzt belastet der stärkere US-Dollar.

Die Nervosität dürfte auf kurze Sicht am Markt anhalten. Heute steht das schottische Unabhängigkeitsreferendum an. Es hat zwar keinen unmittelbaren Einfluss auf die aktuelle Angebots-/Nachfragesituation, dennoch könnten die Ölpreise reagieren. Denn zum einen ‎könnte sich ein unabhängiges Schottland mehr auf die konventionelle Ölförderung in der Nordsee, aber auch auf die Schieferöl- und -gasförderung, sprich Fracking, konzentrieren, weil die Energieeinnahmen für Schottland wichtiger wären als für Großbritannien.

Die Produktion könnte zum anderen aber auch wegen der Unsicherheiten und einer schwächeren Finanzierungslage ins Stocken geraten. Auf jeden Fall würde ein "Ja" zur Unabhängigkeit Schottlands kurzfristig die allgemeine Unsicherheit an den Märkten schüren und schon dadurch die Ölpreise unter Druck bringen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis fällt heute Morgen zwischenzeitlich auf 1.216 USD je Feinunze und damit den tiefsten Stand seit Anfang Januar. Belastet wird der Preis durch den festen US-Dollar, der gegenüber dem Euro auf ein 14-Monatshoch aufwertet. Die US-Notenbank Fed hat gestern wie erwartet ihre monatlichen Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. auf jetzt noch 15 Mrd. USD reduziert.

Die Ankündigung des Endes von QE3 auf der nächsten Sitzung im Oktober ist nur noch Formsache. Die Fed hat allerdings nicht eine baldige Zinserhöhung signalisiert, sondern ihre Formulierung, dass die Zinsen auch nach dem Ende von QE3 noch über einen beträchtlichen Zeitraum auf dem derzeitigen Niveau verharren würden, beibehalten. Die Fed-Vorsitzende Janet Yellen hat jedoch in der Pressekonferenz relativiert, dass dies stark von der Datenlage abhängt - und die hat sich in den letzten Monaten klar verbessert.

Unsere Volkswirte sind der Ansicht, dass die Fed aller Wahrscheinlichkeit nach die Zinsen im nächsten Jahr anheben und damit im Juni beginnen wird. Eine Verschnaufpause für die Märkte gibt es nicht, denn heute stehen schon die nächsten wichtigen Ereignisse an. Am späten Vormittag berichtet die EZB über die Zuteilung für ihren ersten sog. zielgerichteten Tender (TLTRO). Und schließlich stimmt Schottland über seine Unabhängigkeit ab. Dies könnte zu erhöhter Nervosität an den Finanzmärkten führen.


Industriemetalle

Der feste US-Dollar im Nachgang der Sitzung der US-Notenbank Fed (siehe Edelmetalle auf Seite 1) lastet auch auf den Metallpreisen. Darüber hinaus zeigt der chinesische Immobilienmarkt weiter Schwäche. So sind gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros in 68 der 70 Städte, die von staatlicher Seite beobachtet werden, die Preise für Neubauten im August im Vergleich zum Vormonat gefallen. Sollte die Schwäche im Immobiliensektor anhalten oder sich ausweiten, könnte dies zu einer geringeren Nachfrage nach Metallen führen.

Indonesien hat Daten des Handelsministeriums zufolge im August nur 3.595 Tonnen Zinn exportiert, so wenig wie seit September letzten Jahres nicht mehr. Nach der Preisschwäche in den vergangenen Wochen - der Zinnpreis notierte zeitweise unter 21.000 USD je Tonne - halten die indonesischen Produzenten Material zurück, um den Preis zu stützen. So wurde in den ersten Tagen des Monats an der maßgeblichen Börse in Jakarta kein Zinn gehandelt.

Laut Aussagen des Verbands der indonesischen Zinnexporteure sollen die Ausfuhren bis in den Oktober hinein gedrosselt bleiben. Stattdessen würden Lagerbestände aufgebaut. Die durchschnittlichen Produktionskosten in Indonesien liegen bei 22.000 USD je Tonne. Unter diesem Niveau wurden schon in der Vergangenheit Exporte zurückgehalten.


Agrarrohstoffe

Kautschuk notiert im Oktober-Kontrakt in Singapur mit 155 US-Cents je Kilogramm weiterhin nur unwesentlich über seinem 5-Jahrestief aus der vergangenen Woche. Die von den Preisrekorden 2010/11 angetriebene Angebotsausweitung schlägt sich seit Jahren in einem Überangebot und hohen Lagerbeständen nieder. Die International Rubber Study Group schätzt, dass auch 2014 ein Überschuss von 371 Tsd. Tonnen aufläuft. Für 2015 rechnet sie noch mit einem Überschuss von 202 Tsd. Tonnen.

Jede Meldung über eine nachlassende Wirtschaftsdynamik des mit Abstand wichtigsten Abnehmers China drückt die Preise weiter. Zudem meldete das größte Produzenten- und Exportland Thailand, dass es seine staatlichen Lager leeren will. Gleichzeitig soll allerdings vermehrt Kautschuk in nationalen Infrastrukturprojekten eingesetzt werden. Auch hat das Land angekündigt, durch Abholzung von Plantagen sein Angebot um 27 Tsd. Tonnen pro Jahr verringern zu wollen. Die niedrigen Preise dürften bereits aktuell gemeinsam mit heftigem Regen das Angebot sinken lassen. Der Präsident der thailändischen Vereinigung der Kautschukproduzenten erwartet ein Minus bei der Produktion von bis zu 30%.

Umfragen am Markt zeigen, dass mit einer mittelfristigen Angebotsreduktion gerechnet wird, die bei weiterhin hoher Nachfrage - rekordhohe Autoverkäufe 2014 heizen die Reifenproduktion an - möglicherweise dann 2016 zu einem Marktdefizit und in Erwartung dessen zu einem Preisanstieg führen sollte. Die hohen Lagerbestände dürften kräftige Preissteigerungen allerdings mittelfristig verhindern.




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