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China-Daten beruhigen die Märkte

21.10.2014  |  Eugen Weinberg
Die Commerzbank wurde erneut bei den Commodity Business Awards 2014 in der Kategorie Research Hause des Jahres nominiert. Auch dieses Jahr ist uns Ihre Meinung und Erfahrung als Research Kunde der Commerzbank sehr wichtig. Die Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 20. Oktober 2014 möglich und sollte nur wenige Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Wir danken Ihnen für die kontinuierliche Unterstützung.


Energie

Die Ölpreise nahmen nach kurzer Unterbrechung gestern ihre Talfahrt wieder auf. Brent fiel zwischenzeitlich unter die Marke von 85 USD je Barrel und ging letztlich mit einem Minus von knapp 1% aus dem Handel. Bedenklich stimmt, dass der kräftige Preisrückgang bei Brent in den letzten zwei Wochen mit einem Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen einherging. Diese stiegen in der Woche zum 14. Oktober laut ICE um weitere 6 Tsd. auf 50 Tsd. Kontrakte.

Der Preisrückgang um 7 USD in der entsprechenden Berichtswoche war somit also nicht auf Verkäufe spekulativer Finanzanleger zurückzuführen. Vielmehr deutet der Preisverfall auf ein außerordentlich schwaches fundamentales Umfeld hin. Die leichte Preiserholung am Morgen auf knapp 86 USD je Barrel ist vor allem auf Daten aus China zurückzuführen, welche auf eine robuste Ölnachfrage im Reich der Mitte hindeuten.

Die implizite Ölnachfrage Chinas ist Reutersangaben zufolge im September um 6,2% gegenüber dem Vormonat auf 10,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Das ist das höchste Niveau seit sieben Monaten. Angesichts der im September kräftig gestiegenen Rohölimporte kommt dies nicht überraschend. Die zugrundeliegende Ölnachfrage in China wird dadurch wohl überzeichnet. Ein Teil dürfte in den Lageraufbau gehen, ein anderer Teil in Form von verarbeiteten Ölprodukten wieder exportiert werden.

Für eine nachhaltige Preiserholung bedarf es einer Angebotsreaktion der OPEC, für die es aber weiterhin keinerlei Anzeichen gibt. Die Terrormiliz Islamischer Staat nimmt dem Researchunternehmen IHS zufolge jeden Tag ca. 2 Mio. US-Dollar durch Ölverkäufe ein. Das Öl würde zu 25 bis 60 USD je Barrel und damit einem kräftigen Abschlag gegenüber dem Marktpreis verkauft.

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Edelmetalle

Der Goldpreis übersteigt heute Morgen erstmals seit 1½ Monaten zwischenzeitlich die Marke von 1.250 USD je Feinunze. Unterstützt wird er dabei wohl vom schwächeren US-Dollar und dem Auspreisen der Zinserhöhungserwartungen in den USA. Schon gestern legte der Goldpreis merklich zu, obwohl es zu deutlichen Abflüssen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam. Deren Bestände wurden um 8,9 Tonnen abgebaut, was ausschließlich auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, zurückzuführen war. Dieser verzeichnete den höchsten Tagesabfluss seit einem Jahr.

In Anbetracht der zahlreichen Marktrisiken ist es für uns überraschend, dass es überhaupt noch zu umfangreichen Abflüssen aus den Gold-ETFs kommt. Diese könnten aber auch das Resultat von Zwangsverkäufen sein, um anderweitige Verluste auszugleichen. Ob der Preisanstieg von Gold allerdings nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Denn die physische Nachfrage in Asien hat bislang noch nicht wieder spürbar angezogen. Industriekreisen zufolge wird die indische Zentralbank die Goldimportrestriktionen nicht weiter lockern.

Die relativ hohen Goldeinfuhren, die im letzten Monat im Vorfeld der Feiertagssaison zu beobachten waren, könnten daher bald wieder abebben. Ein Anziehen der asiatischen Goldnachfrage ist unseres Erachtens aber unabdingbar, damit sich der Goldpreis wieder nachhaltig erholt.


Industriemetalle

In China haben sich die Sorgen über ein abruptes Abschwächen der Konjunktur nicht bestätigt. Wie heute Morgen vom Nationalen Statistikbüro veröffentlicht, ist die chinesische Wirtschaft im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 7,3% und damit etwas stärker als erwartet gewachsen. Die gleichzeitig veröffentlichten Konjunkturdaten für September deuten zudem auf ein Wiederanziehen der Wirtschaft hin. So hat sich die Industrieproduktion von ihrem außerordentlich niedrigen Niveau im August im letzten Monat wieder merklich erholt. Und auch die Investitionen in Sachanlagen blieben auf einem robusten Niveau.

Die soliden Daten können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der angeschlagene Immobiliensektor weiter ein Risiko für die gesamte Wirtschaft in China darstellt, so dass sich das Wachstum vor allem im nächsten Jahr wohl abkühlen wird. Dies dürfte aber kontrolliert geschehen und sollte daher auch nicht zu einem Einbruch der Metallnachfrage führen. Die Marktteilnehmer zeigen sich daher heute Morgen auch relativ gelassen. Einzig Nickel steht weiter spürbar unter Druck.

Der Nickelpreis fällt auf ein 7½-Monatstief und hält sich nur noch knapp über der Marke von 15.000 USD je Tonne. Der Anstieg nach dem Exportverbot von unbehandelten Erzen in Indonesien ist somit fast vollständig wieder ausgepreist. Der Nickelpreis nähert sich allerdings wieder Niveaus, wo nicht nur die NPI-Produzenten in China, sondern auch die herkömmlichen Produzenten andernorts in Schwierigkeiten geraten. Die Aussicht auf Produktionskürzungen sollte den Preis stützen.


Agrarrohstoffe

Gestern sank der Preis für Arabica-Kaffee erstmals seit Monatsbeginn wieder unter 200 US-Cents je Pfund. Zuvor hatte er mit über 220 US-Cents je Pfund Höhen erreicht wie zuletzt im Februar 2012. Für beide Bewegungen waren die Wetterberichte aus dem wichtigsten Anbauland Brasilien maßgeblich: Dass die ersehnten Regenfälle noch immer ausblieben, zog die Preise nach oben. Denn nach dem Einbruch bei der letzten Ernte könnte die Ernte im nächsten Jahr nochmals schlechter ausfallen.

Als Größenordnung werden 40 Mio. Sack genannt, nachdem schon die Produktion 2014 bedingt durch die Dürre mit 47 Mio. Sack weit hinter den ursprünglichen Erwartungen von 60 Mio. Sack zurück geblieben war. Jetzt stehen die Vorhersagen für die nächsten Tage auf Regen, nachdem es bereits am Wochenende vereinzelt Niederschläge gegeben hatte, und prompt geben die Preise kräftig nach.

Der Regen wird dringend benötigt, damit sich Blüten entwickeln, bereits ausgebildete Blüten nicht abfallen und sich aus ihnen Früchte entwickeln. In einem Ausblick gehen viele Prognosen von normalen oder sogar - im Falle eines schwachen El-Niño-Phänomens - erhöhten Frühjahrsniederschlägen aus. Selbst wenn nun endlich mehr Regen kommt: Einbußen bei der nächsten Ernte dürften nach dem Witterungsverlauf der letzten Monate kaum zu vermeiden sein, weshalb wir nicht erwarten, dass die Arabica-Preise für längere Zeit unter 200 US-Cents bleiben werden.




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