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EZB als Goldkäufer?

22.11.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
In einer Rede vom 17. November 2014 sagte EZB-Ratsmitglied Yves Mersch, die EZB könne "theoretisch" neben Wertpapieren auch Edelmetalle oder Fremdwährungen kaufen, um die ausstehende Geldmenge zu erhöhen. Ist es denkbar, dass die EZB als Goldkäufer auftreten wird?

Grundsätzlich würden Goldkäufe in ihr Portfolio "passen". Das Eurosystem (also EZB plus nationale Zentralbanken im Euroraum) verfügt über beträchtliche Goldreserven: Aktuell belaufen sich das Gold und die Goldforderungen des Eurosystems auf 334,5 Mrd. Euro (das ist der Marktwert) und damit auf gut 16 Prozent der Bilanzsumme. Steigt die Bilanzsumme um 1.000 Mrd. Euro an, wie von EZB-Präsident Mario Draghi angedeutet, würde der Goldanteil an der Bilanzsumme auf etwa 11 Prozent abschmelzen - so dass der Zukauf von Gold zur Wahrung der Bilanzrelation erwogen werden könnte.

Das zentrale geldpolitische Interesse der EZB dürfte ein anderes sein. Es geht ihr um das Niederdrücken der Marktzinsen und das Ausweiten der Basisgeldmenge, um insbesondere verschuldete Staaten und Banken zu stützen. Daher wird wohl auch der Schwerpunkt der EZB-Politik auf dem Aufkauf von (Euro-)Schuldpapieren liegen. Angesichts der Neigung der EZB, den Euro-Wechselkurs drücken zu wollen, könnte allerdings ein Goldkauf ins Bild passen. Wenn die EZB Gold kauft, so müsste sie neu geschaffene Euro zunächst gegen US-Dollar eintauschen. Dies würde tendenziell den Euro abwerten lassen gegenüber dem Greenback.

Allerdings wäre ein Goldankauf im "großen Stil" vermutlich mit merklichen Preissteigerungen des Goldes (in Euro) verbunden. Es ist fraglich, ob die Geldpolitiker ein solches "Preissignal" senden wollen. Ein Euro-Abwertungseffekt lässt sich "einfacher" erzielen, etwa durch den Aufkauf von Fremdwährungen. Durch den Aufkauf von zum Beispiel amerikanischen Schuldtiteln ließen sich sogar ein Zinssenkungs- und ein Euro-Abwertungseffekt gleichzeitig erzielen.

Aktuell ist die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB Gold kauft, als nicht allzu hoch einzustufen. Das mag sich zu einem späteren Zeitpunkt ändern (man denke an dieser Stelle etwa an die Schweizer Gold-Initiative). Allerdings dürfte sich allein schon das Fortführen der aktuellen Geldvermehrungspolitiken auch ohne Goldkäufe der EZB früher oder später als preistreibend für das gelbe Metall erweisen.


EZB hat stark vom Goldpreisanstieg profitiert

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Quelle: Thomson Financial


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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