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Was macht die Fed?

04.03.2015  |  Carsten Klude
Viele Anleger warten geradezu sehnsüchtig auf höhere Zinsen. Doch ohne eine Änderung der Geldpolitik ist es kaum vorstellbar, dass sich an der gegenwärtigen Tiefzinsphase etwas ändert. Auch in diesem Jahr ist der Trend der Notenbanken, die Zinsen zu senken, voll intakt. So haben seit Jahresbeginn von den 59 Notenbanken, deren Leitzinsentwicklung wir verfolgen, 14 die Geldpolitik gelockert, darunter die Zentralbanken aus Australien, Dänemark, Indien, Indonesien, Schweden und der Schweiz.

Die Zinsen erhöht haben dagegen nur die Notenbanken in Brasilien und der Ukraine. Hinzu kommt die Europäische Zentralbank, die zwar nicht den Leitzins gesenkt hat, die aber im Januar ein umfangreiches Anleihenaufkaufprogramm beschlossen hat, so dass auch ihre Geldpolitik ab März noch expansiver werden wird. Und selbst die chinesische Notenbank PBOC könnte die Geldschleusen in absehbarer Zeit noch weiter öffnen, da die wirtschaftliche Dynamik für chinesische Verhältnisse derzeit relativ schwach ist und gleichzeitig der Deflationsdruck zunimmt. Dies alles sind keine guten Nachrichten für Zinsanleger.

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Die einzige "große" Notenbank, die in diesem Jahr einen anderen Weg einschlagen könnte, ist die US-amerikanische Federal Reserve. Deren Leitzins liegt bereits seit Dezember 2008 bei null bis 0,25 Prozent, gleichzeitig hat sie im Verlauf der vergangenen sechs Jahre drei Anleihenaufkaufprogramme beschlossen und durchgeführt: "QE1" begann im Dezember 2008 und lief bis März 2010.

Dabei wurde zunächst beschlossen, hypothekenbesicherte Anleihen, Staatsanleihen sowie Quasi-Staatsanleihen in einem Umfang von 600 Milliarden US-Dollar zu kaufen; im März 2009 wurde das Programm um 900 Milliarden US-Dollar aufgestockt. "QE2" dauerte von November 2010 bis Juni 2011 und umfasste den Aufkauf von Staatsanleihen in Höhe von weiteren 600 Milliarden US-Dollar (75 Milliarden US-Dollar pro Monat). Im September 2011 beschloss die Fed die "Operation Twist"; diese sah vor, die Laufzeit des von der Notenbank gehaltenen Anleiheportfolios zu erhöhen.

Zu diesem Zweck wurden Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten in einem Volumen von 400 Milliarden USDollar gekauft und dagegen Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten verkauft. Und schließlich wurde im September 2012 das "QE3"-Programm auf den Weg gebracht. Zunächst kaufte die Fed Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Anleihen in einem monatlichen Umfang von 85 Milliarden US-Dollar an, ab Januar 2014 wurden die Käufe monatlich um 10 Milliarden US-Dollar reduziert bis sie schließlich im Oktober 2014 komplett eingestellt wurden.

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Der Grund für die ausgesprochen expansive Geldpolitik der US-Notenbank in den vergangenen Jahren war die schwache wirtschaftliche Entwicklung. Nachdem das reale USBIP im Jahr 2008 um 0,3 Prozent und 2009 um 2,8 Prozent gesunken war, kam es in den Folgejahren nur zu einer moderaten Erholung. Die höchste reale Wachstumsrate mit einem Wert von 2,5 Prozent wurde dabei im vergangenen Jahr erzielt. Mit einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Wachstumsrate von jeweils über vier Prozent im zweiten und dritten Quartal 2014 war aber immerhin über einen Zeitraum von sechs Monaten die stärkste wirtschaftliche Dynamik seit dem Jahr 2003 zu beobachten. Nicht zuletzt aufgrund dieser positiven Entwicklung hat die Federal Reserve im vergangenen Jahr ihre unkonventionelle Geldpolitik beendet und damit die Diskussion um den möglichen Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung eröffnet.

Doch auch nach dem Auftritt von Fed-Präsidentin Janet Yellen vor dem Bankenausschuss des US-Senats ist man nicht viel schlauer als vorher, was das Timing einer ersten Erhöhung betrifft. Zu den Argumenten, die für einen baldigen Zinsschritt sprechen, gehören neben der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung vor allem die Verbesserung des Arbeitsmarktes. So ist die Arbeitslosenquote von 10 Prozent im Oktober 2009 auf zuletzt 5,7 Prozent gefallen.

Nimmt man den letzten Zinserhöhungszyklus der Fed, der im Juli 2004 begann, so lag die Arbeitslosenquote damals bei 5,5 Prozent. Allerdings stellt die derzeitige Arbeitslosenquote die tatsächliche Entwicklung am US-Arbeitsmarkt zu positiv dar, da sich viele US-Amerikaner nicht mehr arbeitslos melden. Dies wird deutlich an der geringen Partizipationsrate, also der Relation von Erwerbspersonen zur Bevölkerung im erwerbstätigen Alter. Die Partizipationsrate lag zuletzt bei knapp 63 Prozent im Vergleich zu einem Wert von 65 Prozent Ende 2009.

Auch wenn sich der Unterschied vergleichsweise gering ausnimmt, hat er für die Berechnung der Arbeitslosenquote immense Konsequenzen: Würde man diejenigen, die sich nicht mehr arbeitslos melden, zu den Arbeitslosen hinzurechnen, dann gäbe es nicht - wie offiziell ausgewiesen - knapp 9 Millionen, sondern gut 14 Millionen Arbeitslose, und die Quote läge bei knapp 9 Prozent. Zwar könnte es sein, dass der Rückgang der Partizipationsrate strukturell bedingt ist, beispielsweise durch die demografische Entwicklung, doch erklärt dies wahrscheinlich nur zum Teil die rückläufige Entwicklung.



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