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Gold: Nur Geduld!

08.03.2015  |  Manfred Gburek
Kaum dass die Medien am Freitagnachmittag unserer Zeit einige gar nicht mal überzeugende, aber nichtsdestotrotz bejubelte Daten zum amerikanischen Arbeitsmarkt veröffentlicht hatten, sahen die Goldbären ihre Stunde gekommen: mehr als 2 Prozent Minus beim Goldpreis, heruntergehebelt durch Terminkontrakte an der New Yorker Comex, später sogar annähernd 3 Prozent. Dazu ein schwacher Euro, der das Minus aus europäischer Sicht wenigstens noch halbwegs erträglich machte. Anlass genug, sich einige Gedanken über die Zusammenhänge zu machen.

Vorab: Achten Sie in nächster Zeit ganz besonders auf die Preise von Gold und Silber in Dollar. Ich empfehle Ihnen das, weil die bis zum vergangenen Donnerstag eher langweilige Preisentwicklung Sie verführen könnte, nur noch sporadisch hinzuschauen. Doch das wäre ein Fehler zur Unzeit. Denn erst das dauernde Verfolgen der Notierungen - zwei Mal täglich genügt - vermittelt Ihnen ein Gefühl dafür, wann die Preise der beiden Edelmetalle sich im alten Trott und wann außergewöhnlich bewegen. Warum Sie gerade in nächster Zeit besonders auf die Preise achten sollten? Weil mehrere Indikatoren dafür sprechen, dass 2015 zum Jahr der Wende nach oben wird.

Langweilige Preistrends bergen meistens das Potenzial für kräftige Ausbrüche. Um den nächsten Ausbruch nach oben aus dem Goldpreisniveau zwischen 1150 und 1200 Dollar nicht zu verpassen, nehmen Sie am besten zwei einfache technische Indikatoren zu Hilfe: die relative Stärke des Silberpreises und des Minenindex XAU oder HUI im Vergleich zum Goldpreis. Erstreckt sich die relative Stärke in beiden Fällen über mehrere Wochen, gilt das als untrügliches Zeichen dafür, dass die Wende nach oben geschafft ist.

Profis nutzen die Indikatoren zur Stärkemessung, indem sie zum Beispiel Grafiken mit den Preisen von Gold und Silber auf einer Skala abtragen. Es geht allerdings auch einfacher. Dazu brauchen Sie nur die unterschiedliche prozentuale Entwicklung der beiden Edelmetalle zu verfolgen und sowohl wöchentlich als auch speziell an Wendepunkten auszurechnen. Dieses Verfahren wenden Sie zweckmäßigerweise ebenfalls bei der Stärkemessung von XAU und HUI an.

Wie steht es um den Goldpreis in Euro? Oberflächlich betrachtet bringt Gold in Euro - dank dessen Abwertung im Vergleich zum Dollar - einen Gewinn, selbst wenn der Preis in Dollar nur stagniert oder sogar leicht rückläufig ist. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn mit der Abwertung sinkt die Kaufkraft, nur dass man dies nicht gleich merkt. Daran muss ich denken, wenn ich tagsüber die Goldnotierungen in Dollar verfolgt und danach manchmal die ARD-„Börse vor acht“ eingeschaltet habe. Dort erscheint dann vor dem Goldpreis in Euro oft ein Pluszeichen, obwohl sich am Preis in Dollar nichts geändert hat.

Zugegeben, das Verfolgen von Preisen erfordert unter solchen Umständen sehr viel Geduld, zumal gerade jetzt, da alle Welt mehr die Aktien als die Edelmetalle im Visier zu haben scheint. Aber Ihre Geduld wird ja über kurz oder lang belohnt: Wenn die Preise von Gold und Silber in absehbarer Zeit höher sein werden als heute. Dass es dazu kommt, ergibt sich aus der Tatsache, dass das Papiergeldsystem schon während der nächsten Jahre eine Inflation nach sich ziehen wird. Eine Inflation, die nicht - wie zurzeit noch - in erster Linie Aktien und Immobilien begünstigt, sondern Gold und in seinem Gefolge Silber. Diese Entwicklung wird mit dem Anstieg der Preise für Produkte und Dienstleistungen aus dem sogenannten Warenkorb einhergehen.

Mangels extremer Preisausschläge ist die Diskussion über die Manipulation des Goldpreises in letzter Zeit ein wenig abgeebbt. Das hat sich am Freitag geändert, weshalb ich diesem Thema heute ein paar weitere Überlegungen widmen möchte. Den Anstoß dazu habe ich auch dem Degussa Marktreport vom 27. Februar zu verdanken. Dort wird dezidiert auf die große Bedeutung der Future-Märkte für die Preisentwicklung hingewiesen. Futures sind Terminkontrakte, die vor allem an der Terminbörse Comex in New York rege gehandelt werden.

Degussa beziffert das aktuelle Handelsvolumen mit einem Wert von täglich etwa 20 Milliarden Dollar und vergleicht diesen Betrag mit dem Wert der Goldproduktion eines ganzen Jahres in Höhe von rund 75 Milliarden Dollar. Das heißt, an nicht einmal vier Tagen wird mehr Future-Gold gehandelt, als in einem ganzen Jahr produziert wird.

Der größte Teil des Future-Goldes ist nicht für die Auslieferung bestimmt. Stattdessen werden auslaufende Kontrakte durch neue ersetzt. Der finanzielle Einsatz der Goldspekulanten hält sich in Grenzen, weil sie nur einen Bruchteil des von ihnen bewegten Goldes mit Geld unterlegen müssen. Sie können den Goldpreis folglich mit relativ geringem Einsatz nach oben und nach unten hebeln. Degussa zieht daraus diese Schlussfolgerung:

„Damit lässt sich über die Gold-Future-Märkte der Goldpreis natürlich prinzipiell auch politisch beeinflussen. Das aber ist nur so lange möglich, wie die Marktakteure kein physisches Material halten wollen, wenn sie also ihren Lieferanspruch auf physisches Material nicht erheben. Wenn sie das aber tun, verliert der Gold-Future-Markt seine Preismacht.“

Das Ziel der politischen Einflussnahme ist evident: Die Menschen sollen nicht auf die Idee kommen, ein hoher Goldpreis könnte damit zu tun haben, dass uns das auf massiven Schulden aufgebaute internationale Währungssystem demnächst um die Ohren fliegt. Dieses Ziel wurde in den 90er Jahren erreicht. Dann folgten bis 2011 zehn Jahre, in denen der Goldpreis stieg, ohne dass irgendwelche Störmanöver ihm nachhaltig etwas anhaben konnten. Erst danach funktionierte die politische Einflussnahme wieder, besonders deutlich im Frühjahr 2013. Seitdem wirken sich die Störmanöver immer nur kurzfristig aus.

Die Preisbewegungen waren in jüngster Zeit nicht mehr so hektisch wie in den Jahren zuvor. Das bedeutet unter anderem, dass die Goldbären vorsichtiger taktierten. Erst am Freitag wagten sie sich aus der Deckung. Jetzt greifen die Goldbullen auf dem niedrigen Preisniveau beherzt zu, ohne den Preis zunächst nach oben zu treiben. Insgesamt also eine Entwicklung, die Ihnen weiterhin Geduld abverlangt, falls Sie viel Gold besitzen und einen Preissprung nach oben erwarten. Ihre Geduld wird in diesem Jahr belohnt, das steht fest. Den ungefähren Zeitpunkt können Sie, wie bereits beschrieben, anhand der relativen Stärke ermitteln.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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