G-7, Griechenland, US-Arbeitsmarktbericht auf ersten Blick positiv
08.06.2015 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1115 (07.56 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1050 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 125.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.0460.
G7 - Elmau:
Die transatlantische Kooperation wurde thematisiert und bekräftigt. Das ist in diesem Kreis und bezüglich der zum großen Teil selbst geschaffenen geopolitischen Problemlagen (z.B. wer finanzierte Taliban und IS …) menschlich nur allzu verständlich.
Die westliche Wertegemeinschaft sieht derzeit keinen Platz für Russland in dieser Runde. Dabei zielt diese Verlautbarung auf Einhaltung des Völkerrechts ab. Welches Land hat in den letzten 15 Jahren mit Abstand die meisten Völkerrechtsverletzungen mit hohem Todeszoll zu verantworten?
Tusk, Obama und Cameron kritisierten die russische Ukraine-Politik. Die Sanktionspolitik gegen Russland wurde bekräftigt. Die Nichteinhaltung des Minsker Abkommens durch Kiew ist Opfer asymmetrischer politischer Wahrnehmung.
Obama forderte, dass eine Lösung für das Griechenlanddrama her muss. Nun wird sich herausstellen, ob man die Werte von Verträgen in der Eurozone und der EU einhält. Das ist ein wesentlicher Punkt einer Wertegemeinschaft.
Missliebige Themen, wie US-Spionagetätigkeit wurden ausgeklammert. Gerade vor dem Hintergrund, dass das Thema Wirtschaftsspionage der NSA. Aktualität genießt, muss die Frage der Werte hier erneut in den Fokus gestellt werden. Gehört es zum deutschen und G7 Werteverständnis hier Toleranz zu üben und Schäden an unserem Kapitalstock und an unserer konjunkturellen Performance zu akzeptieren? "So far, so good …"
Griechenland
Tsipras hat mit seiner Rede am Freitag seinen Fürsprecher Juncker verprellt. Griechenland lehnte das ultimative Angebot der Troika ab. Vertrauen wurde weiter verspielt. Juncker lehnte in der Folge Telefonate mit Tsipras ab. Ein nächstes Treffen mit Tsipras wurde durch Präsident Hollande für Mittwoch anberaumt (Tsipras, Merkel, Hollande). Finanzminister Schäuble trifft sich heute mit dem griechischen Finanzminister Varoufakis in Berlin.
Fazit:
Wenn die Troika ein ultimatives Angebot macht, ist der Begriff "ultimativ" offensichtlich völlig bedeutungslos.
Wir haben in der letzten Woche mehrmals die geopolitischen Aspekte aufgegriffen. Herr Tsipras wendete sich am Freitag Moskau zu. Die USA fordern jetzt aus geopolitischen Erwägungen eine schnelle Lösung des Griechenlanddramas.
Wollen Sie an dieser Stelle mit mir eine Debatte über den Begriff "Wertegemeinschaft" oder "Opportunismus" oder gar "Glaubwürdigkeit" führen? Um welche Agenda geht es im Griechenlanddrama? Geht es um eine innereuropäische Agenda oder geht es um eine geopolitische Agenda Dritter? Ergeben sich Risiken für die Eurozone, wenn die innereuropäische Agenda der geopolitischen Agenda Dritter geopfert wird? Wer bezahlt die Rechnung für die geopolitische Agenda Dritter?
Diese Fragen sind zu klären …
US-Arbeitsmarktbericht positiv:
Auf ersten Blick war der US-Arbeitsmarktbericht positiv.
Die Anzahl neu geschaffener Stellen am US-Arbeitsmarkt markierte mit 280.000 einen deutlich höheren Wert als vom Markt erwartet wurde (225.000). Darüber hinaus wurden die Vormonate um gut 30.000 Jobs nach oben revidiert. Ergo überzeugte das Bild auf quantitativer Basis. Die Arbeitslosenquote legte leicht von 5,4% auf 5,5% zu. Die U-6 Quote, die Vergleichbarkeit mit der Eurozone erlaubt, lag bei 10,8%. Bewusst sprachen wir im oberen Teil von der quantitativen Basis. Werfen wir einen Blick auf die qualitative Basis.
Im gut bezahlten Sektor des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes wurden 6.000 oder 2% der 280.000 Jobs generiert (Durchschnittseinkommen circa 47.000 USD).
Im Bereich „Leisure and Hospitalitiy“ (Bartender, Kellner …) kam es zu einem Aufbau um 57.000 Jobs. Diese Jobs haben ein auf das Jahr hoch gerechnetes Einkommen von 16.000 USD bei 26 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit. Übrigens gehen 48% der neu geschaffenen Stellen seit Erreichen des Vorherigen Beschäftigungshochs auf diesen Sektor zurück.
Weiterhin wuchs die Beschäftigung im Bereich Einzelhandel (31.000, Retail Clerks, Shelf-Stockers) und Zeitarbeit (20.000). Beide Berufsgruppen liegen bei den Einkommen unterhalb der 25.000 USD Marke im Jahressalär.
Damit waren 40% der 280.000 ausgewiesenen Jobs im Niedriglohnsektor angesiedelt. Nur 2% lagen im Sektor, der es erlaubt eine Familie zu ernähren. Im Gesundheits- und Sozialsektor wurden insgesamt 84.000 Jobs geschaffen. Hier liegt das Jahressalär durchschnittlich bei 34.000 USD.
Nachfolgender Chart bringt es auf den Punkt:
Nicht Quantität sollte das Thema sein, sondern Qualität!
Von daher können wir Herrn Dudley gut verstehen:
Nach dem positiven US-Arbeitsmarktbericht hat das NY-Fed Gouverneur Dudley vor zu viel Optimismus gewarnt. "Der Job-Boom könne zum Teil die Folge eines schwachen Wachstums der Produktivität (Billiglohnjobs!) sein. Er sei besorgt, dass die Wirtschaft nicht schnell genug wachsen werde, um die Flaute auszugleichen, die sich auf dem Arbeitsmarkt durch die Finanzkrise von 2007 bis 2009 und die Rezession breitgemacht habe."
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
G7 - Elmau:
Die transatlantische Kooperation wurde thematisiert und bekräftigt. Das ist in diesem Kreis und bezüglich der zum großen Teil selbst geschaffenen geopolitischen Problemlagen (z.B. wer finanzierte Taliban und IS …) menschlich nur allzu verständlich.
Die westliche Wertegemeinschaft sieht derzeit keinen Platz für Russland in dieser Runde. Dabei zielt diese Verlautbarung auf Einhaltung des Völkerrechts ab. Welches Land hat in den letzten 15 Jahren mit Abstand die meisten Völkerrechtsverletzungen mit hohem Todeszoll zu verantworten?
Tusk, Obama und Cameron kritisierten die russische Ukraine-Politik. Die Sanktionspolitik gegen Russland wurde bekräftigt. Die Nichteinhaltung des Minsker Abkommens durch Kiew ist Opfer asymmetrischer politischer Wahrnehmung.
Obama forderte, dass eine Lösung für das Griechenlanddrama her muss. Nun wird sich herausstellen, ob man die Werte von Verträgen in der Eurozone und der EU einhält. Das ist ein wesentlicher Punkt einer Wertegemeinschaft.
Missliebige Themen, wie US-Spionagetätigkeit wurden ausgeklammert. Gerade vor dem Hintergrund, dass das Thema Wirtschaftsspionage der NSA. Aktualität genießt, muss die Frage der Werte hier erneut in den Fokus gestellt werden. Gehört es zum deutschen und G7 Werteverständnis hier Toleranz zu üben und Schäden an unserem Kapitalstock und an unserer konjunkturellen Performance zu akzeptieren? "So far, so good …"
Griechenland
Tsipras hat mit seiner Rede am Freitag seinen Fürsprecher Juncker verprellt. Griechenland lehnte das ultimative Angebot der Troika ab. Vertrauen wurde weiter verspielt. Juncker lehnte in der Folge Telefonate mit Tsipras ab. Ein nächstes Treffen mit Tsipras wurde durch Präsident Hollande für Mittwoch anberaumt (Tsipras, Merkel, Hollande). Finanzminister Schäuble trifft sich heute mit dem griechischen Finanzminister Varoufakis in Berlin.
Fazit:
Wenn die Troika ein ultimatives Angebot macht, ist der Begriff "ultimativ" offensichtlich völlig bedeutungslos.
Wir haben in der letzten Woche mehrmals die geopolitischen Aspekte aufgegriffen. Herr Tsipras wendete sich am Freitag Moskau zu. Die USA fordern jetzt aus geopolitischen Erwägungen eine schnelle Lösung des Griechenlanddramas.
Wollen Sie an dieser Stelle mit mir eine Debatte über den Begriff "Wertegemeinschaft" oder "Opportunismus" oder gar "Glaubwürdigkeit" führen? Um welche Agenda geht es im Griechenlanddrama? Geht es um eine innereuropäische Agenda oder geht es um eine geopolitische Agenda Dritter? Ergeben sich Risiken für die Eurozone, wenn die innereuropäische Agenda der geopolitischen Agenda Dritter geopfert wird? Wer bezahlt die Rechnung für die geopolitische Agenda Dritter?
Diese Fragen sind zu klären …
US-Arbeitsmarktbericht positiv:
Auf ersten Blick war der US-Arbeitsmarktbericht positiv.
Die Anzahl neu geschaffener Stellen am US-Arbeitsmarkt markierte mit 280.000 einen deutlich höheren Wert als vom Markt erwartet wurde (225.000). Darüber hinaus wurden die Vormonate um gut 30.000 Jobs nach oben revidiert. Ergo überzeugte das Bild auf quantitativer Basis. Die Arbeitslosenquote legte leicht von 5,4% auf 5,5% zu. Die U-6 Quote, die Vergleichbarkeit mit der Eurozone erlaubt, lag bei 10,8%. Bewusst sprachen wir im oberen Teil von der quantitativen Basis. Werfen wir einen Blick auf die qualitative Basis.
Im gut bezahlten Sektor des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes wurden 6.000 oder 2% der 280.000 Jobs generiert (Durchschnittseinkommen circa 47.000 USD).
Im Bereich „Leisure and Hospitalitiy“ (Bartender, Kellner …) kam es zu einem Aufbau um 57.000 Jobs. Diese Jobs haben ein auf das Jahr hoch gerechnetes Einkommen von 16.000 USD bei 26 Stunden wöchentlicher Arbeitszeit. Übrigens gehen 48% der neu geschaffenen Stellen seit Erreichen des Vorherigen Beschäftigungshochs auf diesen Sektor zurück.
Weiterhin wuchs die Beschäftigung im Bereich Einzelhandel (31.000, Retail Clerks, Shelf-Stockers) und Zeitarbeit (20.000). Beide Berufsgruppen liegen bei den Einkommen unterhalb der 25.000 USD Marke im Jahressalär.
Damit waren 40% der 280.000 ausgewiesenen Jobs im Niedriglohnsektor angesiedelt. Nur 2% lagen im Sektor, der es erlaubt eine Familie zu ernähren. Im Gesundheits- und Sozialsektor wurden insgesamt 84.000 Jobs geschaffen. Hier liegt das Jahressalär durchschnittlich bei 34.000 USD.
Nachfolgender Chart bringt es auf den Punkt:
Nicht Quantität sollte das Thema sein, sondern Qualität!
Von daher können wir Herrn Dudley gut verstehen:
Nach dem positiven US-Arbeitsmarktbericht hat das NY-Fed Gouverneur Dudley vor zu viel Optimismus gewarnt. "Der Job-Boom könne zum Teil die Folge eines schwachen Wachstums der Produktivität (Billiglohnjobs!) sein. Er sei besorgt, dass die Wirtschaft nicht schnell genug wachsen werde, um die Flaute auszugleichen, die sich auf dem Arbeitsmarkt durch die Finanzkrise von 2007 bis 2009 und die Rezession breitgemacht habe."
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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