Gold und Silber schützen vor der Geldpolitik auf Biegen und Brechen
01.11.2015 | Manfred Gburek
Amerikaner mögen es spielerisch. Wer auch nur ein Mal kurz in Las Vegas war, konnte das auf Schritt und Tritt spüren. Wenn es um Geld geht, erstreckt sich die Spielfreude sogar über die ganze Finanzwelt. Auch über die amerikanische Notenbank Fed. Zinserhöhung ja oder nein? Diese Frage wird dort seit mehr als eineinhalb Jahren innigst diskutiert, wie zuletzt am vergangenen Mittwoch, bisher ohne Ergebnis.
Die Angestellten von Brokern machen sich einen Jux daraus, dafür oder dagegen zu wetten. Und die Fed selbst? Darauf hat Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der Feri-Gruppe, die folgende zutreffende Antwort: "Den richtigen Zeitpunkt für eine Zinsanhebung hat die Fed bereits verpasst. Und wenn die wirtschaftliche Schwächephase länger andauert, wird es auf absehbare Zeit gar keinen Zinsschritt geben."
Angermann begründet seine Meinung wie folgt: Die US-Wirtschaft werde im kommenden Jahr nur noch um 1,5 Prozent wachsen. Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sind zurückgegangen, die Auftragseingänge lassen keine Besserung erwarten, Exporte bleiben wegen des starken Dollars rückläufig, und die Beschäftigung lässt zu wünschen übrig. Der letzte Punkt ist besonders wichtig, weil die Fed ihre Geldpolitik - anders als etwa die EZB - stark nach der Beschäftigung ausrichtet.
Nun aber genug der volkswirtschaftlichen Indikatoren aus Amerika. In Europa oder China mag es hier oder da besser aussehen. Von der Funktion einer Konjunkturlokomotive sind freilich ganz Nordamerika, ganz Europa und ganz Asien noch weit entfernt. Das erkennt man übrigens auch anhand von Einzelfällen, speziell in Deutschland zuletzt daran, dass der VW-Konzern ein Abgasproblem mit unabsehbaren Folgen hat, dass der weltweit führende Chemieriese BASF bisherige Prognosen kassiert, dass die Deutsche Bank von einer Affäre zur nächsten stolpert und nun sogar die Dividende streicht oder dass der Spezialmaschinenbauer Manz seine Auftragshoffnungen auf das kommende Jahr verschieben muss.
Wahrscheinlich merken Sie schon, worauf ich hinaus will: Die fundamentalen Daten - sei es zur Konjunktur insgesamt, sei es zur Umsatz- und Gewinnentwicklung einzelner Unternehmen - verschlechtern sich. Da erscheint es zunächst paradox, dass die Aktienkurse nicht fallen, sondern wie eine Woche zuvor sogar einen Zwischenspurt nach oben eingelegt haben. Doch ganz so paradox ist das nicht, denn durch die Börsen geistert extrem viel Geld, und das wird allen negativen Fundamentaldaten zum Trotz auch in Aktien investiert. Nicht nur, aber eben auch. Ansonsten in Immobilien, Fonds aller Art, Ackerland, Kunst, Oldtimer und sogar in Anleihen von fragwürdigem Wert.
Im Zuge dieser Entwicklung entdecken antizyklisch orientierte Anleger vermehrt Gold und Silber; zwar erst ansatzweise und und etwas holprig, aber immerhin haben die Edelmetallkäufe bislang per Saldo schon für eine beachtliche Preiserholung gesorgt. Der heftige Rücksetzer am vergangenen Mittwoch, Donnerstag und Freitag ging auf die Kappe von Fed-Chefin Janet Yellen, deren aussagelose Wortakrobatik zu einer Zinserhöhung von einigen Zockern kurzfristig falsch interpretiert wurde.
Viel entscheidender war jedoch, dass am Mittwocnh unter den Goldaktien die beiden Schwergewichte Newmont und Barrick endlich eine bemerkenswerte relative Stärke zeigten. Das ist eine weitere Bestätigung für den Turnaround der ganzen Edelmetallbranche, zwischenzeitliche Rücksetzer hin oder her.
Die Kernfrage lautet: Welche der erwähnten Anlageklassen wird von der Geldflut in nächster Zeit am meisten profitieren? Heinz-Werner Rapp, oberster Feri-Anlagestratege, ist sicher: Es gebe "eine klare Präferenz für sachwertorientierte Anlageformen wie Aktien, Beteiligungen, Immobilien und Land". Doch gleichzeitig warnt er: "Notenbanken erzeugen weiterhin Treibstoff für die Finanzmärkte, die deshalb reflexhaft weiter steigen können. Sollten die Märkte aber an einem gewissen Punkt den Glauben an die Wirkungsmacht der Notenbanken verlieren, drohen Vertrauenskrisen und ein möglicher Absturz."
In diesem Szenario spielen Gold und Silber eine ambivalente Rolle: Einerseits können sie wie andere Sachwerte von der Geldflut profitieren, andererseits haben sie das Zeug in sich, zu Felsen in der Brandung zu werden, falls Vertrauenskrisen überhand nehmen. Erinnert sei diesbezüglich an die Preisentwicklung der beiden Edelmetalle im Krisenjahr 2008: erst in nur wenigen Monaten Absturz, danach Wiederaufnahme des Aufwärtstrends aus den Jahren 2001 bis 2007. Nur dass der Absturz nach 2011 nicht in wenigen Monaten stattfand, sondern in nahezu vier Jahren.
Geht man aufgrund der hier angestellten Überlegungen von der naheliegenden These aus, dass der 2011 unterbrochene Aufwärtstrend wieder aufgenommen wird, liegt das Fazit nahe, dass man mit der Anlage in Gold und Silber gerade jetzt nichts falsch machen kann.
Dies auch noch aus einem anderen Grund: exogene Schocks. Darunter sind Ereignisse zu verstehen, die plötzlich von außen - außerhalb der Finanzwelt - eintreten und diese total durcheinander bringen. Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 war zwar nicht so ein Schock, wohl aber die Wirtschaftskrise, die ihr folgte. Der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom in Richtung Westeuropa kann bei weiterer Eskalation einen Schock auslösen, der die Finanzmärkte trifft.
Und obwohl das südchinesische Meer weit entfernt ist: Die dort immer wieder ausbrechenden Konflikte zwischen China einerseits sowie Japan und jetzt zusätzlich USA andererseits können bereits zum Schock-Vorstadium gehören. Vor solchen Ereignissen schützen sich Anleger unter anderem dadurch, dass sie Gold und Silber horten. Wer das nicht rechtzeitig tut, holt es nach, sobald der Schock eingetreten ist.
Das Besondere an der jetzigen Geldflut ist neben ihrer Internationalität auch ihre Intensität. Feri-Stratege Rapp meint sogar: "Rückzug ist keine Option, stattdessen erhöhen die Notenbanken ihren Einsatz auf Biegen und Brechen." Was die Internationalität angeht: Während die USA und Großbritannien derzeit ein wenig zögern, fluten neben der Eurozone auch Japan und China ganz rigoros. Die dortigen Notenbankchefs gehen noch konsequenter vor als EZB-Präsident Mario Draghi, und der hat mit seinen jüngsten Äußerungen schon besonders heftig in Richtung Biegen und Brechen argumentiert.
Wenn Rückzug keine Option ist, wie soll alles dann enden? Das weiß niemand! Denn die aktuelle Geldpolitik ist ein bisher noch nie dagewesenes gigantisches Experiment. Als Maßnahme zur Belebung der Konjunktur ersetzt sie in zunehmendem Umfang die Fiskalpolitik der Regierungen. Vor allem in der Eurozone, wo die Politiker angesichts der vielen ungelösten Finanzprobleme - Brennpunkte: allgemeine Überschuldung, Völkerwanderung, Pappenheimer Griechenland und Italien - der EZB aufgedrängt haben: Friss oder stirb! Und die EZB-Oberen haben gefressen. Jetzt beherrschen sie unter Draghis Führung den größten Teil von Europa: mit Geld, das sie in beliebiger Menge weiter fluten können.
Um die Frage, wie alles enden könnte, nicht ganz unbeantwortet zu lassen: Wirkt die Geldflut eines Tages, indem die Konjunktur anspringt, wird ihre Eindämmung nicht mehr gelingen. Wird dann der Leitzins erhöht, verlieren Anleihen und andere Schuldpapiere rapide an Wert; dann bricht der Kapitalmarkt zusammen. Wirkt die Geldflut dagegen nicht, folgt ihr noch mehr Geld. Dann bedarf es nur eines einzigen exogenen Schocks, und der Kapitalmarkt bricht auch in diesem Fall zusammen. Wie gut, dass man sich vor dem Schlimmsten, vor der zu erwartenden Entwertung des Geldes, bereits heute mit Gold und Silber schützen kann.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".
Die Angestellten von Brokern machen sich einen Jux daraus, dafür oder dagegen zu wetten. Und die Fed selbst? Darauf hat Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der Feri-Gruppe, die folgende zutreffende Antwort: "Den richtigen Zeitpunkt für eine Zinsanhebung hat die Fed bereits verpasst. Und wenn die wirtschaftliche Schwächephase länger andauert, wird es auf absehbare Zeit gar keinen Zinsschritt geben."
Angermann begründet seine Meinung wie folgt: Die US-Wirtschaft werde im kommenden Jahr nur noch um 1,5 Prozent wachsen. Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung sind zurückgegangen, die Auftragseingänge lassen keine Besserung erwarten, Exporte bleiben wegen des starken Dollars rückläufig, und die Beschäftigung lässt zu wünschen übrig. Der letzte Punkt ist besonders wichtig, weil die Fed ihre Geldpolitik - anders als etwa die EZB - stark nach der Beschäftigung ausrichtet.
Nun aber genug der volkswirtschaftlichen Indikatoren aus Amerika. In Europa oder China mag es hier oder da besser aussehen. Von der Funktion einer Konjunkturlokomotive sind freilich ganz Nordamerika, ganz Europa und ganz Asien noch weit entfernt. Das erkennt man übrigens auch anhand von Einzelfällen, speziell in Deutschland zuletzt daran, dass der VW-Konzern ein Abgasproblem mit unabsehbaren Folgen hat, dass der weltweit führende Chemieriese BASF bisherige Prognosen kassiert, dass die Deutsche Bank von einer Affäre zur nächsten stolpert und nun sogar die Dividende streicht oder dass der Spezialmaschinenbauer Manz seine Auftragshoffnungen auf das kommende Jahr verschieben muss.
Wahrscheinlich merken Sie schon, worauf ich hinaus will: Die fundamentalen Daten - sei es zur Konjunktur insgesamt, sei es zur Umsatz- und Gewinnentwicklung einzelner Unternehmen - verschlechtern sich. Da erscheint es zunächst paradox, dass die Aktienkurse nicht fallen, sondern wie eine Woche zuvor sogar einen Zwischenspurt nach oben eingelegt haben. Doch ganz so paradox ist das nicht, denn durch die Börsen geistert extrem viel Geld, und das wird allen negativen Fundamentaldaten zum Trotz auch in Aktien investiert. Nicht nur, aber eben auch. Ansonsten in Immobilien, Fonds aller Art, Ackerland, Kunst, Oldtimer und sogar in Anleihen von fragwürdigem Wert.
Im Zuge dieser Entwicklung entdecken antizyklisch orientierte Anleger vermehrt Gold und Silber; zwar erst ansatzweise und und etwas holprig, aber immerhin haben die Edelmetallkäufe bislang per Saldo schon für eine beachtliche Preiserholung gesorgt. Der heftige Rücksetzer am vergangenen Mittwoch, Donnerstag und Freitag ging auf die Kappe von Fed-Chefin Janet Yellen, deren aussagelose Wortakrobatik zu einer Zinserhöhung von einigen Zockern kurzfristig falsch interpretiert wurde.
Viel entscheidender war jedoch, dass am Mittwocnh unter den Goldaktien die beiden Schwergewichte Newmont und Barrick endlich eine bemerkenswerte relative Stärke zeigten. Das ist eine weitere Bestätigung für den Turnaround der ganzen Edelmetallbranche, zwischenzeitliche Rücksetzer hin oder her.
Die Kernfrage lautet: Welche der erwähnten Anlageklassen wird von der Geldflut in nächster Zeit am meisten profitieren? Heinz-Werner Rapp, oberster Feri-Anlagestratege, ist sicher: Es gebe "eine klare Präferenz für sachwertorientierte Anlageformen wie Aktien, Beteiligungen, Immobilien und Land". Doch gleichzeitig warnt er: "Notenbanken erzeugen weiterhin Treibstoff für die Finanzmärkte, die deshalb reflexhaft weiter steigen können. Sollten die Märkte aber an einem gewissen Punkt den Glauben an die Wirkungsmacht der Notenbanken verlieren, drohen Vertrauenskrisen und ein möglicher Absturz."
In diesem Szenario spielen Gold und Silber eine ambivalente Rolle: Einerseits können sie wie andere Sachwerte von der Geldflut profitieren, andererseits haben sie das Zeug in sich, zu Felsen in der Brandung zu werden, falls Vertrauenskrisen überhand nehmen. Erinnert sei diesbezüglich an die Preisentwicklung der beiden Edelmetalle im Krisenjahr 2008: erst in nur wenigen Monaten Absturz, danach Wiederaufnahme des Aufwärtstrends aus den Jahren 2001 bis 2007. Nur dass der Absturz nach 2011 nicht in wenigen Monaten stattfand, sondern in nahezu vier Jahren.
Geht man aufgrund der hier angestellten Überlegungen von der naheliegenden These aus, dass der 2011 unterbrochene Aufwärtstrend wieder aufgenommen wird, liegt das Fazit nahe, dass man mit der Anlage in Gold und Silber gerade jetzt nichts falsch machen kann.
Dies auch noch aus einem anderen Grund: exogene Schocks. Darunter sind Ereignisse zu verstehen, die plötzlich von außen - außerhalb der Finanzwelt - eintreten und diese total durcheinander bringen. Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 war zwar nicht so ein Schock, wohl aber die Wirtschaftskrise, die ihr folgte. Der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom in Richtung Westeuropa kann bei weiterer Eskalation einen Schock auslösen, der die Finanzmärkte trifft.
Und obwohl das südchinesische Meer weit entfernt ist: Die dort immer wieder ausbrechenden Konflikte zwischen China einerseits sowie Japan und jetzt zusätzlich USA andererseits können bereits zum Schock-Vorstadium gehören. Vor solchen Ereignissen schützen sich Anleger unter anderem dadurch, dass sie Gold und Silber horten. Wer das nicht rechtzeitig tut, holt es nach, sobald der Schock eingetreten ist.
Das Besondere an der jetzigen Geldflut ist neben ihrer Internationalität auch ihre Intensität. Feri-Stratege Rapp meint sogar: "Rückzug ist keine Option, stattdessen erhöhen die Notenbanken ihren Einsatz auf Biegen und Brechen." Was die Internationalität angeht: Während die USA und Großbritannien derzeit ein wenig zögern, fluten neben der Eurozone auch Japan und China ganz rigoros. Die dortigen Notenbankchefs gehen noch konsequenter vor als EZB-Präsident Mario Draghi, und der hat mit seinen jüngsten Äußerungen schon besonders heftig in Richtung Biegen und Brechen argumentiert.
Wenn Rückzug keine Option ist, wie soll alles dann enden? Das weiß niemand! Denn die aktuelle Geldpolitik ist ein bisher noch nie dagewesenes gigantisches Experiment. Als Maßnahme zur Belebung der Konjunktur ersetzt sie in zunehmendem Umfang die Fiskalpolitik der Regierungen. Vor allem in der Eurozone, wo die Politiker angesichts der vielen ungelösten Finanzprobleme - Brennpunkte: allgemeine Überschuldung, Völkerwanderung, Pappenheimer Griechenland und Italien - der EZB aufgedrängt haben: Friss oder stirb! Und die EZB-Oberen haben gefressen. Jetzt beherrschen sie unter Draghis Führung den größten Teil von Europa: mit Geld, das sie in beliebiger Menge weiter fluten können.
Um die Frage, wie alles enden könnte, nicht ganz unbeantwortet zu lassen: Wirkt die Geldflut eines Tages, indem die Konjunktur anspringt, wird ihre Eindämmung nicht mehr gelingen. Wird dann der Leitzins erhöht, verlieren Anleihen und andere Schuldpapiere rapide an Wert; dann bricht der Kapitalmarkt zusammen. Wirkt die Geldflut dagegen nicht, folgt ihr noch mehr Geld. Dann bedarf es nur eines einzigen exogenen Schocks, und der Kapitalmarkt bricht auch in diesem Fall zusammen. Wie gut, dass man sich vor dem Schlimmsten, vor der zu erwartenden Entwertung des Geldes, bereits heute mit Gold und Silber schützen kann.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".