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Hyperinflation oder Deflation? Weder noch!

09.07.2016  |  Steve Saville
Den meisten rational denkenden Menschen mit einem gewissen Grundverständnis für Wirtschaftsgeschichte wird bewusst sein, dass der US-Dollar früher oder später einer Hyperinflation zum Opfer fallen muss. Die harte Wahrheit ist, dass eine Währung, die von Zentralbanken und Regierungen in unbegrenzten Mengen erschaffen werden kann, eines Tages unweigerlich einen so dramatischen Kaufkraftverlust erleben wird, dass sie Gefahr läuft, in kurzer Zeit völlig wertlos zu werden. Diesen Zusammenhang zu kennen ist jedoch nur geringfügig nützlicher als zu wissen, dass die Sonne eines Tages verlöschen wird.

Die entscheidende Frage ist nicht, ob es zu einer Hyperinflation kommen wird, sondern wann - und in den letzten 20 Jahren, einschließlich der heutigen Situation, bestand niemals die realistische Chance, dass die USA in den jeweils zwei folgenden Jahren eine solche Entwicklung erleben würde. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die Deflation. Eine lange Zeit mit sinkendem Preisniveau (im Unterschied zu einer kurzfristigen Deflations-Panikmache) wird eines Tages kommen, doch innerhalb der letzten 20 Jahren was das nie ein wahrscheinliches Szenario und ist es auch heute nicht.

Wenn ich also sage, dass die Vorhersagen über eine kommende Hyperinflation oder Deflation falsch sind, dann meine ich das im Bezug auf praktische Investitionszeiträume. Wenn wir dagegen eine unbestimmt lange Zeitspanne betrachten, sind die Prognosen korrekt.

Ich blicke übrigens immer nur auf die nächsten beiden Jahre, wenn ich versuche, die künftige Entwicklung der Inflation bzw. Deflation einzuschätzen. Zum einen, weil zwei Jahre reichlich Zeit bieten, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, und zum anderen, weil es zwecklos ist zu versuchen, noch weiter in die Zukunft zu sehen.

Woher weiß ich nun, dass es in den USA in den kommenden zwei Jahren weder eine Hyperinflation noch eine Deflation geben wird?

Mit absoluter Sicherheit lässt sich das natürlich nicht sagen, aber ich weiß zumindest, dass es in jedem Fall eine Vorwarnung geben wird. Wir werden nicht eines Abends ins Bett gehen, während die Rendite der Staats- und Unternehmensanleihen auf den niedrigsten Stand seit Generationen sinken, und am nächsten Morgen aufwachen und feststellen, dass das Land plötzlich von einer Hyperinflation heimgesucht wurde. Umgekehrt halten die Zentralbanken im Moment so hingebungsvoll an ihrer inflationsfördernden Geld- und Währungspolitik fest, dass sie diese auch angesichts ihres offensichtlichen Scheiterns nicht in Frage stellen und fehlende Ergebnisse im Gegenteil als Rechtfertigung betrachten, ihre Maßnahmen noch zu verstärken. Diese Zentralbanken werden nicht von einem Tag auf den anderen ihre Meinung ändern und plötzlich bereit sein, einen Kurs einzuschlagen, der tatsächlich zu einer echten Deflation führen könnte.

Manche Leute sind so überzeugt davon, dass eine Deflation kurz bevorsteht, dass sie alle Hinweise ignorieren, die dem widersprechenden. Gleiches gilt für diejenigen, die in einer Hyperinflation eine unmittelbare Gefahr für die US-Wirtschaft sehen. Eine objektive Analyse der vorhandenen Indizien führt jedoch zu der Schlussfolgerung, dass es derzeit nicht sinnvoll ist, sich in Erwartung eines der beiden Extreme zu positionieren. Das lässt sich aus der Entwicklung der Aktienkurse, den Renditen der Unternehmensanleihen, den Credit Spreads, der Zinsstrukturkurve, den Rohstoffpreisen, dem Goldpreis und Inflations-Frühindikatoren wie dem vom ECRI veröffentlichten Index ableiten.

Die Anzeichen können sich ändern, aber im Moment deuten sie darauf hin, dass die Preisinflation innerhalb der nächsten 12 Monate stärker ersichtlich sein wird. Es wird jedoch weder zu einer Deflation noch zu einer Hyperinflation kommen.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 6. Juli 2016 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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