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Doug Casey über Politik, den Euro im Abwärtsstrudel und Goldinvestments

19.10.2016
Unsere Freundin Natalie Vein hatte vor Kurzem die Gelegenheit für unsere Muttergesellschaft BFI ein ausführliches Interview mit Doug Casey zu führen. Auf Grundlage seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Investor und seiner zahlreichen Reisen teilt er seine Ansichten zum Zustand der Weltwirtschaft, seinen Ausblick auf entscheidende politische Entwicklungen in den USA und in Europa sowie seine Einblicke in das Investmentbusiness. Zudem spricht er über seine Einstellung zu Goldanlagen als Teil einer sinnvollen Strategie zur Vermögenssicherung in diesen unsicheren Zeiten.

Doug Casey ist ein internationaler Investor und Bestseller-Autor; sein Buch "Crisis Investing" stand 29 Wochen lang auf der Bestsellerliste der New York Times. Er ist der Gründer und Chef von Casey Research und war als Direktor und Berater für zahlreiche Finanzunternehmen tätig. Seit Jahrzehnten schon zählt er zu den einflussreichsten Experten auf dem Gebiet der rationalen Spekulation und war bei hunderten von bedeutenden Radio- und Fernsehsendungen zu Gast. Mit "Speculator" ist gerade sein erster Roman erschienen, der erste einer sechsteiligen Reihe.


Natalie Vein, BFI: In den letzten Jahren haben wir eine scharfe Eskalation der aggressiven Geld- und Währungspolitik weltweit erlebt. Die Zentralbanken rund um den Globus verstärken die Maßnahmen, die bislang nicht in der Lage waren, das versprochene Wachstum herbeizuführen. Wie erklären Sie dieses Festhalten an einer zum Scheitern verurteilten Strategie?

Doug Casey: Die Zentralbanken und sogar alle Regierungen der Welt haben eine gemeinsame Philosophie, auf der diese Maßnahmen beruhen. Sie sind der Meinung, dass sich durch das Ankurbeln der Nachfrage eine Steigerung der Wirtschaftsaktivitäten erzeugen lässt, und dass man die Nachfrage durch Drucken von Geld stimulieren kann. Leider vergessen sie dabei, dass Einzelpersonen oder Gesellschaften reich werden, indem sie mehr produzieren, als sie verbrauchen und den Rest sparen. Diese Differenz ist das Kapital, das für Investitionen in Infrastruktur, Technologie usw. benötigt wird.

Diese Leute glauben, dass sie mittels Inflationierung ihrer Währungen Wohlstand schaffen können. In Wirklichkeit vernichten sie dadurch jedoch Kapital: Wenn der Wert einer Währung zerstört wird, verliert diese als Asset an Bedeutung und der Anreiz, in dieser Währung zu sparen, geht verloren. Wenn die Menschen aber keine Ersparnisse aufbauen, können sie auch keine Kapitalrücklagen bilden und der Teufelskreis setzt sich fort.

Dieses Phänomen entfaltet sowohl langfristig als auch kurzfristig eine zerstörerische Wirkung auf die Zivilisation selbst. Die Zentralbanken lösen damit die Entstehung von Spekulationsblasen aus, denn all das wertlose Geld, das sie neu in Umlauf bringen, fließt in Marktsegmente, die gerade im Trend liegen, und lässt dort die Preise auf ein unnatürlich hohes Niveau steigen. Der anschließende Crash dieser Märkte ist unvermeidlich und die Sparer und Investoren verlieren noch mehr Geld. Fast alles, was die Notenbanken und Regierungen auf wirtschaftlicher Ebene derzeit tun, ist ein totales Desaster.


Natalie Vein, BFI: Bislang haben wir quantitative Lockerungen, extrem niedrige und negative Zinssätze und Maßnahmen der finanziellen Repression erlebt. Nun wird auch Helikoptergeld als mögliche Option diskutiert. Denken Sie, dass die Regierungen und die Zentralbanker noch weitere Karten im Ärmel haben?

Doug Casey: Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass sie überhaupt so weit gegangen sind. Ich habe früher immer gedacht, dass Negativzinsen unmöglich wären. Aber in der bizarren Welt, die die Notenbanker erschaffen haben, sind sie Realität geworden: Es gibt mittlerweile Anleihen im Wert von insgesamt 12 Billionen Dollar, die negativ verzinst werden.

Ich schätze, der nächste Schritt ihres idiotischen Plans besteht in der Abschaffung des Bargelds. Vor Jahrzehnten schon sind sie das Gold losgeworden, das zuvor als alltägliches Zahlungsmittel im Umlauf war. Als nächstes haben sie die Silbermünzen abgeschafft. Jetzt planen sie, sich des Bargelds komplett zu entledigen. Sie werden künftig also keine Euros, Dollars oder Pfund mehr in der Tasche haben, und wenn, dann nur mit sehr geringen Nennwerten. Alle anderen Zahlungen werden elektronisch abgewickelt werden müssen. Für den Durchschnittsbürger ist das eine Katastrophe: Alles, was Sie kaufen oder verkaufen, abgesehen vielleicht von einem Hamburger oder einem Schokoriegel, wird über das Bankensystem laufen. Die Regierung wird in der Lage sein, jede einzelne Transaktion und Zahlung nachzuverfolgen. Was heute in Finanzangelegenheiten noch an Privatsphäre übrig ist, wird dann völlig verschwinden.

Die bargeldlose Gesellschaft, auf die sie hinarbeiten, würde auch die Umsetzung der idiotischen Idee vom Helikoptergeld deutlich erleichtern. Wenn die finanziellen Aktivitäten jedes Bürgers elektronisch abgewickelt werden, ist es für die Regierung einfacher, jedes Konto nach Gutdünken zu belasten oder einen Betrag darauf gutzuschreiben. Sie würden dann über absolute Macht zur Manipulation und zum Eingriff in die Wirtschaft verfügen, bis hin zu jedem einzelnen Bürger.


Natalie Vein, BFI: In einer Rede, die Sie kürzlich auf der Property and Freedom Society Conference gehalten haben, sagten Sie voraus, dass der Euro bald "seinen intrinsischen Wert" erreichen würde. Sehen Sie erste Anzeichen oder Indikatoren dafür, dass wir uns bereits auf dem Weg dahin befinden?

Doug Casey: Dass sich Europa im Endstadium seines Leidens befindet, lässt sich immer schwerer verheimlichen. Die Symptome sind kaum zu übersehen - sie schaffen es mittlerweile sogar in die Schlagzeilen. Das italienische Bankensystem hat beispielsweise Defizite in Höhe von hunderten Milliarden Euro. Was können die Behörden jetzt noch tun? Werden sie die italienischen Banken untergehen lassen, sodass jeder Italiener, der ein Konto hat, sein Geld verliert, oder werden sie hunderte Milliarden Euro drucken, sodass die Banken ihre Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern erfüllen können? Sie befinden sich zwischen Skylla und Charybdis. Das ist ein echtes Dilemma.

Natürlich hören die Probleme hier noch nicht auf. Auch die Deutsche Bank, eine der größten Banken der Welt, macht mit ihren Verlusten im zweistelligen Milliardenbereich zur Zeit Schlagzeilen. Tatsächlich sind die meisten Banken der Welt praktisch bankrott oder auf dem Weg dahin. Was werden die Zentralbanken tun? Sie retten? Sie untergehen lassen? Wenn sie den Zusammenbruch der Banken zulassen, wird das zu einer unvergleichlichen wirtschaftlichen Katastrophe führen. Die Menschen werden ihre Ersparnisse verlieren, die täglichen Handelsaktivitäten werden unterbrochen, Unternehmen werden kollabieren und ganze Nationalökonomien werden zum Stillstand kommen. Wenn sie die Geschäftsbanken andererseits alle mit Hilfe von frisch gedrucktem Geld retten, wird die Währung ihren Wert verlieren. Es ist ein Desaster, egal, wie man es wendet.


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