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Silber, Gold und wie Sie andere davon überzeugen

28.12.2016  |  Jeffrey Lewis
Seit Jahren höre ich ruhig, geduldig und meistens rational zu, wenn Freunde, Familienangehörige, Patienten und Kollegen versuchen, sich mit dem Konzept von Edelmetallen auseinanderzusetzen. Die Mehrheit von ihnen versteht die wesentlichen Gründe, die es nötig oder sinnvoll machen, eines Teil des Anlageportfolios in Edelmetalle zu investieren, aber nur sehr wenige haben entsprechende Vorkehrungen getroffen oder werden das jemals tun.

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Die Illusion der Erklärungstiefe


Oft sind die Menschen schockiert darüber, dass ich mich überhaupt für dieses Thema interessiere. Ich denke unterbewusst verstehen die meisten Leute, dass man als Arzt gleichzeitig auch Lehrer ist, aber mein Interesse für etwas, das ihnen nur äußerst selten in den Sinn kommt, finden sie seltsam. Es bereitet ihnen sogar Unbehagen, mein dahingehendes Engagement zu akzeptieren.

Von Zeit zu Zeit kommt es zu Diskussionen. Ich lege es nicht unbedingt darauf an. Meine Erfahrung mit Menschen jeden Alters und jeder Lebenssituation hat mich ein gesundes Maß an Bescheidenheit gelehrt. Aber mit allen, die es interessiert, debattiere ich gerne so lange und ausführlich wie gewünscht über Geld, Finanzen und insbesondere Silber. Ganz gleich, wie verlockend es ist, ganz gleich wie stark der Drang ist, Recht zu haben und sich bestätigt zu fühlen - normalerweise führen diese Diskussionen zu nichts. Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn zuerst gelesen haben, aber das ist einer meiner Lieblingssprüche geworden:

"Ich kann es Ihnen erklären, aber ich kann es nicht für Sie verstehen."

Verständnis erfordert Umdenken. Es erfordert - und es fällt mir fast schon schwer das zuzugeben - emotionale Intelligenz. Es widerspricht jeder rationalen Logik.

Die meisten Menschen sind höflich. Ich gebe zu, dass ich ebenfalls dazu tendiere Konflikten aus dem Weg zu gehen, insbesondere in Anbetracht des Kontextes, in dem viele dieser (potentiellen) Streitgespräche typischerweise entstehen. Vor einiger Zeit stieß ich auf einen Artikel über die "Illusion der Erklärungstiefe", der sich mit den Erfahrungen deckte, die ich beim Ringen mit meinen eigenen Überzeugungen, aber auch mit den Überzeugungen, Weltsichten und Meinungen mir nahestehender Menschen gemacht habe - und allgemein gesprochen bei der Auseinandersetzung mit den Meinungen all derer, die sich für finanzielle Sicherheit, Gerechtigkeit und Wohlstand interessieren.

"Ich fürchte, damit liegen Sie falsch. Ihr Standpunkt ergibt logisch betrachtet keinen Sinn. Hören Sie mir zu, ich werde gern all die Gründe dafür darlegen, dass ich recht habe und Sie nicht. Sind Sie bereit, sich von mir überzeugen zu lassen?"

So gehen viele von uns die Sache an, wenn sie jemanden davon überzeugen wollen, seine Haltung zu ändern, egal ob es sich dabei um Geo-Engineering, den Nahen Osten oder die Pläne für die nächsten Ferien handelt. Genau diese Herangehensweise führt jedoch in meisten Fällen dazu, dass sich die Position der anderen Person nur weiter verhärtet. (Wenn es um das Thema Geld und Vermögen geht, liegt die Ursache in der Angst vor Verlusten, die viel stärker ist, als der Wunsch nach Gewinnen. Die Leute werden alles tun und sich selbst von so ziemlich allem überzeugen, um Verluste zu vermeiden.)

Glücklicherweise legen Studien nahe, dass es eine bessere Methode gibt, die mehr Zuhören beinhaltet und weniger darauf abzielt, sein Gegenüber so lange zu bearbeiten bis er oder sie entnervt aufgibt. Vor etwas mehr als zehn Jahren haben Leonid Rozenblit und Frank Keil von der Yale University die Theorie entwickelt, dass die Menschen in vielen Fällen glauben, sie wüssten wie etwas funktioniert, obwohl sie bestenfalls über oberflächliches Wissen verfügen. Sie nannten dieses Phänomen die "Illusion der Erklärungstiefe".

Zu Beginn der Studie baten sie die Teilnehmer, ihr eigenes Wissen zur Funktionsweise von Dingen wie Toilettenspülungen, Tachos und Nähmaschinen einzuschätzen. Anschließend sollten die Probanden diese Dinge erklären und Fragen dazu beantworten. Das Ergebnis dieses Experiments war, dass die Studienteilnehmer ihr Wissen viel schlechter einschätzten, nachdem es auf die Probe gestellt worden war.

Die Wissenschaftler erklärten das damit, dass wir aufgrund unserer Vertrautheit mit Gegenständen des täglichen Lebens fälschlicherweise glauben, wir würden bis ins Detail verstehen, wie sie funktionieren. Ich bin mir sicher, dass Sie das beim Thema Geld und Währung selbst schon erlebt haben. Oft werden diese Worte synonym verwendet, dabei bezeichnen sie in Wirklichkeit sehr unterschiedliche Dinge. Ich werde zum Beispiel nie die Veränderung vergessen, die in einem Bitcoin-Fan vorging, der sich der ganzen Angelegenheit von der technologischen Seite her genähert hatte, als er sich schließlich mit dem Konzept eines dauerhaften Vermögenswertes im Gegensatz zu einer Währung auseinandersetzte.


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