Inflation bedeuteet Enteignung
22.01.2017 | Manfred Gburek
Donald Trump hatte seine Show, Aktien und Edelmetalle reagierten freundlich, ab sofort geht es zur Tagesordnung über. Zu welcher, steht vorerst allerdings in den Sternen, denn von irgendeiner Ordnung ist noch nichts Konkretes zu erkennen. Grund genug, die weitere Entwicklung erst einmal abzuwarten und sich Themen zu widmen, die Anlegern ohnehin besonders nahe liegen. Zum Beispiel Inflation. Bitte erschrecken Sie nicht, dass ich im Abstand von nur einer Woche schon wieder auf dieses Thema eingehe. Doch es ist in all seinen Details einfach viel zu wichtig.
Nehmen wir die Renditen von Bundesanleihen. Sie sind erst ab acht Jahren Restlaufzeit ganz leicht positiv, und dreißigjährige mit etwas über 1 Prozent lösen auch nicht gerade Jubelstürme aus. Von einem Monat bis zu sieben Jahren haben Sie die Wahl zwischen Anleihen mit Minus-“Renditen“ von 0,13 Prozent (sieben Jahre) und 0,97 Prozent (drei und sechs Monate). So weit die Daten aus einer aktuellen Studie von wellenreiter-invest.de. Als Anleger können Sie dem Dilemma zwar entgehen, indem Sie in kurzfristige Tages- oder Festgeldanlagen mit beispielsweise 1 Prozent Zins flüchten, sodass unter dem Strich nominal noch ein wenig Zins übrig bleibt. Aber real, nach Abzug der aktuellen deutschen Inflationsrate in Höhe von 1,7 Prozent, werden Sie sukzessive enteignet.
Das ist ein starkes Wort. Deshalb wollte es das Team von Tichys Einblick, einem Online- und Printmedium, nicht einfach nur im Raum stehen lassen, sondern im Rahmen eines breit angelegten Projekts auch all die Verästelungen unter die Lupe nehmen, die sich hinter der Enteignung durch Inflation verbergen. Hier folgen daraus vorab für Sie einige wichtige Erkenntnisse (in den nächsten Wochen mehr):
Die unmittelbare Enteignung per Hoheitsakt ist die schlimmste Form der Entwertung, ja der Vernichtung von Vermögen. Sie findet auf mehrfache Weise statt, zum Beispiel über höhere Steuern und über die Konfiskation. In Artikel 14 Grundgesetz heißt es: "Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig." Das klingt zwar schön, aber unter dem Wohl der Allgemeinheit kann man sich alles Mögliche vorstellen, nur nichts Konkretes. Bewegen wir uns also weiter rund um die Enteignung. Und siehe da, auch Inflation ist eine. Nur steht sie weder im Grundgesetz noch wird sie von Volkswirten als solche definiert.
Wenn die EZB mit ihren massiven Anleihekäufen das Zinsniveau auf Null drückt und die Inflation auch nur 1 Prozent betragen würde, werden Anleger sukzessive enteignet. Für diesen Vorgang haben Volkswirte den Begriff von der finanziellen Repression erfunden. Lassen Sie sich kein X für ein U vormachen, Staaten mit ihrem Drang zu immer mehr Schulden und Zentralbanken als ihre Helfershelfer sehen es auf Ihr Geld ab. Dagegen sollten Sie sich durch eine intelligente individuelle Geldanlage wehren.
Geldillusion ist der Glaube der Menschen an ihr Geld und dessen Wert. Erst wenn seine Kaufkraft merklich nachlässt, kommt es zum Abschied von dieser Illusion. Das war in Europa zuletzt während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Fall. Damals wurde aus der Geld- die Goldillusion, das heißt, der Glaube an jenes Geld, das seit Jahrtausenden auf allen fünf Kontinenten eine hohe Wertschätzung erfährt, eben Gold. Der Silberpreis stieg seinerzeit prozentual sogar noch stärker als der Goldpreis, fiel danach aber auch tiefer.
Achten Sie auf die Reizschwelle, von der an die Geld- zur Goldillusion mutiert, und investieren Sie dann den Großteil Ihres Geldes, außer in haltbare Güter des täglichen Bedarfs, auch in die beiden Edelmetalle Gold und Silber.
Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen der Zentralbanken, die darauf gerichtet sind, bestimmte Ziele zu erreichen, vorrangig Preisstabilität. Diese wird von der EZB jedoch nicht etwa als Nullinflation definiert, sondern als unter, aber nahe 2 Prozent Inflation. Andere Zentralbanken, im Besonderen auch die große amerikanische Fed, verfolgen vergleichbare Ziele. Die Geldpolitik bestimmt in starkem Maße, wo es an den Börsen langgeht. Werfen Sie also laufend ein Auge auf sie. Lassen Sie sich dabei nicht durch die spezifische Fachsprache irritieren, sondern achten Sie lieber auf die Worte der Chefs führender Zentralbanken, wöchentlich und in Extremfällen sogar täglich auf Finanzseiten im Internet nachzulesen.
Bargeld wird oft auch Cash genannt. Es im heimischen Safe oder an einem anderen vermeintlich sicheren Ort zu lagern, ist das sinnvoll? Unter Umständen ja, zum Beispiel in begrenztem Umfang für den Fall, dass man keine EC- oder Kreditkarte bei sich hat, etwas kaufen will, bevor es zu teuer wird, und die Bank gerade geschlossen ist. Oder wenn die Hausbank als Opfer einer Finanzkrise wochenlang nur geringe Beträge aus Geldautomaten spucken lässt und im schlimmsten Fall keinen Cent herausrückt - Griechenland und Zypern lassen grüßen.
In letzter Zeit sinkt die Zahl der Bankschließfächer; Ursache ist in erster Linie wohl die zunehmende Schließung von ganzen Bank- und Sparkassenfilialen, die sich nicht mehr rentieren. Das Thema Bargeld wird seit geraumer Zeit besonders heiß diskutiert. Im Mittelpunkt: die - besonders in Deutschland weit verbreitete - Furcht vor der Bargeldabschaffung. Deren Befürworter des Bargeldverbots sprechen oft mit gespaltener Zunge: Sie führen beispielsweise an, wegen des Bargelds werde die Terrorismusbekämpfung erschwert, mit Bargeld würden Keime von einer Hand zur anderen übertragen, elektronisch zu zahlen sei viel sicherer, es käme zu weniger Diebstählen und Einbrüchen. Mit EC- und Kreditkarten oder seit geraumer mit Smartphones lasse sich das alles vermeiden.
Die gespaltene Zunge resultiert daraus, dass die Bargeldgegner gern so manches Argument verschweigen: Etwa dass die Bargeldabschaffung den Durchschnittsbürgern zwar keine, den Finanz- und Softwarekonzernen dagegen große finanzielle Vorteile bringen würde. Oder dass der Staat es dank Bargeldabschaffung leicht hätte, uns alle zu überwachen. Etwas Bargeld in einem sicheren Safe oder an anderer sicherer Stelle zu horten, empfiehlt sich allemal. Am besten nicht nur in Euro, sondern auch in anderen gängigen Währungen, wie Schweizer Franken und US-Dollar - und in international gängigen Goldmünzen.
Staaten neigen dazu, sich so lange zu verschulden, bis die nächste Währungsreform nicht mehr zu verhindern ist. Diese Gesetzmäßigkeit ist über viele Jahrhunderte nachweisbar. Die letzte internationale Finanzkrise, die 2007 einsetzte und 2009 nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr zuvor ihren Höhepunkt erreichte, dürfte den Beginn einer Entwicklung markieren, die auf die nächste Währungsreform zuläuft. Diese wird dann einen weniger martialischen Namen erhalten, wie Stabilitätspakt oder neue Finanzordnung. Doch das dürfte an der Tatsache als solcher nichts ändern.
Verfolgen Sie die Krisenberichterstattung so gründlich wie möglich, spätestens mit dem Brexit in Großbritannien und mit der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA ist auch ein neues Währungszeitalter angebrochen.
Politiker verwalten das Geld ihrer Bürger über Steuer-, Sozial- und sonstige Gesetze so, dass sie bei der nächsten Wahl möglichst viele Stimmen bekommen sollen und entweder weiter oder neu regieren dürfen. Da in Deutschland alle Wahlberechtigten unabhängig von Qualifikation, Einkommen und Vermögen eine Erst- und eine Zweitstimme haben, gehen Politiker nicht bei besonders gebildeten oder reichen Leuten, sondern überwiegend bei der Masse der Wähler auf Stimmenfang. Gehören Sie zu einer Minderheit, bekämpfen Sie die Inflation ohnehin individuell.
Fühlen Sie sich dagegen eher als Teil einer breiten Bevölkerungsschicht, können Sie die eine oder andere Subvention vom Staat erwarten, etwa als Förderung der Riesterrente, als haushaltsnahe Dienstleistung oder als Zuschuss zur Wärmedämmung. Nehmen Sie solche Subventionen nur in Ausnahmefällen mit und denken Sie ja nicht, dass Sie mit ihnen allein die Inflation besiegen können; dazu gehört allemal eine Menge Eigeninitiative. Die müssen Sie aufbringen. Unbedingt.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Nehmen wir die Renditen von Bundesanleihen. Sie sind erst ab acht Jahren Restlaufzeit ganz leicht positiv, und dreißigjährige mit etwas über 1 Prozent lösen auch nicht gerade Jubelstürme aus. Von einem Monat bis zu sieben Jahren haben Sie die Wahl zwischen Anleihen mit Minus-“Renditen“ von 0,13 Prozent (sieben Jahre) und 0,97 Prozent (drei und sechs Monate). So weit die Daten aus einer aktuellen Studie von wellenreiter-invest.de. Als Anleger können Sie dem Dilemma zwar entgehen, indem Sie in kurzfristige Tages- oder Festgeldanlagen mit beispielsweise 1 Prozent Zins flüchten, sodass unter dem Strich nominal noch ein wenig Zins übrig bleibt. Aber real, nach Abzug der aktuellen deutschen Inflationsrate in Höhe von 1,7 Prozent, werden Sie sukzessive enteignet.
Das ist ein starkes Wort. Deshalb wollte es das Team von Tichys Einblick, einem Online- und Printmedium, nicht einfach nur im Raum stehen lassen, sondern im Rahmen eines breit angelegten Projekts auch all die Verästelungen unter die Lupe nehmen, die sich hinter der Enteignung durch Inflation verbergen. Hier folgen daraus vorab für Sie einige wichtige Erkenntnisse (in den nächsten Wochen mehr):
Die unmittelbare Enteignung per Hoheitsakt ist die schlimmste Form der Entwertung, ja der Vernichtung von Vermögen. Sie findet auf mehrfache Weise statt, zum Beispiel über höhere Steuern und über die Konfiskation. In Artikel 14 Grundgesetz heißt es: "Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig." Das klingt zwar schön, aber unter dem Wohl der Allgemeinheit kann man sich alles Mögliche vorstellen, nur nichts Konkretes. Bewegen wir uns also weiter rund um die Enteignung. Und siehe da, auch Inflation ist eine. Nur steht sie weder im Grundgesetz noch wird sie von Volkswirten als solche definiert.
Wenn die EZB mit ihren massiven Anleihekäufen das Zinsniveau auf Null drückt und die Inflation auch nur 1 Prozent betragen würde, werden Anleger sukzessive enteignet. Für diesen Vorgang haben Volkswirte den Begriff von der finanziellen Repression erfunden. Lassen Sie sich kein X für ein U vormachen, Staaten mit ihrem Drang zu immer mehr Schulden und Zentralbanken als ihre Helfershelfer sehen es auf Ihr Geld ab. Dagegen sollten Sie sich durch eine intelligente individuelle Geldanlage wehren.
Geldillusion ist der Glaube der Menschen an ihr Geld und dessen Wert. Erst wenn seine Kaufkraft merklich nachlässt, kommt es zum Abschied von dieser Illusion. Das war in Europa zuletzt während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Fall. Damals wurde aus der Geld- die Goldillusion, das heißt, der Glaube an jenes Geld, das seit Jahrtausenden auf allen fünf Kontinenten eine hohe Wertschätzung erfährt, eben Gold. Der Silberpreis stieg seinerzeit prozentual sogar noch stärker als der Goldpreis, fiel danach aber auch tiefer.
Achten Sie auf die Reizschwelle, von der an die Geld- zur Goldillusion mutiert, und investieren Sie dann den Großteil Ihres Geldes, außer in haltbare Güter des täglichen Bedarfs, auch in die beiden Edelmetalle Gold und Silber.
Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen der Zentralbanken, die darauf gerichtet sind, bestimmte Ziele zu erreichen, vorrangig Preisstabilität. Diese wird von der EZB jedoch nicht etwa als Nullinflation definiert, sondern als unter, aber nahe 2 Prozent Inflation. Andere Zentralbanken, im Besonderen auch die große amerikanische Fed, verfolgen vergleichbare Ziele. Die Geldpolitik bestimmt in starkem Maße, wo es an den Börsen langgeht. Werfen Sie also laufend ein Auge auf sie. Lassen Sie sich dabei nicht durch die spezifische Fachsprache irritieren, sondern achten Sie lieber auf die Worte der Chefs führender Zentralbanken, wöchentlich und in Extremfällen sogar täglich auf Finanzseiten im Internet nachzulesen.
Bargeld wird oft auch Cash genannt. Es im heimischen Safe oder an einem anderen vermeintlich sicheren Ort zu lagern, ist das sinnvoll? Unter Umständen ja, zum Beispiel in begrenztem Umfang für den Fall, dass man keine EC- oder Kreditkarte bei sich hat, etwas kaufen will, bevor es zu teuer wird, und die Bank gerade geschlossen ist. Oder wenn die Hausbank als Opfer einer Finanzkrise wochenlang nur geringe Beträge aus Geldautomaten spucken lässt und im schlimmsten Fall keinen Cent herausrückt - Griechenland und Zypern lassen grüßen.
In letzter Zeit sinkt die Zahl der Bankschließfächer; Ursache ist in erster Linie wohl die zunehmende Schließung von ganzen Bank- und Sparkassenfilialen, die sich nicht mehr rentieren. Das Thema Bargeld wird seit geraumer Zeit besonders heiß diskutiert. Im Mittelpunkt: die - besonders in Deutschland weit verbreitete - Furcht vor der Bargeldabschaffung. Deren Befürworter des Bargeldverbots sprechen oft mit gespaltener Zunge: Sie führen beispielsweise an, wegen des Bargelds werde die Terrorismusbekämpfung erschwert, mit Bargeld würden Keime von einer Hand zur anderen übertragen, elektronisch zu zahlen sei viel sicherer, es käme zu weniger Diebstählen und Einbrüchen. Mit EC- und Kreditkarten oder seit geraumer mit Smartphones lasse sich das alles vermeiden.
Die gespaltene Zunge resultiert daraus, dass die Bargeldgegner gern so manches Argument verschweigen: Etwa dass die Bargeldabschaffung den Durchschnittsbürgern zwar keine, den Finanz- und Softwarekonzernen dagegen große finanzielle Vorteile bringen würde. Oder dass der Staat es dank Bargeldabschaffung leicht hätte, uns alle zu überwachen. Etwas Bargeld in einem sicheren Safe oder an anderer sicherer Stelle zu horten, empfiehlt sich allemal. Am besten nicht nur in Euro, sondern auch in anderen gängigen Währungen, wie Schweizer Franken und US-Dollar - und in international gängigen Goldmünzen.
Staaten neigen dazu, sich so lange zu verschulden, bis die nächste Währungsreform nicht mehr zu verhindern ist. Diese Gesetzmäßigkeit ist über viele Jahrhunderte nachweisbar. Die letzte internationale Finanzkrise, die 2007 einsetzte und 2009 nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im Jahr zuvor ihren Höhepunkt erreichte, dürfte den Beginn einer Entwicklung markieren, die auf die nächste Währungsreform zuläuft. Diese wird dann einen weniger martialischen Namen erhalten, wie Stabilitätspakt oder neue Finanzordnung. Doch das dürfte an der Tatsache als solcher nichts ändern.
Verfolgen Sie die Krisenberichterstattung so gründlich wie möglich, spätestens mit dem Brexit in Großbritannien und mit der Präsidentschaft von Donald Trump in den USA ist auch ein neues Währungszeitalter angebrochen.
Politiker verwalten das Geld ihrer Bürger über Steuer-, Sozial- und sonstige Gesetze so, dass sie bei der nächsten Wahl möglichst viele Stimmen bekommen sollen und entweder weiter oder neu regieren dürfen. Da in Deutschland alle Wahlberechtigten unabhängig von Qualifikation, Einkommen und Vermögen eine Erst- und eine Zweitstimme haben, gehen Politiker nicht bei besonders gebildeten oder reichen Leuten, sondern überwiegend bei der Masse der Wähler auf Stimmenfang. Gehören Sie zu einer Minderheit, bekämpfen Sie die Inflation ohnehin individuell.
Fühlen Sie sich dagegen eher als Teil einer breiten Bevölkerungsschicht, können Sie die eine oder andere Subvention vom Staat erwarten, etwa als Förderung der Riesterrente, als haushaltsnahe Dienstleistung oder als Zuschuss zur Wärmedämmung. Nehmen Sie solche Subventionen nur in Ausnahmefällen mit und denken Sie ja nicht, dass Sie mit ihnen allein die Inflation besiegen können; dazu gehört allemal eine Menge Eigeninitiative. Die müssen Sie aufbringen. Unbedingt.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.