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US-Administration in bekannten Fahrwasser - Geopolitik belastet

07.04.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0650 (07.47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0630 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.59. In der Folge notiert EUR-JPY bei 117.78. EUR-CHF oszilliert bei 1.0697.

Geopolitik spielt einmal mehr eine bedeutende Rolle für die Finanzmärkte.

In der Folge des Militäreinsatzes der USA gegen Syrien kam es im asiatischen Handel zunächst zu einer Erhöhung der Risikoaversion, deutlich werdend an Abverkäufen an den Aktienmärkten, die aber zügig eingefangen wurden. Der Anstieg der Edelemtallpreise gegenüber dem USD darf als Nervositätsbarometer gewertet werden. Einmal mehr steht das Thema der Vorverurteilung seitens der USA/des Westens im Raum.

Bezüglich der Vorverurteilungen seitens der USA liefert der Trackrecord Gründe, diesen Politikstil zu hinterfragen. Das gilt für den Beginn des Vietnamkriegs (Tonkin) ebenso wie für den Beginn des Irakkriegs. Diese internationalen Rechtsbrüche sind bis heute ungesühnt und haben dramatisches Leid über die betroffenen Länder gebracht, das in den heutigen Betrachtungen jedoch offensichtlich irrelevant ist.

Bezüglich der Vorverurteilung erlauben wir uns, Einlassungen von Ron Paul (früherer US-Kongressabgeordenter und Freidenker) an dieser Stelle als Link einzufügen. Link: http://www.zerohedge.com/news/2017-04-06/ron-paul-zero-chance-assad-behind-chemical-weapons-attack-syria-likely-false-flag

Im Sinne unserer Werte sollte der Fokus auf einer sachlich unbestechlichen Aufklärung der Vorfälle in Syrien liegen, bevor mit militärischen Mitteln neue Realitäten und in der Folge neue Probleme und neues Leid geschaffen werden (siehe Irak, Libyen, Ukraine …). Man könnte aus früheren Fehlern lernen.

Für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten ist es von hoher Bedeutung, ob es sich bei den US-Militärmaßnahmen um eine einmalige Aktion handelt oder ob damit der Startschuss für eine neue militärische Mission größeren Umfangs gegeben wurde.

Sollte es sich um eine neue Mission handeln, wird das Thema Risikoaversion an den Märkten mit negativen Folgen für die Weltkonjunktur mit Sicherheit dominanter. Das Thema Flüchtlingskrise würde dann ebenso virulenter. Mehr noch würde das Risiko für den Weltfrieden deutlich zunehmen.

Da Politik einmal mehr Wirtschaft und Märkte zu dominieren droht, bedarf es eines Blicks hinter die Kulissen dieses geopolitischen, aber vor allen Dingen auch humanitären Dramas.

Dazu aus der der FAZ, Feuilleton, Reinhard Merkel vom 2. August 2013:

Der Westen ist schuldig

Wie hoch darf der Preis für eine demokratische Revolution sein? In Syrien sind Europa und die Vereinigten Staaten die Brandstifter einer Katastrophe. Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Bürgerkrieg.
Link: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/syrien-der-westen-ist-schuldig-12314314.html?GEPC=s5

Die Historie der Regime-Change Politik der USA bezüglich Syrien muss aufgearbeitet werden. Die verfügbaren Informationen liefern nach meiner Kenntnis in der Phase vor 1980 mindestens zwei Regime-Change Versuche seitens der USA, die nicht ansatzweise im Einklang mit internationalem Recht standen. Diese Politik der USA war Katalysator für Syrien, sich seinerzeit der Sowjetunion zuzuwenden!

Entscheidend gilt es, festzustellen, dass die Verbalakrobatik Trumps vor der Wahl den aktuellen Realitäten nicht stand hält.

Das alte Establishment in den USA hat sich offensichtlich durchgesetzt. Dieses Establishment ist neokonservativ, es steht für die Regime-Change Politik der letzten 16 Jahre seit 9/11 weitestgehend im Rahmen der Blaupaussen Zibigniew Brezsinskis.

Trump nimmt außenpolitisch immer mehr die Agenda der Präsidenten Bush und Obama auf. Das Thema Friedensdividende darf aus dem Fokus genommen werden. Ist der hegemoniale Anspruch der USA mit einem Anteil von 16% an der Weltwirtschaft bei abnehmender Tendenz in die Zukunft projizierbar? Wenn ja, mit welchen Mitteln? Diese Fragen gilt es zu beantworten, wenn man Antworten über das Schicksal der Welt geben will.

Wo muss sich ein Europa, das den Werten nicht nur den Worten nach verpflichtet ist, aufstellen?

Aus Deutschland erreichten uns einmal mehr sehr positive Nachrichten heute zu früher Stunde. Geniessen wir sie, solange sie bezüglich der Weltlage anhalten. Die deutsche Industrieproduktion legte per Februar unerwartet stark um 2,2% zu. Die Prognose lag bei -0,1%. Die Revision des Vormonatswerts von +2,8% auf +2,2% ändert nichts an diesem Umstand.

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© Reuters


Der deutsche Handelsbilanzüberschuss stellte sich per Februar auf 21,0 Mrd. Euro (Prognose 18,4 Mrd. Euro). Exporte stiegen um 0,8% (Prognose -0,5%), während Importe um 1,6% sanken (Prognose -0,5%).

Fazit: Die Friedensdividende, die mit Trump im Raum stand, entpuptt sich zunehmend als Illusion. Das geopolitische Risikocluster nimmt zu. Die Risiken für die Weltökonomie steigen. Das Risiko an Finanzmärkten wird erheblicher.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0450-1.0480 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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