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US-Steuerreform - markante Bemerkungen

27.04.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0903 (07.48 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0856 im US-Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.22. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.0833.

Die US-Administration hat eine umfassende Steuerreform auf den Weg gebracht. Der Entwurf ist ambitioniert im Umfang. Dieser Entwurf ist politisch umstritten. Bis dieser Entwurf die fiskalische Reaität der USA werden kann, wird noch viel Wasser den Potomac hinunterlaufen. Vor 2018 ist eine Umsetzung nur schwer vorstellbar.

Wesentliche Inhalte:

  • 1. Unternehmenssteuern sollen von 35% auf 15% reduziert werden.
  • 2. Die Einkommensteuer würde vereinfacht. Statt sieben würde es laut Plan drei Steuerklassen geben.
  • 3. Der Spitzensteuersatz wäre von 39,6% auf 35% reduziert. Die neuen drei Steuerklassen lägen bei 10%, 25% und 35%.
  • 4. Der Steuerfreibetrag wäre verdoppelt.
  • 5. Die Erbschaftssteuer würde abgeschafft.

Die Gegenfinanzierung soll durch Schließen von Schlupflöchern und das durch die Reform generierte Wachstum realisiert werden. Hier kommen wir zu dem Kernproblem.

Wenn Schlupflöcher gestopft werden, hat das eine negative Wirkung auf die Wirtschaftsleistung. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit dieser Politik im Hinblick auf die brisante Kraft der US-Lobbygruppen? Hat diese Adminsitration das Zeug zum Durchhalten oder zum Umfallen? Welche Erfahrungen gibt es bisher mit Trump? Wir sind skeptisch.

Ein erhöhtes Wachstum der Wirtschaftsleistung ist grundsätzlich eine Reaktion auf Steuersenkungen, keine Frage. Es kommt aber immer zu einem Zeitverzug bis daraus auch nachhaltig erhöhte Steuereinnahmen resultieren. Zunächst werden wie unter Reagan die Defizite deutlich aufgebläht. Die Verteilung der Steuervorteile ist enorm wichtig.

Werden damit die richtigen Gesllschaftsgruppen entlastet, die auch dann die Nachfrage erhöhen. Wenn die oberen 10% entlastet werden, verändert sich deren Konsum- oder Investitionsverhalten nur unterproportional.

Gerade der Hintergrund, dass in den USA maßgeblich einkommenschwache Beschäftigung seit 2010 generiert wurde, wirft Fagen bei der Skalierung der Wachstumseffekte auf. Die Annahmen der Trump-Administration damit das Wachstum dauerhaft in Richtung 3% zu schieben, sind ambitioniert. Anders als bei Ronald Reagan, der gleichfalls eine brachiale Steuerreform umetzte, liegt die Staatsverschuldung der USA nicht im Dunstkreis von 40% des BIP, sondern jenseits der Marke von 107% des BIP.

Mehr noch kommt dieser Entwurf auf die Agenda, nachdem im letzten Jahr bereits eine Neuverschuldung in Höhe von 5,6% des BIP bei schwachem Wachstum (1,6%) anfiel. Ist der US-Kongress bereit, diese Schuldenverantwortung auf die eigenen Schultern zu laden? Der Entwurf der Steuerreform wurde geliefert. Die Reaktion an den US-Märkten fiel aus guten Gründen kühl aus. Was heute als Papier bewegt, wird so nicht umgesetzt werden.

Auch eine Steuerreform löst nicht die strukturellen Probleme der USA. Bestenfalls wird drr Staffelstab der sehr hohen Konsumverschuldung per Steuerentlastung nun an den Staat weitergegeben. Das ist keine Lösung!

Wir sind sehr gespannt, wie die Ratingagenturen auf die jetzt wieder ausufernde Neuverschuldung des US-Staats reagieren werden? Sollten sie nicht reagieren, würfe das noch viel markantere Fragen auf …

Aus der Eurozone erreicht uns heute vor der EZB-Ratssitzung erneut eine positive Nachricht von der Datenfront: Der GfK-Konsumklimaindex legte per Berichtsmonat Mai von zuvor 9,8 auf 10,2 Punkte zu. Die Prognose lag bei lediglich 9,9 Zählern. Damit erreicht der Index erneut die Höchstwerte, die per Februar 2017, September 2016 und Juni 2015 markiert wurden.

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© Reuters


Wir sind heute gespannt, ob die Verbalakrobatik seitens der EZB der realen wirtschaftlichen Lage den notwendigen Respekt zollen wird. Die Erahrungswerte der letzten drei Jahre des Aufschwungs mahnen jedoch zu Nüchternheit!

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0550-1.0570 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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