Eine Krise historischen Ausmaßes
26.07.2017 | John Mauldin
"Es ist die Aufgabe der Zentralbank, sich Sorgen zu machen." - Alice Rivlin
"Die Zentralbank muss die Möglichkeit haben, den geldpolitischen Kurs unabhängig von kurzfristigen politischen Bedenken zu bestimmen." - Ben Bernanke
"...vom Standpunkt der Gesamtwirtschaft aus betrachtet ist mein Fazit, dass wir die Entwicklung weiterhin sehr genau verfolgen, aber die Situation scheint eingedämmt zu sein." Ben Bernanke, mehrmals, 2007
"Würde ich sagen, dass es niemals wieder eine Finanzkrise geben wird? Sie wissen wahrscheinlich, dass das zu weit ginge, aber ich denke tatsächlich, dass wir heute viel sicherer sind. Ich hoffe, dass es zu unseren Lebzeiten nicht mehr dazu kommen wird, und ich glaube, das wird es auch nicht." - Janet Yellen, 27. Juni 2017
"Meine lieben Freunde, zum zweiten Mal in unserer Geschichte ist ein britischer Premierminister aus Deutschland zurückgekehrt und hat Friede mit Ehre gebracht. Ich glaube an Frieden für unsere Zeit. Gehen Sie nach Hause und beruhigt zu Bett." - Neville Chamberlain, September 30, 1938
Wie wir Probleme einschätzen hängt von unserer Perspektive ab. Die Menschen können allein aufgrund der äußeren Begleitumstände angesichts der gleichen Daten und Fakten zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, sein gewohntes Umfeld von Zeit zu Zeit zu verlassen. Hören Sie sich die verschiedensten Meinungen an. Lesen Sie Bücher außerhalb Ihrer Komfortzone. Anschließend werden Sie die Dinge in einem neuen Licht sehen.
Ich hatte dieses Gefühl, als ich nach unserem Flitterwochen auf der Karibikinsel St. Thomas in die USA zurückkehrte. Während dieser Zeit habe ich zwar ab und an die Nachrichten gesehen, sonst aber hauptsächlich entspannt und gelesen. Zu Hause wieder mit dem unablässigen Nachrichtenstrom konfrontiert zu werden, war ein Schock, und zwar keiner von der guten Sorte.
Als ich die Wirtschaftszahlen und die Statements der Notenbanker mit frischem Blick sah, war ich nach kurzer Zeit davon überzeugt, dass wir schon bald in ernsten Schwierigkeiten stecken werden. Ich denke mittlerweile, dass uns eine heftige Finanzkrise bevorsteht - wenn nicht noch in diesem Jahr, dann spätestens bis Ende 2018. Noch vor wenigen Monaten war ich der Ansicht, dass wir eine Krise vermeiden und uns irgendwie weiter durchwursteln könnten. Jetzt glaube ich allerdings, dass wir diesen Punkt überschritten haben. Die wichtigsten Entscheidungsträger haben (1) nichts getan, (2) das Falsche getan oder (3) das Richtige getan, aber zu spät.
Da mir das bewusst geworden ist, passe ich meine Recherchen entsprechend an. Ich glaube, dass eine große Krise unumgänglich. Die Frage ist nun, wie schlimm sie ausfallen wird und wie wir sie am besten überstehen. Bei der Wahl von Präsident Trump und dem republikanischen Kongress hoffte ich naiverweise noch, dass in den USA neben einer Gesundheitsreform auch eine echte Steuerreform auf den Weg gebracht würde.
Ich dachte, dass die jetzige Regierung mit einigen bürokratischen Hindernissen vielleicht kurzen Prozess machen würde. Der Gedanke an solche Reformen erfüllte mich mit der Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten eine Rezession vielleicht vermeiden könnten, selbst wenn China oder Europa in eine Wirtschaftskrise schlitterten.
Sechs Monate später kann sich der republikanische Kongress, der versprochen hatte, Obamacare abzuschaffen und zu ersetzen, noch nicht einmal darauf einigen, auf welche Weise das geschehen soll. Seit sechs Jahren diskutieren die Republikaner darüber, was zu tun sei. Man sollte doch eigentlich meinen, dass sie nach dieser Zeit zumindest eine große Vorstellung der angekündigten Reform hätten. Doch weit gefehlt.
Und die Steuerreform? Ich habe mit verschiedenen führenden Kongressabgeordneten über dieses Thema gesprochen und explizit darauf hingewiesen, dass dem Land der Absturz in eine Rezession droht, wenn keine umfassende Steuerreform beschlossen wird. Da hilft kein Herumdoktern an den Rändern, sondern nur eine zügige Auseinandersetzung mit dem Kern des Problems. Echte Veränderungen erfordern echte Veränderungen. Es heißt jetzt, dass man bis September einen Gesetzesentwurf zur Diskussion vorlegen könne, der dann womöglich im November verabschiedet wird.
Bei diesem Kongress bedeutet das allerdings, dass sich der Prozess wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr hinzieht, wenn der Druck von oben nicht deutlich verstärkt wird. Es gibt keinerlei Konsens. Niemand anders als Newt Gingrich, der sich wie kaum ein zweiter mit den politischen Verfahrensweisen in Washington auskennt, schrieb diese Woche in einer scharfzüngigen Kolumne: "Mit diesem Gesetzgebungszeitplan ist ein Desaster vorprogrammiert."
Er weist darauf hin, dass eine Steuerreform rasch beschlossen und umgesetzt werden muss, wenn sie eine positive Wirkung erzielen soll. Newts Kolumne war ehrlich gesagt ziemlich entmutigend. Ich würde nicht all seinen Vorschlägen zustimmen, aber ich bin definitiv ebenfalls der Meinung, dass wir eine signifikante Veränderung brauchen, und zwar schnell.
"Die Zentralbank muss die Möglichkeit haben, den geldpolitischen Kurs unabhängig von kurzfristigen politischen Bedenken zu bestimmen." - Ben Bernanke
"...vom Standpunkt der Gesamtwirtschaft aus betrachtet ist mein Fazit, dass wir die Entwicklung weiterhin sehr genau verfolgen, aber die Situation scheint eingedämmt zu sein." Ben Bernanke, mehrmals, 2007
"Würde ich sagen, dass es niemals wieder eine Finanzkrise geben wird? Sie wissen wahrscheinlich, dass das zu weit ginge, aber ich denke tatsächlich, dass wir heute viel sicherer sind. Ich hoffe, dass es zu unseren Lebzeiten nicht mehr dazu kommen wird, und ich glaube, das wird es auch nicht." - Janet Yellen, 27. Juni 2017
"Meine lieben Freunde, zum zweiten Mal in unserer Geschichte ist ein britischer Premierminister aus Deutschland zurückgekehrt und hat Friede mit Ehre gebracht. Ich glaube an Frieden für unsere Zeit. Gehen Sie nach Hause und beruhigt zu Bett." - Neville Chamberlain, September 30, 1938
Foto: Monica Muller via Flickr
Wie wir Probleme einschätzen hängt von unserer Perspektive ab. Die Menschen können allein aufgrund der äußeren Begleitumstände angesichts der gleichen Daten und Fakten zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, sein gewohntes Umfeld von Zeit zu Zeit zu verlassen. Hören Sie sich die verschiedensten Meinungen an. Lesen Sie Bücher außerhalb Ihrer Komfortzone. Anschließend werden Sie die Dinge in einem neuen Licht sehen.
Ich hatte dieses Gefühl, als ich nach unserem Flitterwochen auf der Karibikinsel St. Thomas in die USA zurückkehrte. Während dieser Zeit habe ich zwar ab und an die Nachrichten gesehen, sonst aber hauptsächlich entspannt und gelesen. Zu Hause wieder mit dem unablässigen Nachrichtenstrom konfrontiert zu werden, war ein Schock, und zwar keiner von der guten Sorte.
Als ich die Wirtschaftszahlen und die Statements der Notenbanker mit frischem Blick sah, war ich nach kurzer Zeit davon überzeugt, dass wir schon bald in ernsten Schwierigkeiten stecken werden. Ich denke mittlerweile, dass uns eine heftige Finanzkrise bevorsteht - wenn nicht noch in diesem Jahr, dann spätestens bis Ende 2018. Noch vor wenigen Monaten war ich der Ansicht, dass wir eine Krise vermeiden und uns irgendwie weiter durchwursteln könnten. Jetzt glaube ich allerdings, dass wir diesen Punkt überschritten haben. Die wichtigsten Entscheidungsträger haben (1) nichts getan, (2) das Falsche getan oder (3) das Richtige getan, aber zu spät.
Da mir das bewusst geworden ist, passe ich meine Recherchen entsprechend an. Ich glaube, dass eine große Krise unumgänglich. Die Frage ist nun, wie schlimm sie ausfallen wird und wie wir sie am besten überstehen. Bei der Wahl von Präsident Trump und dem republikanischen Kongress hoffte ich naiverweise noch, dass in den USA neben einer Gesundheitsreform auch eine echte Steuerreform auf den Weg gebracht würde.
Ich dachte, dass die jetzige Regierung mit einigen bürokratischen Hindernissen vielleicht kurzen Prozess machen würde. Der Gedanke an solche Reformen erfüllte mich mit der Hoffnung, dass die Vereinigten Staaten eine Rezession vielleicht vermeiden könnten, selbst wenn China oder Europa in eine Wirtschaftskrise schlitterten.
Sechs Monate später kann sich der republikanische Kongress, der versprochen hatte, Obamacare abzuschaffen und zu ersetzen, noch nicht einmal darauf einigen, auf welche Weise das geschehen soll. Seit sechs Jahren diskutieren die Republikaner darüber, was zu tun sei. Man sollte doch eigentlich meinen, dass sie nach dieser Zeit zumindest eine große Vorstellung der angekündigten Reform hätten. Doch weit gefehlt.
Und die Steuerreform? Ich habe mit verschiedenen führenden Kongressabgeordneten über dieses Thema gesprochen und explizit darauf hingewiesen, dass dem Land der Absturz in eine Rezession droht, wenn keine umfassende Steuerreform beschlossen wird. Da hilft kein Herumdoktern an den Rändern, sondern nur eine zügige Auseinandersetzung mit dem Kern des Problems. Echte Veränderungen erfordern echte Veränderungen. Es heißt jetzt, dass man bis September einen Gesetzesentwurf zur Diskussion vorlegen könne, der dann womöglich im November verabschiedet wird.
Bei diesem Kongress bedeutet das allerdings, dass sich der Prozess wahrscheinlich bis zum nächsten Jahr hinzieht, wenn der Druck von oben nicht deutlich verstärkt wird. Es gibt keinerlei Konsens. Niemand anders als Newt Gingrich, der sich wie kaum ein zweiter mit den politischen Verfahrensweisen in Washington auskennt, schrieb diese Woche in einer scharfzüngigen Kolumne: "Mit diesem Gesetzgebungszeitplan ist ein Desaster vorprogrammiert."
Er weist darauf hin, dass eine Steuerreform rasch beschlossen und umgesetzt werden muss, wenn sie eine positive Wirkung erzielen soll. Newts Kolumne war ehrlich gesagt ziemlich entmutigend. Ich würde nicht all seinen Vorschlägen zustimmen, aber ich bin definitiv ebenfalls der Meinung, dass wir eine signifikante Veränderung brauchen, und zwar schnell.