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Gold: 65.000 $ je Unze in fünf Jahren?

11.09.2017
Der Goldpreis: Keinerlei Bezug zur Realität?

An den Finanzmärkten werden die Preise im Allgemeinen an den Handelsplätzen mit dem höchsten Handelsvolumen und der größten Liquidität gebildet. Am Goldmarkt ist das nicht anders: Die Handelsplätze mit dem größten Goldhandelsvolumen, d. h. der außerbörsliche Handel in London und der Terminmarkt der New Yorker Futuresbörse COMEX, bestimmen den internationalen Preis des Edelmetalls.

Allerdings werden in London nur Goldforderungen aus Papier gehandelt, die sich auf nicht eindeutig zugewiesene Goldbestände beziehen, und in New York nur Gold-Futures, d. h. derivate Finanzinstrumente. An diesen Märkten wird dadurch ein Angebot an extrem stark gehebeltem "Papiergold" geschaffen, das größtenteils ohne physische Grundlage auskommt, denn die gehandelten Kontrakte sind nur zu einem Bruchteil mit echten Goldreserven hinterlegt.

Obwohl diese gehebelten Trades mit synthetischem Gold keinerlei Bezug zu Transaktionen aufweisen, bei denen physisches Edelmetall gehandelt wird, regeln sie noch immer die internationale Preisbildung am Goldmarkt. Die physischen Märkte übernehmen absurderweise nach wie vor die Goldpreise, die an den besonders "liquiden" Papiergoldmärkten gebildet wurden.

Wir sind der Ansicht, dass die Papiermärkte nicht in der Lage sind, angemessene Preise für physisches Gold zu stellen, weil an ihnen gar kein echtes Gold gehandelt wird. Stattdessen handeln die Marktteilnehmer Goldforderungen, die nur zu einem geringen und völlig beliebigen Teil mit realen Edelmetallbeständen hinterlegt sind. Der internationale Goldpreis ist folglich ein künstlicher Preis, der in keinem Zusammenhang zur tatsächlichen Angebots- und Nachfragesituation an den physischen Goldmärkten steht.


Papiergold vs. physisches Gold

An jedem einzelnen Handelstag wechselt am Londoner OTC-Markt das Äquivalent von 6.500 Tonnen Gold den Besitzer. Das ist eine erstaunliche Menge, vor allem wenn man bedenkt, dass in den Goldtresoren der britischen Hauptstadt insgesamt weniger als 7.500 Tonnen des gelben Metalls lagern und das meiste davon verschiedenen Zentralbanken und ETFs gehört.

Fast der gesamte Goldhandel in London ist rein spekulativer Art und basiert allein auf dem Teil der Goldbestände, die keinem Besitzer eindeutig zugeordnet sind. Positionen in diesen Goldbeständen sind reine Bucheinträge. Wer eine solche Position hält, hat den Status eines nicht abgesicherten Gläubigers gegenüber einer Bullionbank. Die Position repräsentiert nur eine Schuld, die zwischen den beiden beteiligten Parteien besteht.

An der Terminbörse der COMEX wurde 2017 bislang ebenfalls nur bei je einem von 2.650 Goldkontrakten eine physische Auslieferung des zugrundeliegenden, physischen Vermögenswertes verlangt. Die übrigen 99,96% aller Transaktionen mit Goldfutures werden durch Barzahlungen abgewickelt. Die physische Deckung der an der COMEX gehandelten Kontrakte ist verschwindend gering. Die Goldbestände, die in den zugelassenen Lagerhäusern der New Yorker Terminbörse in der Kategorie "Registered", d. h. sofort lieferbar, verbucht sind, entsprechen nur einem winzigen Bruchteil des gesamten Handelsvolumens mit Goldfutures - ganz egal zu welcher Zeit.

Reales, physisches Gold ist im Gegensatz dazu ein greifbarer Vermögenswert, der nur in begrenzter Menge existiert, einen inhärenten Wert hat, nur unter großem Aufwand gewonnen werden kann, schwer zu fälschen ist, und, was am wichtigsten ist, keinerlei Gegenparteirisiko aufweist und nicht von der Leistung einer anderen Partei abhängt, wenn er in Form von eindeutig zugewiesenen und nicht mit Schulden belasteten Münzen und Barren gehalten wird.

Physisches Gold ist keine bloße Forderung. Echtes Gold ist echtes Geld. Es ist die ultimative Form des Sparens und des ultimative Mittel zur Vermögenssicherung, weil es seine Kaufkraft auch über lange Zeiträume hinweg behält. Leider hat der ausufernde Papiergoldhandel zur Folge, dass das Handelsvolumen des physischen Marktes im Vergleich dazu verschwindend gering ist. Aus diesem Grund wird der Goldpreis an den gigantischen Papiergoldmärkten bestimmt.

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Die Abkopplung des Preises

Die Papiermärkte dominieren also die Preisbildung am Goldmarkt. Die Frage ist jedoch, ob sich diese Situation auch künftig fortsetzen kann und wenn ja, wie lange? Wir behaupten, dass die aktuelle Lage nur so lange Bestand haben kann, wie die meisten Trader am Goldmarkt zufrieden damit sind, nur papierne Kontrakte und Goldforderungen zu handeln, und es nicht zu einem Schock in Bezug auf das Verhältnis von physischem Angebot und physischer Nachfrage kommt.

Sollten sich die Trader jedoch vom Papiergold abwenden und sich physischen Edelmetallen zuwenden, oder sollte ein Szenario Realität werden, in dem die Nachfrage nach physischem Gold das verfügbare Angebot bei Weitem übersteigt, könnte es sein, dass sich die Goldpreise der verschiedenen Handelsplätze voneinander entkoppeln. Dann würde der Kurs an den Terminmärkten fallen, während der Preis des physischen Metalls gleichzeitig immer höher klettert.



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