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Billionen Euro sind falsch angelegt

17.09.2017  |  Manfred Gburek
Wenn es um Geld geht, steht für deutsche Anleger Sicherheit an erster Stelle. Oder besser gesagt: Was sie für sicher halten. Zum Beispiel Sparkonten, die durch Niedrig- bis Negativzinsen und steigende Gebühren schleichend entwertet werden, Zertifikate mit fragwürdigen Garantien, Riester-Verträge, die gewährleisten sollen, dass am Ende mindestens der Einsatz herauskommt, Lebensversicherungen - hier ist das Wort sicher gleich im Begriff enthalten - oder Immobilien, mit denen man sich in Sicherheit wiegen kann, ohne zu ahnen, wie viel sie bei einem späteren Verkauf noch wert sein werden.

Das alles kann sich als folgenschwerer Irrtum erweisen. Sicherheit und Geld, dieses Thema enthält so viele Facetten, dass ich heute einfach mit einer beginne, die alle Kontoinhaber betrifft und vom 1. Oktober an eine gewisse Brisanz verspricht. Denn zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise hat in Deutschland zwar mit der Maple Bank nur eine größere Pleite im Finanzsektor stattgefunden, aber den absoluten Schutz für Ihr Geld gibt es trotzdem nicht - und es wird ihn auch nie geben können.

Die Deutschen sind sehr reich. Jedenfalls statistisch. Doch bei näherer Betrachtung erscheint ihr Reichtum allzu zerbrechlich. Sie haben - Betriebsvermögen nicht mal berücksichtigt - zwar bald an die 6 Billionen Euro zusammengespart. Zusätzlich gehören ihnen Immobilien, deren Wert nochmals etwa denselben Betrag ausmachen dürfte.

Das sind also zusammen 12 Billionen Euro. Aber nicht weniger als 2,3 Billionen von den 12 schlummern weitgehend unverzinst auf allerlei Konten der Banken und Sparkassen, ein kleiner Teil auch bar im hauseigenen Safe oder sonst wo. Hinzu kommen Lebensversicherungen und Alterssicherungssysteme in Höhe von 2,1 Billionen Euro. Das Schlimme an alldem ist: 2,3 plus 2,1 Billionen, also 4,4 Billionen Euro basieren weitgehend auf Anleihen, Schuldscheinen und ähnlichen Geldpapieren. Sie sind mittlerweile einem schleichenden Wertverfall aufgrund des Nullzinsniveaus und der Geldentwertung ausgesetzt.

Immer mehr Banken und Sparkassen verlangen nun von ihren Kunden Gebühren. Und weil die Institute wegen allzu magerer Ergebnisse aus dem Zinsgeschäft zunehmend ins Risiko gehen - das heißt, bei der Prüfung der Kundenbonität ein Auge zudrücken -, wächst die Gefahr von Schieflagen. Doch das ficht die Kunden offenbar nicht an. Sie reden sich einfach ein, ihre Einlagen bei Banken und Sparkassen seien ja gesetzlich abgesichert, zumindest bis 100.000 Euro je Kunde und Institut.

Das stimmt nicht ganz. Denn die gesetzliche Einlagensicherung gilt nur für bestimmte Geldanlagen. Dazu gehören alle erdenklichen Giro-, Spar-, Tages- und Festgeldkonten, übrigens auch in fremder Währung, außerdem auf den Namen der Kunden lautende Sparbriefe und Schuldverschreibungen (also nicht die gängigen Inhaberpapiere), Einlagen von Gesellschaften bürgerlichen Rechts, von Stiftungen und kleinen Unternehmen. Sie sind bis 100.000 Euro je Kunde und Institut gesetzlich geschützt.

Der hier bisher beschriebene Schutzmechanismus gilt für alle Euroländer. In Deutschland gibt es zusätzlich noch Einrichtungen, die darüber hinaus gehen und um die uns das Ausland beneidet. Das sind gleich drei unterschiedliche freiwillige Sicherungssysteme: das der privaten Banken, der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken.

Im ersten Fall soll die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB), eine Tochter des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), für die geregelte Abwicklung von Problemfällen sorgen, im zweiten Fall der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), im dritten Fall der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Die EdB finanziert sich über Beiträge ihrer Mitglieder - mehr als eine Hundertschaft, von der Airbus Bank bis zur Ziraat Bank International. Der EdB gehören weder die Sparkassen noch die Genossenschaftsbanken an.


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