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Wenn Sisyphus versagt, wird Gold strahlen

19.01.2018  |  Egon von Greyerz
Willkommen im Jahr 2018, dem Jahr, das den Höhepunkt eines bereits seit 105 Jahren andauernden Abschnitts unserer Geschichte darstellen wird, der vom Missmanagement des westlichen Finanzsystems durch die Regierungen und Zentralbanken geprägt war.

2018 wird das Jahr sein, in dem es an vielen Märkten zu stark erhöhter Volatilität kommt. Die Aktienkurse befinden sich in ihrer finalen Aufwärtsbewegung und bevor in fast allen Ländern dieser Welt eine ernste Baisse beginnt, werden wir wahrscheinlich noch substantielle Rallys erleben, mit denen sich die Hausse schließlich erschöpft. In diesem Jahr werden darüber hinaus auch die Inflationsraten viel schneller steigen als erwartet.

Das wird höhere Zinsen, aber auch ein höheres Preisniveau mit sich bringen. Lebensmittel und Öl werden teurer, während der Dollar weiter fällt. Viele Basismetalle werden ebenfalls zulegen. Die Edelmetalle haben ihre zwei- bis dreijährige Korrektur (je nachdem, in welcher Währung man die Preise misst) 2015 abgeschlossen und nehmen ihre Aufwärtsbewegung nun wieder auf. Dieser Trend wird die Kurse zurück auf ihre früheren Höchststände und noch weit darüber hinaus klettern lassen.

Seit etwa einem Jahrhundert wird das Finanzsystem von einer rücksichtslosen Elite kontrolliert, die es zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzt und die auf diese Weise ein enormes Vermögen angehäuft hat. Normale Bürger wurden getäuscht: Sie glauben, dass sie ebenfalls profitieren, weil sie nun all die materiellen Dinge besitzen, die sich viele von ihnen eigentlich gar nicht leisten können, sei es das Eigenheim, das Auto, der Computer oder das neuste iPhone. Alles wird auf Kredit gekauft.

Die Eliten besitzen den Großteil der Vermögenswerte und Otto Normalverbraucher hält den Großteil der Schulden. Damit sind nicht nur seine eigenen Schulden gemeint, sondern auch die Staatsschulden, die die verantwortungslosen Regierungen im Laufe der Zeit angehäuft haben, sowie die nicht gedeckten Zahlungsverpflichtungen, die sie zusätzlich eingegangen sind, beispielsweise im Renten- und Gesundheitssystem. Wenn das Finanzsystem versagt, werden es die normalen Bürger sein, die am meisten darunter zu leiden haben.


Die Sisyphusaufgabe der Zentralbanken

Wir haben im Laufe des letzten Jahrhunderts die Erhöhung der weltweiten Schulden von praktisch Null auf 240 Billionen $ erlebt. Seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2006 hat sich die globale Schuldenlast verdoppelt. Das hat zu Spekulationsblasen und Überbewertungen geführt, wie wir sie noch nie zuvor in der Geschichte erlebt haben. Wenn wir auch die ungedeckten Forderungen und die Derivate berücksichtigen, erhalten wir eine Gesamtsumme von 2 Billiarden $.

Das ist die enorme Sisyphusaufgabe, die der Welt in den kommenden Jahren bevorsteht. Auch wenn die Zentralbanken und die Eliten ahnungslos erscheinen, kann ihnen das gigantische Ausmaß des Problems mit Sicherheit nicht verborgen geblieben sein.

Wir wissen, dass diese Zahlungsverpflichtungen niemals eingehalten werden können. Was in den Jahren 2006-2009 geschehen ist, war nur die Generalprobe. Damals haben die Notenbanker in letzter Minute eine massive Rettungsaktion gestartet, einschließlich Zinssenkungen, Gelddrucken, Kreditgarantien, Liquiditätsspritzen und dem Aufkaufen der toxischen Schuldenpapiere in den Portfolios der Banken zum Fälligkeitswert statt zum Marktwert.

Durch diese Maßnahmen wurde der unausweichliche Kollaps vorerst vertagt. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sie auch beim nächsten Mal von Erfolg gekrönt sein werden, aber da den Zentralbanken kaum andere Möglichkeiten bleiben, werden sie die gleichen Strategien erneut versuchen. Doch dieses Mal werden sie damit scheitern.


Krypto-Dollar, Krypto-Euro und Krypto-Pfund

In einem Mitte Dezember veröffentlichten Artikel diskutierte ich die Möglichkeit einer auf der Technologie der Kryptowährungen basierenden Weltwährung und die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass die Regierungen ein solches System einführen. Es würde ihnen dabei helfen die Tatsache zu verschleiern, dass Fiatgeld wertlos ist.

Das neue "Geld" hätte einen willkürlich festgelegten Wert, der sich nur schwer zum Wert der alten Währung ins Verhältnis setzen ließe. Das Gleiche ist geschehen, als der Euro eingeführt wurde. Wie bei den bereits existierenden Kryptowährungen würde der Wert dieser neuen digitalen Währung durch Manipulationen und die Nachfrage der leichtgläubigen Öffentlichkeit stark nach oben getrieben. Die Regierungen könnten die neue Kryptowährung verwenden, um die Aufmerksamkeit vom unlösbaren globalen Schuldenproblem abzulenken.

Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England, hat erst kürzlich erklärt, dass die britische Zentralbank die Einführung einer offiziellen Kryptowährung im Jahr 2018 ernsthaft in Erwägung zieht und darüber bereits mit anderen Notenbanken im Gespräch ist. Die Bank of England arbeitet bereits seit 2015 an diesem Projekt und die Technologie wurde 2017 nach Angaben von Carney mit zufriedenstellendem Ergebnis getestet.

Er sagte, dass es sich dabei um eine interessante Anwendung handelt, die sich positiv auf die Stabilität und Effizienz des Finanzsystems auswirke. "Wir sind an dem Fall dran", meinte Carney. Doch ganz offensichtlich hat das Ganze mit finanzieller Stabilität nicht das Geringste zu tun, denn jede neue Fiatwährung, auch wenn sie dieses Mal elektronisch ist, kann nur vorübergehend verschleiern, dass die Welt bankrott ist.

Die Zentralbanken befassen sich also bereits seit Längerem mit diesem Thema und sehen die virtuellen Währungen als Lösung des globalen Schuldenproblems an - und als Möglichkeit, die perfekte Kontrolle über das Geld zu erlangen. Durch Manipulationen könnten sie problemlos unbegrenzte Kryptowährungen erschaffen und deren Wert nach oben treiben. Zudem hätten sie die Möglichkeit, das Vermögen von Einzelpersonen und sämtliche Finanztransaktionen auf elektronischem Wege lückenlos zu überwachen. Es handelt sich hierbei also um einen weiteren beängstigenden Versuch, die finanzielle Unabhängigkeit und Freiheit des Einzelnen beträchtlich einzuschränken. Big Brother lässt grüßen.

Es ist recht wahrscheinlich, dass die westlichen Regierungen innerhalb der nächsten Jahre versuchen werden, ein solches Kryptowährungssystem einzuführen. Es könnte einen Krypto-Dollar, einen Krypto-Euro, ein Krypto-Pfund usw. geben. Denkbar sind sogar Krypto-SZR, basierend auf den vom IWF herausgegebenen Sonderziehungsrechten.


China und Russland haben andere Pläne

Auf dem Weg dahin gibt es jedoch eine Reihe von nicht zu unterschätzenden Hindernissen. Es ist mehr als fraglich, ob Länder wie Russland und China eine von den USA, der EU oder dem Vereinigten Königreich herausgegebene Kryptowährung akzeptieren würden. Den Regierungen dieser Staaten ist bewusst, dass die neuen digitalen Währungen ebenso wertlos wären, wie die Währungen, die sie ersetzen sollen.

China und Russland haben andere Pläne. Sie werden eine durch Gold und Öl gedeckte (Krypto)Währung einführen, die jeder westlichen Währung weit überlegen ist. Auf diese Weise werden China und Russland zu den bedeutendsten Wirtschaftsmächten avancieren, während der Westen in der Bedeutungslosigkeit versinkt.

Solche folgenschweren wirtschaftlichen Umbrüche ereignen sich nicht über Nacht, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg. Nichtsdestotrotz wird 2018 wahrscheinlich ein entscheidendes Jahr, welches den Anfang vom Ende des aktuellen, korrupten Finanzsystems markiert, das bereits seit 105 Jahren überdauert.


Die finale Rally der Aktienmärkte

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Gemessen an praktisch allen Indikatoren sind die Aktien heute weltweit überbewertet und stellen ein sehr riskantes Investment dar. Doch das hält die Märkte nicht davon ab, in bereits schwindelerregender Höhe noch weiter zu steigen, bevor sie schließlich in die Tiefe stürzen. 2008 hatten die Aktien weltweit einen Gesamtwert von 25 Billionen $. Heute beträgt ihr Wert 80 Billionen $. Wird er sich vor dem Crash noch auf 100 Billionen $ erhöhen?

Seit dem Tief im Jahr 2009 wurde der Aufwärtstrend an den Märkten durch die massive Kreditausweitung befeuert. Die Marktschulden, d. h. die Investments auf Kredit, auch bekannt als Margin Debt, haben historische Extreme erreicht und sind heute viel höher als 2000 oder 2007 (siehe Chart unten).

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