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Goldpreis schwach vor US-Zinsanhebung

21.09.2022  |  Markus Blaschzok
Der Goldpreis stieg am heutigen Vormittag kurzzeitig um 15 $ an, nachdem Russland eine Teilmobilmachung angekündigt hatte. Die Aussicht einer Ausweitung des Konflikts in Europa, ließ den Euro um einen US-Cent auf 0,988 $ einbrechen, wodurch der Goldpreis in Euro um über 20 Euro nach oben sprang und seither auf diesem Niveau verharrt. Der Abwärtstrend des europäischen Gemeinschaftswährung ist unvermindert intakt und es droht ein weiterer finaler Abverkauf auf 0,95 $ oder gar 0,90 $ in den nächsten Wochen, sofern die US-Notenbank die Straffung ihrer Geldpolitik planmäßig fortsetzt. Die Augen des Marktes liegen aktuell jedoch primär auf der US-Notenbanksitzung am heutigen Abend.

Bereits vergangene Handelswoche fiel der Goldpreis unter seine wichtige langjährige Unterstützung bei 1.680 $, was Anschlussverkäufe nach sich zog. Auslöser für den neuerlichen Preisrückgang waren die neuen Inflationszahlen in den USA, die mit 8,3% heißer ausgefallen waren, als vom Markt erwartet wurde (8,1%). Die Kerninflationsrate, die im Vormonat noch bei 5,9% lag, kam mit 6,3% ebenfalls heißer rein als der Marktkonsens (6,1%).

Aufgrund der persistent hohen Inflation erwarten aktuell 18% der Marktteilnehmer eine Zinsanhebung um 100 Basispunkte, also einem vollen Prozentpunkt. Nicht nur der Goldpreis, sondern auch die Aktien- und Anleihenmärkte beendeten mit der Aussicht auf einen starken Zinsschritt ihre Erholung und gingen in den letzten Handelstagen wieder auf Talfahrt.

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Die Inflation in den USA liegt auf dem höchsten Stand seit 1982


Die Angst des Marktes vor einer starken Zinsanhebungen ist gerechtfertigt, denn der Leitzins müsste längst viel höher, bei 4% über der Teuerung, liegen, wie die Geschichte zeigt. Damit ist ein Zinsschritt von einem vollen Prozentpunkt mehr als gerechtfertigt, da der Leitzins mit -4,8% real negativ ist und etwa 8,8% höher liegen müsste. Alles unter einem Leitzins von aktuell 12% ist als lockere Geldpolitik zu sehen. Es ist absurd zu behaupten, die US-Notenbank würde mit einem negativen Zinssatz von fast 5% die Inflation bekämpfen, die sie selbst verursacht hat.

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Der Leitzins sollte eigentlich 4% oberhalb der Inflationsrate liegen und nicht fast 8% darunter. Bis dahin ist diese Geldpolitik weiterhin ultralocker


Die US-Notenbank läuft dem Markt, auf dem der Zins für zehnjährige US-Staatsanleihen bereits bei 3,57% und für 2-jährige bei 4,01% liegt, jedoch nur hinterher. Je länger die Inflation auf diesem hohen Niveau verharrt, desto weiter werden die Zinsen in Richtung ihres fairen Marktniveaus ansteigen, das etwa 4% oberhalb der Inflationsrate liegt für kurzlaufende Staatsanleihen.

Nach dem längsten, liquiditätsgetriebenen Konjunkturaufschwung der Geschichte mit historisch einmalig großen Fehlallokationen durch historisch niedrige Zinsen über eine Dekade hinweg, ist eine historisch tiefe Rezession unausweichlich und sicher wie das Amen in der Kirche. Es ist amüsant, wie Medien und Marktteilnehmer seit über einem Jahr rätseln, ob es eine Rezession oder eine sanfte Landung der Wirtschaft geben wird, obwohl es seit spätestens 2020 für jedermann klar sichtbar sein sollte, dass eine historisch starke Depression bevorsteht.

In Italien stiegen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen mittlerweile wieder auf über 4% an, obwohl die EZB mit dem TPI-Programm eingreift und diese Zinsen drückt, um so eine neue Euro-Schuldenkrise zu verhindern. Die Zinsen in den USA werden ebenso weiter ansteigen, da nur der starke US-Dollar eine bisher noch höhere Teuerung verhindert hat. Mit einer Trendwende in der Geldpolitik der US-Notenbank und einer folgenden Schwäche des Dollars, wird die Teuerung in den USA auf diesem hohen Niveau verbleiben oder sogar weiter ansteigen, wodurch es auch weiteren Verkaufsdruck am Anleihenmarkt geben wird.

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Die Zinsen steigen weltweit an und folgen der Inflationsrate


Sobald die westlichen Volkswirtschaften ihren unausweichlichen Weg in die Rezession im kommenden Jahr gehen werden, geraten die Notenbanken unter Zugzwang. Sie werden versuchen den weiteren schnellen Anstieg der Zinsen auszubremsen, was nur durch das neuerliche Drucken von Geld möglich sein wird. Dies wird die Inflation weiter anheizen, weshalb die aktuell hohen Teuerungsraten noch sehr lange bleiben werden.

Die aktuelle Dollarstärke beruht damit auf der Fehleinschätzung des Marktes, die US-Notenbank wollte und könnte durch Zinsanhebungen die Inflation bekämpfen. Den steigenden Zinsen folgt unausweichlich eine tiefe Rezession und schon bald werden die Märkte erkennen, dass die Inflation bleiben wird, die Notenbanker geblufft haben und stattdessen wieder Geld drucken werden, um die Zinsen zu stabilisieren. Dann werden die Menschen das Vertrauen in die Geldpolitik verlieren und Gold schnell auf neue Allzeithochs ansteigen.


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