Eine einfache und konstruktive Lösung
01.11.2007 | Theodore Butler
In den späten, wärmer werdenden Tagen des Kalten Kriegs, äußerte Ronald Reagan in Bezug auf die Abrüstungsverhandlungen mit den Sowjets wiederholt die folgende Phrase: "Vertraue aber prüfe nach." Anstatt die andere Seite zu beleidigen, indem man ihnen zeigt, man vertraue ihnen nicht, war dies eine nette Art zu sagen, wir glauben euch, aber wir möchten das, was ihr sagt, bestätigt wissen.
Auch wir wenden dieses Konzept tagtäglich an. Eltern macht es glücklich von ihren Kindern zu hören, dass sie gute Zeugnisnoten in der Schule bekommen haben, aber immerhin wollen sie noch einen Blick drauf werfen. Investoren glauben ihren Brokern, dass diese einen Handel in ihrem Auftrag abgeschlossen haben, dennoch wollen sie immer noch die schriftliche Bestätigung dafür sehen. Angestellte freuen sich über eine Gehaltserhöhung oder eine Prämie, aber sie überprüfen dennoch ihre nächste Lohnabrechnung. Es ist ganz normal die Einzelheiten noch einmal nachzuprüfen, es vermeidet spätere Probleme und Missverständnisse.
Ich beginne diesen Kommentar in dieser Form, weil ich sehr viele E-Mails als Reaktion auf meinen letzten Artikel "Rausgeschmissenes Geld" erhalten habe. Ich schrieb darin über Morgan Stanley (und andere Finanzinstitutionen) die offensichtlich vorgeben, Silber zu lagern, das gar nicht existiert und dafür auch noch Geld kassieren. Die große Mehrheit der Leute, die mir schrieben, fragten mich nach meiner Meinung über den Silber-ETF "SLV", der von Barclays Global Investors betrieben wird und der als der weltweit größte, bekannte Lagerbestand an Silber gilt. Die Leser wollten wissen, ob ich glaube, dass dort echtes, physisches Silber hinter den Zertifikaten stecke.
Bis zum Zeitpunkt, als ich den letzten Artikel verfasste und mich in die Gerichtsunterlagen einlas, hätte ich geantwortet, dass ich, in Anbetracht der renommierten Namen der Investmentfirmen am Silber-ETF, keinen Zweifel daran hätte, dass es dort wirklich Silber gäbe. Ich müsste jedoch lügen, wenn ich das immer noch behaupte. Ich sage ihnen auch warum.
Erstens ist die angebliche, gefühlte Qualität der Namen, wie sich gezeigt hat, keine Absicherung gegen fragwürde Geschäftsmethoden. Auch wenn ich vor einigen Jahren wiederholt über nicht gedeckte Silberlagerkonten geschrieben habe, setzt es mir immer noch ein wenig zu, wenn sich meine Analysen anhand einer Firma mit einem angeblich so "qualitativ hochwertigen" Namen wie Morgan Stanley bestätigen.
Zweitens kam es mir in den Sinn, dass ich etwas heuchlerisch gewesen bin, als ich den ETF aus dem Spiel gelassen habe (gerade wegen des guten Rufs der beteiligten Firmen), als es darum ging den Investoren die klare und konsequente Botschaft zu liefern, sie sollen die Seriennummern und das spezifische Gewicht aller für sie gelagerten 1000-oz-Barren anfordern (auch sollten sie klarstellen, dass sie genau diese Barren auf Nachfrage geliefert bekommen könnten). Zu meiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass ich damals so glücklich (und zugegebenermaßen immer noch überrascht) über die Schaffung eines solchen Investitionsinstruments gewesen bin, dass ich nicht als kleinlicher Mensch oder überkritisch gelten wollte - denn zum ersten Mal konnte das Geld institutioneller Investoren in Silber umgeleitet werden. Es hat mich jedoch schon immer gestört, dass der Barclays-Silber-ETF keine Seriennummern angibt.
Da an diesem Projekt jedoch renommierte Firmen beteiligt waren, genauso wie ein gelisteter Exchange (der AMEX) und die führende Aufsichtsbehörde für Wertpapiere (die SEC), so schien es mir, dass ich kaum berechtigte Zweifel haben könnte, der ETF sei nicht komplett mit Silber gedeckt. In Anbetracht des Falls Morgan Stanley, im Speziellen, und vor dem Hintergrund des düsteren Versagens der Wall Street sowie der Aufsichtsbehörden für Bankgeschäfte und Wertpapiere bei der Verhinderung der derzeitigen Hypotheken- und Kreditkrise scheint auch ganz allgemeiner Zweifel durchaus angebracht.
Lassen sie mich meinen Standpunkt ganz deutlich formulieren. Ich sage nicht, dass ich glaube, dass der Barclays ETF nicht durch physisches Silber gedeckt ist. Ich sage, ich hege ab jetzt, angesichts des Falls Morgan Stanley und der Vielzahl von Investmentfirmen und Aufsichtsbehörden, die zur derzeitigen Kreditkrise beigetragen haben, Zweifel auch dort, wo ich vorher noch keine Zweifel hatte.
Desweiteren komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt eine heftige Knappheit beim physischen Silber erleben werden. Wenn es dazu kommt, dann zweifle ich nicht mehr daran, dass die ungedeckten Silberlagerprogramme implodieren werden und dass viele Investoren entdecken werden, dass kein physisches Silber für sie gelagert wurde. Deswegen ist es ein absolutes Muss, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um es später nicht bereuen zu müssen.
Es gehört zu den unverkennbaren Merkmalen meiner Artikel über Silber, dass ich die Leser anstachele, nachzuforschen, die Fakten zu kennen und dann ihren gesunden Menschenverstand anzuwenden. Wenn sie das objektiv tun, bin ich sicher, dass sie selbst zum Schluss kommen werden, langfristig in Silber zu investieren. Ich bin überzeugt, dass Silber die beste Langzeitinvestition weit und breit ist, aber sie sollten nicht nur mir Glauben schenken (oder irgendeinem anderen), berufen sie sich auf sich selbst. Auch kann ich ihnen nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es im Barclays-Silber-ETF richtiges Silber gibt oder nicht.
Glücklicherweise bietet sich hier eine einfache und konstruktive Lösung zur Beantwortung aller offenen Fragen zum Thema Barclays-Silber-ETF. Diese Lösung besteht darin, dass Barclays eine Liste mit Seriennummer und spezifischen Gewichten der aufbewahrten Silberbarren bereitstellen muss.
Zugegeben - im Silber-ETF müsste eine ganze Menge Barren lagern - um die 143.500 (143,5 Mio. oz). Aber die Seriennummern und Gewichte existieren bereits, sie sind schon dokumentiert worden und befinden sich im Besitz des Vermögensverwahrers - JP Morgan Chase (London). Es würde sich hierbei nur um einen einmaligen bürokratischen Aufwand handeln.
Auch ist diese einfache und konstruktive Lösung keineswegs radikal oder beispiellos. Sie kam schon bei dem großen Gold-ETF, GLD, der von Barclays Konkurrenten State Street betrieben wird zur Anwendung. Jede Woche aktualisiert State Street die Liste der Goldbarren. Aktuell gibt es im GLD-ETF ca. 48.000 Barren (à 400 oz). http://www.streettracksgoldshares.com/us/value/bar_list.php
Da es eine Liste für Goldbarren gibt, kann ich mir keine vernünftigen Gründe für Barclays vorstellen, die Liste nicht auch beim Silber einzuführen. Aber ich kann nicht für Barclays sprechen.
Deshalb sollten alle Fragen, die die Existenz von physischem Silber im Barclays-ETF betreffen, auch am besten direkt an Barclays Global Investors gestellt werden. Ich persönlich würde Barclays ganz sicher bitten, eine Liste der treuhänderisch aufbewahrten Silberbarren zu veröffentlichen - wenn sie wollen, zitieren oder schicken sie diesen Artikel mit ihrer Anfrage. Sollte man es ablehnen, die Liste zu veröffentlichen, dies mit Verspätung tun oder aber überhaupt nicht reagieren, dann müssen sie für sich selbst entscheiden, was ihnen das sagen will. Falls sie ein institutioneller Investor sind, gehe ich davon aus, dass ihre Anfrage mehr Durchschlagkraft haben wird, als die eines Kleininvestors. Sie sollten ihre Macht dahingehend nutzen und für sich sicher stellen, dass das Silber auch wirklich existiert.
Dies ist eine Win-Win-Situation für beteiligte und potentielle Silber-ETF-Investoren sowie für Barclays und die beteiligten Firmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich allen beteiligten Parteien einen Gefallen tue, wenn ich die einfache Lösung einer Auflistung der Barren vorschlage.
Kontaktinformation:
Barclays Global Investors
45 Fremont Street
San Francisco, CA 94105
Telefon 415 597 2000
Fax 415 597 2696
E-Mail client.reporting@barclaysglobal.com
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 29.10.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.
Auch wir wenden dieses Konzept tagtäglich an. Eltern macht es glücklich von ihren Kindern zu hören, dass sie gute Zeugnisnoten in der Schule bekommen haben, aber immerhin wollen sie noch einen Blick drauf werfen. Investoren glauben ihren Brokern, dass diese einen Handel in ihrem Auftrag abgeschlossen haben, dennoch wollen sie immer noch die schriftliche Bestätigung dafür sehen. Angestellte freuen sich über eine Gehaltserhöhung oder eine Prämie, aber sie überprüfen dennoch ihre nächste Lohnabrechnung. Es ist ganz normal die Einzelheiten noch einmal nachzuprüfen, es vermeidet spätere Probleme und Missverständnisse.
Ich beginne diesen Kommentar in dieser Form, weil ich sehr viele E-Mails als Reaktion auf meinen letzten Artikel "Rausgeschmissenes Geld" erhalten habe. Ich schrieb darin über Morgan Stanley (und andere Finanzinstitutionen) die offensichtlich vorgeben, Silber zu lagern, das gar nicht existiert und dafür auch noch Geld kassieren. Die große Mehrheit der Leute, die mir schrieben, fragten mich nach meiner Meinung über den Silber-ETF "SLV", der von Barclays Global Investors betrieben wird und der als der weltweit größte, bekannte Lagerbestand an Silber gilt. Die Leser wollten wissen, ob ich glaube, dass dort echtes, physisches Silber hinter den Zertifikaten stecke.
Bis zum Zeitpunkt, als ich den letzten Artikel verfasste und mich in die Gerichtsunterlagen einlas, hätte ich geantwortet, dass ich, in Anbetracht der renommierten Namen der Investmentfirmen am Silber-ETF, keinen Zweifel daran hätte, dass es dort wirklich Silber gäbe. Ich müsste jedoch lügen, wenn ich das immer noch behaupte. Ich sage ihnen auch warum.
Erstens ist die angebliche, gefühlte Qualität der Namen, wie sich gezeigt hat, keine Absicherung gegen fragwürde Geschäftsmethoden. Auch wenn ich vor einigen Jahren wiederholt über nicht gedeckte Silberlagerkonten geschrieben habe, setzt es mir immer noch ein wenig zu, wenn sich meine Analysen anhand einer Firma mit einem angeblich so "qualitativ hochwertigen" Namen wie Morgan Stanley bestätigen.
Zweitens kam es mir in den Sinn, dass ich etwas heuchlerisch gewesen bin, als ich den ETF aus dem Spiel gelassen habe (gerade wegen des guten Rufs der beteiligten Firmen), als es darum ging den Investoren die klare und konsequente Botschaft zu liefern, sie sollen die Seriennummern und das spezifische Gewicht aller für sie gelagerten 1000-oz-Barren anfordern (auch sollten sie klarstellen, dass sie genau diese Barren auf Nachfrage geliefert bekommen könnten). Zu meiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass ich damals so glücklich (und zugegebenermaßen immer noch überrascht) über die Schaffung eines solchen Investitionsinstruments gewesen bin, dass ich nicht als kleinlicher Mensch oder überkritisch gelten wollte - denn zum ersten Mal konnte das Geld institutioneller Investoren in Silber umgeleitet werden. Es hat mich jedoch schon immer gestört, dass der Barclays-Silber-ETF keine Seriennummern angibt.
Da an diesem Projekt jedoch renommierte Firmen beteiligt waren, genauso wie ein gelisteter Exchange (der AMEX) und die führende Aufsichtsbehörde für Wertpapiere (die SEC), so schien es mir, dass ich kaum berechtigte Zweifel haben könnte, der ETF sei nicht komplett mit Silber gedeckt. In Anbetracht des Falls Morgan Stanley, im Speziellen, und vor dem Hintergrund des düsteren Versagens der Wall Street sowie der Aufsichtsbehörden für Bankgeschäfte und Wertpapiere bei der Verhinderung der derzeitigen Hypotheken- und Kreditkrise scheint auch ganz allgemeiner Zweifel durchaus angebracht.
Lassen sie mich meinen Standpunkt ganz deutlich formulieren. Ich sage nicht, dass ich glaube, dass der Barclays ETF nicht durch physisches Silber gedeckt ist. Ich sage, ich hege ab jetzt, angesichts des Falls Morgan Stanley und der Vielzahl von Investmentfirmen und Aufsichtsbehörden, die zur derzeitigen Kreditkrise beigetragen haben, Zweifel auch dort, wo ich vorher noch keine Zweifel hatte.
Desweiteren komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass wir zu einem bestimmten Zeitpunkt eine heftige Knappheit beim physischen Silber erleben werden. Wenn es dazu kommt, dann zweifle ich nicht mehr daran, dass die ungedeckten Silberlagerprogramme implodieren werden und dass viele Investoren entdecken werden, dass kein physisches Silber für sie gelagert wurde. Deswegen ist es ein absolutes Muss, die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um es später nicht bereuen zu müssen.
Es gehört zu den unverkennbaren Merkmalen meiner Artikel über Silber, dass ich die Leser anstachele, nachzuforschen, die Fakten zu kennen und dann ihren gesunden Menschenverstand anzuwenden. Wenn sie das objektiv tun, bin ich sicher, dass sie selbst zum Schluss kommen werden, langfristig in Silber zu investieren. Ich bin überzeugt, dass Silber die beste Langzeitinvestition weit und breit ist, aber sie sollten nicht nur mir Glauben schenken (oder irgendeinem anderen), berufen sie sich auf sich selbst. Auch kann ich ihnen nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es im Barclays-Silber-ETF richtiges Silber gibt oder nicht.
Glücklicherweise bietet sich hier eine einfache und konstruktive Lösung zur Beantwortung aller offenen Fragen zum Thema Barclays-Silber-ETF. Diese Lösung besteht darin, dass Barclays eine Liste mit Seriennummer und spezifischen Gewichten der aufbewahrten Silberbarren bereitstellen muss.
Zugegeben - im Silber-ETF müsste eine ganze Menge Barren lagern - um die 143.500 (143,5 Mio. oz). Aber die Seriennummern und Gewichte existieren bereits, sie sind schon dokumentiert worden und befinden sich im Besitz des Vermögensverwahrers - JP Morgan Chase (London). Es würde sich hierbei nur um einen einmaligen bürokratischen Aufwand handeln.
Auch ist diese einfache und konstruktive Lösung keineswegs radikal oder beispiellos. Sie kam schon bei dem großen Gold-ETF, GLD, der von Barclays Konkurrenten State Street betrieben wird zur Anwendung. Jede Woche aktualisiert State Street die Liste der Goldbarren. Aktuell gibt es im GLD-ETF ca. 48.000 Barren (à 400 oz). http://www.streettracksgoldshares.com/us/value/bar_list.php
Da es eine Liste für Goldbarren gibt, kann ich mir keine vernünftigen Gründe für Barclays vorstellen, die Liste nicht auch beim Silber einzuführen. Aber ich kann nicht für Barclays sprechen.
Deshalb sollten alle Fragen, die die Existenz von physischem Silber im Barclays-ETF betreffen, auch am besten direkt an Barclays Global Investors gestellt werden. Ich persönlich würde Barclays ganz sicher bitten, eine Liste der treuhänderisch aufbewahrten Silberbarren zu veröffentlichen - wenn sie wollen, zitieren oder schicken sie diesen Artikel mit ihrer Anfrage. Sollte man es ablehnen, die Liste zu veröffentlichen, dies mit Verspätung tun oder aber überhaupt nicht reagieren, dann müssen sie für sich selbst entscheiden, was ihnen das sagen will. Falls sie ein institutioneller Investor sind, gehe ich davon aus, dass ihre Anfrage mehr Durchschlagkraft haben wird, als die eines Kleininvestors. Sie sollten ihre Macht dahingehend nutzen und für sich sicher stellen, dass das Silber auch wirklich existiert.
Dies ist eine Win-Win-Situation für beteiligte und potentielle Silber-ETF-Investoren sowie für Barclays und die beteiligten Firmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich allen beteiligten Parteien einen Gefallen tue, wenn ich die einfache Lösung einer Auflistung der Barren vorschlage.
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Barclays Global Investors
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© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 29.10.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.