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Palladiumpreis im freien Fall unter 1.000 $

15.11.2023  |  Markus Blaschzok
Der Goldpreis fiel in der vergangenen Handelswoche um mehr als ein Prozent auf 1.932 $ und verzeichnete damit den zweiten wöchentlichen Rückgang in Folge. Zum einen sorgten hawkishe Äußerungen von FED-Chef Jerome Powell für Verkaufsdruck und zum anderen die nachlassenden Sorgen um eine Ausweitung des Konflikts im Mittleren Osten auf weitere Länder.

In seinen Äußerungen auf einer Podiumsdiskussion des Internationalen Währungsfonds am Donnerstag sagte Powell, dass die FOMC-Mitglieder der US-Notenbank noch nicht zuversichtlich seien, dass die Zinssätze bereits hoch genug wären, um die Inflation im Laufe der Zeit auf das Ziel von 2% zu senken und man "nicht zögern wird" die Zinsen erneut anzuheben. Dies überraschte die Märkte und der Goldpreis kam erneut unter Verkaufsdruck. Heute wurden die neuesten US-Inflationszahlen veröffentlicht, auf die die Märkte nach den jüngsten Äußerungen von Powell besonders geachtet haben.

Die Verbraucherpreise lagen sowohl bei den Gesamt- als auch bei den Kerndaten unter den Erwartungen. Der CPI stieg zum Vorjahr um 3,2% an, während die Erwartung bei 3,3% lag. Zum Vormonat waren dieser sogar unverändert, während ein Anstieg von 0,1% erwartet wurde. Im September waren die Preise noch um 0,4% angestiegen.

Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Kernrate ex Energie und Lebensmittel, die im Oktober mit 0,2% unter dem Marktkonsens von 0,3% lag und unter dem Anstieg von 0,3% im September. Die Jahresrate fiel von 4,1% auf 4,0% auf den niedrigsten Stand seit September 2021. Da die niedrigeren Inflationszahlen eine erneute Zinsanhebung unwahrscheinlicher machen, fiel der US-Dollar um 1,4%, worauf der Goldpreis in US-Dollar um 30 $ ansteigen konnte. Der Goldpreis in Euro fiel jedoch um 10 € als Reaktion auf den Anstieg des Euro auf 1,7 US-Cent auf 1,088 $.

Die deflationären Tendenzen nehmen unterdessen weiter zu, während die Volkswirtschaften in eine Rezession abgleiten, weshalb ein weiterer Rückgang der Inflationsrate zu erwarten ist. Der Rückgang der Kreditgeldmenge wird letztlich auch den Goldpreis negativ beeinflussen, bis die Notenbanken zur Rettung eilen und erneut Geld aus dem Nichts drucken werden.

Angesichts der deflationären Tendenzen dürfte sich der Goldpreis in nächster Zeit bestenfalls weiter seitwärts in einer Handelsspanne zwischen 1.800 $ und 2.000 $ bewegen, es sei denn, es kommt zu einer Eskalation der geopolitischen Krisenherde oder zu einem Eingreifen der US-Notenbank als Reaktion auf eine Rezession in den nächsten Quartalen. Es bleibt die Befürchtung, dass die Notenbanken diesmal erst spät in einer Rezession reagieren werden und die Deflation für anhaltenden Verkaufsdruck an den Märkten sorgen wird.

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Der Goldpreis fiel die zweite Woche, seitdem die Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts im Mittleren Osten abnimmt


Die Fed hat jedoch längst keine Kaninchen mehr, die sie aus dem Hut zaubern könnte, um in der kommenden Rezession noch stimulierend auf die Wirtschaft bzw. den Konjunkturzyklus einwirken zu können. Jeglicher Versuch mit dem erneuten Drucken von Geld aus dem Nichts das Kreditgeldsystem erneut zu retten, muss letztlich mit einem Anstieg der Inflation und noch höheren Zinsen bezahlt werden. Am Ende des Tages wird es deshalb eine breite Flucht in den sicheren Hafen des Goldes geben, wenn Investoren verstehen, dass weder Anleihen noch Aktien in einer Stagflation Schutz vor realen Verlusten bieten werden.


Draghi warnt vor Rezession und Zerfall der Währungsunion

Der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sagte laut Financial Times, auf einer von der Zeitung organisierten Konferenz in Brüssel, dass die Eurozone bis Ende 2023 mit ziemlicher Sicherheit in eine Rezession geraten werde. "Es ist so gut wie sicher, dass wir bis zum Jahresende eine Rezession haben werden", zitiert die FT den ehemaligen Zentralbanker und ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. "Es ist ziemlich klar, dass die ersten beiden Quartale des nächsten Jahres dies zeigen werden.“

Der belgische Gouverneur Pierre Wunsch, der zuvor in Brüssel gesprochen hatte, räumte die Auswirkungen der strafferen Geldpolitik ein und sagte, dass die Wachstumsrisiken "nach unten tendieren". Die Eurozone befinde sich " in einer schwachen Form der Stagflation", fügte er hinzu.

Weiterhin zweifelte Draghi das Fortbestehen der EU in ihrer aktuellen Form an und forderte indirekt eine Fiskalunion, auch wenn er diesen Begriff vermied: "Entweder handelt Europa gemeinsam und wird zu einer vertieften Union, einer Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben... oder ich fürchte, die Europäische Union wird nicht überleben, wenn sie nicht nur ein gemeinsamer Markt ist.“ Weiterhin forderte Draghi eine "Union, die in der Lage ist, neben der Wirtschaftspolitik auch eine Außen- und Verteidigungspolitik zu betreiben".

Draghi beklagte weiterhin: "In vielen, vielen technologischen Bereichen, technologischen Feldern, haben wir an Präsenz verloren, wir haben an Fußabdruck verloren."

Dass die Europäische Union seit zwei Jahrzehnten vom Rest der Welt abgehängt wird, sind hausgemachte Probleme wie die zu hohen Steuern und zu viel Regulierung, was sich nicht mit noch mehr Zentralisierung lösen lässt. Stattdessen braucht Europa viel niedrigere Steuern und mehr Freiheit, sodass Unternehmen und Zukunftstechnologien auch hier wieder eine Chance haben im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Ich erwarte eine weitere Abwertung des Euro im kommenden Jahr auf die Parität zum US-Dollar. Der Euro wird jedoch womöglich noch weitaus tiefer fallen, da keine Lösungen für die hausgemachten Probleme in Europa auch nur in Sicht sind. Deshalb müssen Anleger im Euroraum ihr Vermögen vor einer weiteren Abwertung der gemeinsamen Schwachwährung schützen. Dies ist am besten mit einem Investment in Gold möglich. Eine Stagflation ist dabei das beste Umfeld für den Goldpreis, da in dieser alle anderen Anlageklassen unattraktiv werden und der sichere Hafen des Goldes vor Inflation von jedermann gesucht wird.


Palladiumpreis unter 1.000 $ weiterhin im freien Fall

Erstmals seit 2018 fiel der Palladiumpreis in der letzten Handelswoche wieder unter die Marke von 1.000 $ je Feinunze. Noch im ersten Quartal 2022 kam es zu einer bemerkenswerten Preissteigerung um 81% auf ein neues Allzeithoch bei 3.400 $, als Reaktion auf die Invasion Russlands in der Ukraine. Russland ist der zweitgrößte Palladiumproduzent der Welt und fördert 40% des weltweit abgebauten Palladiums.

Deshalb sorgten diese Unsicherheiten des Krieges zu Lieferbedenken und so zu einer verstärkten Nachfrage, die den Preis auf ein neues Allzeithoch trieb. Dieser Effekt war jedoch hauptsächlich auf Marktspekulationen und nicht auf eine Schwächung der regionalen Versorgung zurückzuführen.


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